Mahnwachen

Friedenskundgebungen für die Ukraine in Hockenheim, Speyer und Plankstadt

Von 
Jürgen Gruler , Matthias Mühleisen , Vanessa Schwierz und Michael Wiegand
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Bei der Mahnwache am Georgsbrunnen in Speyer gedenken die Teilnehmer der Opfer in der Ukraine und üben Solidarität mit den in Russland vom totalitären Regime verhafteten Friedensdemonstranten. © Gruler

Hockenheim/Speyer/Plankstadt. Russlands Präsident Wladimir Putin hat der Ukraine den Krieg erklärt. In vielen Städten und Gemeinden kommt es zu Mahnwachen und Friedenskundgebungen in der für Solidarität zur Ukraine eingestanden und gegen den Krieg demonstriert wird. 

Hockenheim

Bei einer Friedenskundgebung haben am Freitagabend zahlreiche Teilnehmer ihre Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine zum Ausdruck gebracht. Sie demonstrierten ihre „unverrückbare Haltung gegen den Angriffskrieg in der Ukraine und für den Frieden“, wie Patrick Stypa zur Begrüßung sagte. Die Kundgebung wurde von allen Parteien des Hockenheimer Gemeinderats sowie den Kirchen in der Stadt unterstützt, auch CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Sturm und Oberbürgermeister Marcus Zeitler nahmen teil.

Stypa forderte beim Auftakt vor der Zehntscheune den russischen Präsidenten Putin auf, die militärische Invasion der Ukraine sofort zu stoppen, seine Truppen abzuziehen und die Ukrainer in Frieden und in Selbstbestimmung leben zu lassen. Er sprach den Menschen in dem umkämpften Land Solidarität und Mitgefühl aus.

Viele Hockenheimer folgen dem Aufruf von Parteien und Kirchen und bekundeten ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Sie demonstrierten ihre „unverrückbare Haltung gegen den Angriffskrieg in der Ukraine und für den Frieden“, wie Patrick Stypa zur Begrüßung sagte. © Norbert Lenhardt

Nach Stypa wandte sich Elke Dörflinger stellvertretend für die weiteren Fraktionen mit einem Appell und Frieden und Mitmenschlichkeit an die Teilnehmer, bevor sich die Kundgebung zum Völkerkreuz im Gartenschaupark bewegte, das der Freundeskreis Hockenheim-Commercy als Symbol für Frieden und Aussöhnung errichtet hat. Hier wurde nach einer musikalischen Begrüßung durch Moritz Mildenberger, Volker Oberst und Martin Jacob und einem Friedensgebet durch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche ein Gedenkkranz niedergelegt für die Opfer der Kriegshandlungen der vergangenen Tage.

Jakob Breunig hoffte als Schlussredner, dass es eine Zukunft gibt, „in der Ukrainer und Russen so viel mit Krieg gegeneinander zu tun haben wie Franzosen und Deutsche heute – überhaupt nicht, außer einem dunklen Schatten der Vergangenheit.“ Das Völkerkreuz nannte Breunig einen Ort, um daran zu erinnern, „dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, dass Nationalismus tötet und dass es möglich ist, tiefe Feindschaften zu überwinden.“

Speyer

„Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften verurteilen den russischen Einmarsch in die Ukraine auf das Schärfste. Russland bricht unverhohlen mit dem Völkerrecht und den Grundsätzen der UN-Charta. Es muss weiter mit Hochdruck an diplomatischen Lösungen gearbeitet werden. Die militärische Aggression muss sofort beendet werden. Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine. Europa muss ihnen umfassende humanitäre Hilfe leisten.“ Mit diesem Appell hatte DGB-Vorsitzender Axel Elfert für Freitagabend an den Georgsbrunnen in der Speyerer Innenstadt eingeladen.

