Motorsport - Schwetzinger hat mit dem Sieg bei der DTM Trophy auf sich aufmerksam gemacht / Weiterer Aufstieg für 25-Jährigen möglich

Für Marcel Marchewicz geht’s nur bergauf

Von 
Andreas Lin
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Als Marcel Marchewicz vor rund zweieinhalb Jahren eher ein wenig zufällig den Weg zurück in den Motorsport fand, dachte er nicht im Entferntesten daran, dass die DTM irgendwann in seiner Karriere auch nur ansatzweise eine Rolle spielen könnte. Doch das hat sich geändert. Der 25-jährige Schwetzinger ist der populären Rennsportserie deutlich näher gekommen. „Wenn alles gut läuft, könnte der Traum Realität werden.“ Sein überraschender Sieg als Gaststarter bei der Partnerserie DTM Trophy auf dem Nürburgring (wir berichteten) war dafür kein unwesentlicher Baustein.

Begonnen hatte alles für den einstigen erfolgreichen Jugend-Kartfahrer, als er als Sieger eines großen Rennsimulator-Wettbewerbs an der X-Bow Battle Rookies Challenge auf einem Sportwagen des österreichischen Herstellers KTM teilnehmen durfte – und auch diese Serie gewann. Lohn war ein Startplatz als Gastfahrer im letzten Rennen der ADAC GT4-Meisterschaft 2019 auf dem Sachsenring – in dem Marcel Marchewicz gleich Dritter wurde.

Seitdem ging es für den Maschinenbau-Studenten sportlich nur bergauf. Passend dazu sind auf seinem Auto auch Berge zu sehen. Sie sind Teil des Logos des Allgäuer „Schnitzel-Alm“-Racing-Teams, für das Marchewicz seit rund zwei Jahren am Start ist. Dessen Inhaber Thomas Angerer ist sein großer Förderer, sowohl sportlich wie finanziell. „Denn der Knackpunkt ist immer: Wer zahlt die ganze Party?“, verdeutlicht der 25-Jährige, dass es im Motorsport ohne das nötige Geld nicht geht. Autos, Reifen, Ersatzteile, Mechaniker, Reisekosten und, und, und . . . Angerer betreibt nicht nur mehrere Gasthäuser (auch die „Schnitzel-Alm“ in Bad Hindelang), sondern ist vor allem ein enthusiastischer Motorsport-Fan. Viele Jahre war er Vertriebsmitarbeiter bei Abt Sportsline in Kempten und hat irgendwann sein „Schnitzel-Alm“-Team gegründet.

„Der flotte Fleischkäs“ überzeugt

Mittlerweile hat er auch weitere Sponsoren an Land gezogen, darunter ein bekannter Fleischwarenhersteller, weswegen Marcel Marchewicz’ Auto inzwischen „Der flotte Fleischkäs“ genannt wird. Diesem Namen hat er nicht nur bei dem Gastspiel in der DTM Trophy alle Ehren gemacht, sondern auch in der NLS, eine aus zehn Rennen bestehenden Breitensport-Serie, die auf der berühmten Nord schleife des Nürburgrings ausgetragen wird. „Wenn nichts mehr passiert, sind wir Meister“, erzählt er. „Und ich auch“, ergänzt er so nebenbei. Ursprünglich war für diese Saison geplant in der Serie GT 4 Germany zu starten, was aber wegen Corona nicht möglich gewesen sei. „Dann haben wir uns eben für die NLS entschieden.“

Der Start bei der DTM Trophy wird vorerst der einzige bleiben. „Wir wollten uns einfach mal präsentieren und zeigen, was wir können“, erklärt er die Motivation seines Teams, das mittlerweile nicht mehr im Allgäu residiert, sondern in der Eifel nahe dem Nürburgring, weil dort ihre Mechaniker sind und inzwischen auch alle Autos sowie das Material.

Die hatten am Rennwochenende offensichtlich gute Arbeit an dem 510 PS starken AMG Mercedes GT 4 geleistet: „Das Set-up lief super“, blickt Marcel Marchewicz zurück. Und das, obwohl er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten die Hankook-Reifen noch nie gefahren war und im Sprintrennen die Kontakte viel enger sind als auf der Langstrecke. „Das waren neue Faktoren für mich.“ Vorteil für ihn war aber im ersten Training, dass er als einer der wenigsten neue Reifen aufgezogen hatte. So war er gleich der Schnellste. Im Samstagsrennen wurde er dann Achter. Am Sonntag ging er auf Startplatz vier ins Rennen – und beendete es als strahlender Sieger. Unterschätzt worden sei er nicht: „Man kannte uns.“

Und der Erfolg verfehlte seine Wirkung nicht: „Es gab viel Resonanz“, freut sich der Schwetzinger. Sogar der ehemalige DTM-Star Kris Nissen gratulierte ihm persönlich. Für den Bekanntheitsgrad von Marchwicz und seines Teams war es äußerst wichtig. „Das war auch das einzige Ziel.“ Auch der Kontakt zu Mercedes werde immer enger. Ein Beleg dafür: „Ich kenne Bernd Schneider – und er kennt mich.“ Der bekannte Ex-Rennfahrer ist heute Mercedes-AMG-Markenbotschafter. Kein schlechter Kontakt also.

Sein Traum wäre Vollzeit-Rennfahrer, sagt der Maschinenbau-Student, der gerade seine Bachelor-Arbeit bei Porsche schreibt. Er sei aber auch zufrieden, wenn er neben dem Racing – so wie jetzt schon – als Renn-Coach und -Instruktor arbeiten könnte.

DTM keine Utopie mehr

Wie es in der nächsten Saison weitergeht, weiß Marcel Marchewicz noch nicht: „Noch ist es zu früh.“ Dass es in Zukunft noch mindestens eine Stufe hochgehen kann, ist keine Utopie mehr. Aber der 25-Jährige staunt fast über sich selbst: „So ein Aufstieg schon in der dritten Saison ist nicht normal, normalerweise dauert es länger“, lacht er. Aber er weiß auch: „Je weiter es hoch geht, desto teurer wird es.“ Eine Werksunterstützung wäre da perfekt. „Ziel ist es, irgendwo reinzukommen, wo wir nichts mehr zahlen müssen und im besten Fall Geld verdienen.“

Und da sind wir wieder bei der DTM. Dass dort seit 2021 mit Autos der Kategorie gefahren wird, spielt ihm in die Karten. „In der alten DTM hätte ich keine Chance gehabt.“ Jetzt wäre der Schritt leichter. Auch die Serie ADAC GT Masters wäre eine Option. Sollte sich einer der beiden Träume erfüllen, würde der Schwetzinger auch eine Lücke in seiner rennsportlichen Vita schließen: „Ich bin noch nie auf dem Hockenheimring gefahren.“

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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