Jazz-Frühschoppen

Galapagos Bigband in Schwetzingen – das klingt irgendwie exotisch

Seit 50 Jahren gibt es die Galapagos Bigband. Zum Jubiläum spielt sie beim Jazz-Frühschoppen von Schwetzinger Zeitung und Sparkasse am Sonntag, 21. September.

Von 
Jürgen Gruler
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Die aktuelle Besetzung der Galapagos Bigband. © Galapagos Big Band

Schwetzingen. Seit über 20 Jahren sind die Sparkasse Heidelberg und die Schwetzinger Zeitung nun schon in Sachen Jazz gemeinsam unterwegs. Immer am Mozartsonntag laden die beiden Institutionen zum Jazz-Frühschoppen auf die Kleinen Planken in Schwetzingen ein. Nächsten Sonntag, 21. September, ist es wieder soweit. Da stehen Bänke, Tische, Sonnenschirme und eine schöne Bühne auf dem Platz vor dem Lutherhaus (bei Regen geht‘s in die Location).

Der Kindergarten-Förderverein und die umliegenden Gastronomen sorgen für die Bewirtung. Und diesmal spielt die in der Region bekannte Galapagos Bigband – denn die feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Als Special Guests mit an Bord ist die Bubble Bees Bigband der Musikschule Schwetzingen, die das erste Set übernimmt. Jazz verbindet halt Generationen. Wir haben mit den Galapagos-Machern im Vorfeld gesprochen.

Hier die Bläsergruppe bei einem Konzert in Lampertheim. © Berno Nix

Das ist mal ein Jubiläum: 50 Jahre Galapagos Big Band - wie hat denn alles begonnen?

Galapagos : Die Band fand zum Ende der siebziger Jahre als loser Zusammenschluss von Musikern – übrigens vorwiegend Mitarbeiter der Bundespost – zusammen und hieß zunächst auch „Postbigband“. In Räumen der Post wurde auch geübt, aber schnell war klar, dass den Postverantwortlichen diese Musik nicht sonderlich gefiel. Der Auszug der Band war folgerichtig. Bassposaunist Rainer Maertens war Gründer der Galapagos Bigband. Der bis heute bestehende Name sollte in Anlehnung an die Einmaligkeit der Tierwelt auf den der Galapagos Inseln das Besondere des favorisierten Musikstiles, den Bigband-Jazz herausstreichen. Geprobt wurde damals in einem Proberaum in der Belfortstraße in Heidelberg. In den folgenden Jahren wechselten sich weitere, über das Heidelberger Stadtgebiet verteilte Probelokalitäten ab. In den 1980er-Jahren übernahm der Trompeter Rudi Mader aus Heidelberg die musikalische Leitung. Ihm folgten später die Saxophonisten Knut Rössler, Olaf Weithäuser und aktuell Carl Krämer. Der Musikerpool bestand sowohl aus Mitspielern mit berufsmusikalischem Background als auch aus ambitionierten Laieninstrumentalisten.

Gibt es einen Punkt, von dem man heute sagen kann, das war der Durchbruch?

Galapagos: Die Band änderte im Lauf der Zeit immer wieder ihr Konzept, sowohl in musikalischer, organisatorischer als auch stilistischer Hinsicht. Die Band hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. So ist die Band seit einiger Zeit nun auch als Verein organisiert. In Konzerten mit bekannten internationalen Jazzmusikern, die als Gäste auftraten, profitierten Band und Publikum. Besonders zu nennen sind hier Konzerte mit dem Trompeter Ack van Royen, Nils Landgren an der Posaune oder mit Benny Golson am Tenorsaxophon.

Jazz-Frühschoppen



Der Jazz-Frühschoppen der Sparkasse und der Schwetzinger Zeitung findet am Sonntag, 21. September, als Open Air auf den Kleinen Planken statt – bei Regen im Lutherhaus. Die Kosten übernehmen die Veranstalter, der Eintritt ist frei .

Der Frühschoppen beginnt um 11 Uhr und endet etwa um 14 Uhr. Es werden drei Sets gespielt. Das erste Set von der Bigband der Musikschule , die anderen beiden von der Galapagos Bigband , die dieses Jahr 50 Jahre alt wird.

Die Bewirtung übernimmt der Kindergarten-Förderverein , die Erlöse fließen in den guten Zweck. Die benachbarten Wirte bieten zusätzlich Speisen und Getrönke an.

Ab 13 Uhr öffnen in Schwetzingen die Geschäfte anlässlich des Mozartsonntags mit Angeboten und Aktionen. Das Stadtmarketing lädt zum Bummeln ein.

Was war denn das besondere Erfolgsrezept im Vergleich mit anderen Bigbands?