Auf Plakaten war „Stoppt Putin!“ oder „Stoppt den Krieg“ zu lesen. Teilnehmer zeigten ein Banner, auf dem stand „Für ein Europa in Frieden und Freiheit“. Und auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder bekam sein Fett weg auf einer Tafel, auf der es hieß: „Lieber kalt duschen, als Gas-Geschäfte mit Putin und Schröder.“

Die gut 200 Teilnehmer zeigten sich aufgewühlt und entsetzt über die Vorgehensweise der russischen Invasoren. Sabrina Albers vom Bündnis für Demokratie und Zivilcourage sprach von „einem verheerenden Angriff auf einen souveränen Staat. Auch in Russland wird gegen den Krieg demonstriert, 1700 Menschen sind deswegen verhaftet worden. Ein schlimmes Zeichen“, so Albers.

„Krieg ist Wahnsinn und bringt nur Verderben. Nicht die russische Bevölkerung will den Krieg sondern Putin in seinem Wahn eines neuen Großrusslands. Man muss sogar Angst vor einer atomaren Eskalation haben und davor, dass Putin als nächstes einen Korridor nach Kaliningrad durch die baltischen Staaten schlagen will“, sagte Axel Elfert. Gerade hier am Georgsbrunnen sei der richtige Platz, um vor Krieg und Faschismus zu mahnen. Hier hätten sich in den 1940ern Nazis versammelt und einer Frau die Haare abgeschoren: „Europa braucht nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus.“

Plankstadt

Die erste Zeile des ökumenischen Gebetes in der evangelischen Kirche traf am Freitagabend direkt den Kern der aktuellen Ängste und Hoffnungen der Menschen in Europa: „Gütiger Gott, wir sehnen uns danach, miteinander in Frieden zu leben.“

Pfarrerin Christiane Banse und ihr Schwetzinger Kollege Uwe Lüttinger hatten spontan dazu eingeladen, angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine „in der Gemeinschaft zu beten und zu singen“, wie Banse in ihrer Einleitung zum Gebet sagte. „Denn wenn wir zum Gebet zusammenkommen, merken wir, dass wir nicht alleine sind mit unserer Sorge um Menschen in der Ukraine, aber auch in Russland, dass wir nicht alleine sind mit unserer Angst vor Krieg und unserem Wunsch nach Frieden . . . Und da ist Gott, der unsere Gebete hört und der uns stärken will.“

Uwe Lüttinger und Pfarrerin Christiane Banse beim Gebet in der Plankstadter Kirche am Freitagabend. © Norbert Lenhardt

Als Gruppe könnten die Ängste durch den Zusammenhalt der Menschen sogar Kraft verleihen – gerade in einer Zeit, in der sie aufgrund der Pandemie bereits seit zwei Jahren nicht zur Ruhe kämen und das Geschenk des Lebens nicht mehr so selbstverständlich sei wie vielleicht zuvor angenommen.

Wichtigste Aussage des Gebetes: „Niemand ist mit seiner Angst alleine.“ Der Wunsch nach Geborgenheit werde in der Gemeinschaft erfüllt. Singend, betend, aber durchaus auch einmal schweigend. So ließen Banse und Lüttinger nach dem gemeinsamen Gesang zu Orgelklängen zwischen ihren kurzen Gebeten stets einige Zeit verstreichen – mal wenige Sekunden, mal eine knappe Minute, in der die Gläubigen ihren Gedanken freien Lauf lassen konnten.

Dass nur zwei Dutzend Menschen dem spontanen Aufruf des geistlichen Duos in die evangelische Kirche gefolgt waren, störte Christiane Banse keineswegs. „Es war ein sehr kurzfristiges Angebot an die Kirchengemeinde. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der dennoch hier ist, um ein Zeichen zu setzen“, betonte sie. „Es ist ein schöner, kraftvoller Impuls, den die Menschen jetzt mit nach Hause nehmen und weitergeben können.“

Kundgebung vor der Kirche in Schwetzingen am 26. Februar

Auch in Schwetzingen wird es eine Friedenskundgebung geben. Am Samstag, 26. Februar, während der Marktzeit von 11.30 bis 12.30 Uhr, halten die Christen aller Konfessionen eine Mahnwache vor der evangelischen Stadtkirche ab. Mit Glockenläuten, Gebeten und mahnendem Schweigen wollen sie verdeutlichen, dass Kriege Konflikte nicht nachhaltig lösen können, dass es politische, wirtschaftliche und diplomatische Lösungen geben muss.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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