Galapagos: Die Auswahl der gespielten Stücke zeichnete sich immer durch ein anspruchsvolles Qualitätsniveau aus. Hohes musikalisches Können der Bandleader und motivierte Mitspieler waren von Anfang an das Erfolgsrezept. Abläufe wie regelmäßige Proben oder die Mitwirkung aller Bandmitglieder an den vielfältigen organisatorischen Aufgaben sorgten für einen guten Zusammenhalt.

Gibt es einen oder mehrere Auftritte, die man nie vergisst?

Galapagos: Wir hatten viele sehr schöne Auftritte im ganzen europäischen Raum, mit Schwetzingen verbindet uns einer dieser guten Auftritte im Schloss zusammen mit der Jazzlegende Benny Golson. Wir erinnern uns aber auch gerne an die vielen Auftritte in der Heidelberger Stadtbücherei, die durch die bereits genannten Gastmusiker bereichert wurden. Auch Ereignisse neben der Konzertbühne gehören zu den unauslöschlichen Erinnerungen: Auf der Fahrt von Heidelberg zu einem Auftritt in Wangen im Allgäu geriet einmal der Bandbus in einen Autobahnstau. Der damalige Pianist, er war von Beruf Richter, erreichte, dass wir unter Polizeigeleitschutz über die Rettungsgasse das Hindernis verlassen konnten. Wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Konzertbeginn in Wangen an. Aber auch ein Auftritt wie beispielsweise auf der großen Festivalbühne bei „Das Fest“ in Karlsruhe bleibt in Erinnerung – es vermittelt professionelle Konzertatmosphäre.

Blick zurück auf das Jahr 2018 bei einem Konzert. © Thomas Rittelmann

Wie hat sich das musikalische Programm in den 50 Jahren verändert, wie die Besetzung?

Galapagos: Selbstverständlich ist das Programm im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller geworden. Aber ich glaube, dass sich die Band inzwischen wider etwas mehr an der Tradition orientiert. Das musikalische Pogramm der 1980er- und 1990er-Jahre mit anspruchsvollen Arrangements von Bob Mintzer, Toshiko Akyoshi, Peter Herbolzheimer und anderen wurde später von Arrangements jüngerer Musiker wie Ingolf Burckhard erweitert. Der Mix aus klassischen und modernen Arrangements aus Swing, Pop, Funk, und Blues machen die Besonderheit des derzeitigen Programmes aus. Hervorzuheben sind hier auch die Arrangements aus der Feder des derzeitigen musikalischen Bandleiters Carl Krämer, die beispielsweise mit Ausdrucksformen wie gesprochenen Texten das musikalische Hörerlebnis erweitern.

Für Knut Rössler ist Schwetzingen ja ein Heimspiel. Er hat ja lange hier gewohnt. Wer ist noch alles aus der Region dabei?

Galapagos: Der allergrößte Teil der Musiker ist in der Region oder in den Nachbarregionen beheimatet.

Was bekommen wir beim Jazz-Frühschoppen am Mozartsonntag zu hören?

Galapagos: Im Jubiläumsjahr blicken wir zurück auf die Bandgeschichte. Wir wählen Stücke aus, die uns an unsere Gastsolisten der vergangenen Jahre – etwa an Nils Landgren oder Ingolf Burkhard – erinnern und spielen sie mit Solisten aus den eigenen Reihen und natürlich mit Knut Rössler, der ja 40 der 50 Jahre in der Bigband verantwortlich dabei war. Außerdem führen wir zusammen mit Manfred Kern einige Swingklassiker, die man zum Beispiel von Frank Sinatra oder Nat King Cole kennt, auf.

Ihr plant ja ein Special zusammen mit der Band der Musikschule. Wie kann das funktionieren?

Galapagos: Das erste Set spielt die Bubble Bees Bigband der Musikschule Schwetzingen, das zweite Set die Galapagos Bigband. Beim dritten Set kommt Knut Rössler dazu und beim vierten Set Manfred Kern. Dass hier zwei Bands, die Carl Krämer beide leitet, sich den Gig teilen, das ist mehr oder weniger Zufall. Die Schwetzinger Zeitung hatte das vermittelt. Die beiden Bands lernen sich größtenteils erst an diesem Sonntag kennen. Ob es zu einer musikalischen Interaktion zwischen den zwei Besetzungen kommt, das möge am Ende der Jazzgott entscheiden.

Ist die Galapagos Bigband oft unterwegs und bleibt das auch in den nächsten Jahren noch so?

Galapagos: In der Vergangenheit gab es durchaus größere Touren von Montpellier bis Jindrichuv Hradech in Tschechien. In jüngerer Zeit hat sich der Aktionsradius eher auf den Rhein-Neckar-Kreis und benachbarte Regionen verlagert. Größere Reisen sind immer interessant, aber auch durch die Vielzahl der mitspielenden Personen und im Hinblick auf die Familien etwas limitiert und meist auf eine Tagesentfernung beschränkt.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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