Schlossplatz

Hitzemanagement: Deswegen gibt es am Schlossplatz Schwetzingen keinen Brunnen

Wie steht es um das Hitzemanagement am Schwetzinger Schlossgarten? Warum gibt es dort keinen Brunnen? Das sagt die Stadt zu Förderungen für die Begrünung und geplanten Projekten.

Von 
Noah Eschwey
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Auf dem Schlossplatz in Schwetzingen wird es im Sommer sehr heiß. © Noah Eschwey

Schwetzingen. „In anderen Städten ist der Ortskern an heißen Tagen der Treffpunkt vieler verschiedener Menschen. Da gibt es Springbrunnen, an denen Kinder spielen können und Wiese, damit es etwas abkühlt“, schreibt eine Leserin. In Schwetzingen hingegen, meide die Bevölkerung den Schlossplatz an heißen Tagen: „Alles ist versiegelt und es gibt keine Wasserquelle. Der Platz heizt sich richtig auf.“ Andrea Baisch, die Pressesprecherin der Stadt, sieht die Spargelstadt allerdings schon auf dem richtigen Weg: „Insgesamt ist der Schlossplatz heute im Vergleich zu früheren Jahren, als der Platz eine große freie Fläche war und unter anderem als Parkplatz sowie als Straßenbahnhaltestelle genutzt wurde, sehr viel hitzeresistenter.“

Schlossplatz in Schwetzingen ein zentraler Treffpunkt - an 365 Tagen im Jahr

Um die derzeitige Gestaltung des Schlossplatzes zu verstehen, müsse auch die Historie der zentralen Fläche betrachtet werden, so Baisch: „Der Schlossplatz ist das Herz unserer Stadt. Ein Ort, der 365 Tage im Jahr unterschiedlichsten Funktionen gerecht werden muss.“ Er diene als zentraler Treffpunkt für die Schwetzinger Bürgerschaft ebenso wie für auswärtige Gäste und Touristen: „Mit seinem vielfältigen gastronomischen Angebot und seiner Nutzung als Veranstaltungsfläche, etwa für den traditionellen Weihnachtsmarkt, spielt er eine bedeutende Rolle im öffentlichen Leben.“ Zugleich sei der Schlossplatz ein historisch bedeutsamer Ort, der die Verbindung zwischen der Altstadt und der barocken Schlossanlage bilde. „Ein Bezug, der sich auch gestalterisch widerspiegelt: So erinnert die mittig verlaufende Baumallee an die Gestaltungselemente des Schlossgartens“, erklärt die Vertreterin der Verwaltung.

Hitzemanagement auf dem Schlossplatz einer von vielen Aspekten

Und genau das sei auch der springende Punkt: Bei der Schlossplatzgestaltung, die zum vorerst letzten Mal vor 15 Jahren realisiert wurde, müssten viele verschiedene Aspekte bedacht werden. „Der Schutz vor Hitze war dabei nur eines von vielen Themen, das berücksichtigt und soweit möglich bereits mitgedacht wurde.“ So speichere beispielsweise das helle Granitpflaster deutlich weniger Wärme als dunkle Oberflächen, was zur Reduktion von Hitzestau und niedrigeren Temperaturen in den Abendstunden beitragen würde, weiß Baisch: „Zudem laden zahlreiche Sitzgelegenheiten unter den Lindenbäumen zum Verweilen ein und bieten auch an heißen Sommertagen angenehme Rückzugsorte. Die 52 zweireihig gepflanzten Kaiserlinden waren damals bereits zwischen 25 und 30 Jahre alt und wurden extra als hochstämmige Linden mit einer Stammhöhe von 3,40 Meter ausgewählt.“ Hierdurch habe man schnell Beschattung und Kühlung verwirklichen wollen. „Weite Teile des Schlossplatzes werden von den Gastronomen für die Außenbestuhlung genutzt. Große weiße Sonnenschirme und Pflanzkübel sorgen für ein gutes Klima“, findet die Pressebeauftragte.

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„Ein Blick zurück in die Historie des Schlossplatzes zeigt weitere, erhebliche Verbesserungen. Die Carl-Theodor-Straße – die davor als breite zweispurige Straße den Platz zerschnitt – wurde in eine deutlich schmalere Fahrbahn umgebaut. Dadurch wurde der Platz vom Verkehr, der auch Erwärmung mit sich bringt, entlastet.“ Resümierend könne sie also sagen, dass sich auf dem Schlossplatz im Herzen der Kurpfalz in Sachen Hitzemanagement schon viel getan habe: „Insgesamt ist der Schlossplatz heute im Vergleich zu früheren Jahren, als der Platz eine große freie Fläche war und unter anderem als Parkplatz sowie als Straßenbahnhaltestelle genutzt wurde sehr viel hitzeresistenter.“

Springbrunnen in Schwetzingen aus verschiedenen Gründen nicht möglich

Einen Springbrunnen oder eine andere Wasserquelle zu berücksichtigen, sei bei der Planung des Schlossplatzes aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen. „Der Schlossgarten selbst lebt stark von Wasser wie Kanäle, Brunnen und Wasserspiele. Der Schlossplatz hingegen wurde bewusst als städtischer Raum gestaltet – als Bindeglied zwischen Stadt und Schloss, nicht als Verlängerung der Gartenarchitektur.“ Ziel sei gewesen, den Platz stärker für Fußgänger und Aufenthalt zu gestalten und den barocken Achsenbezug zu betonen. „Wasserelemente hätten hier sowohl technisch als auch finanziell erheblichen Mehraufwand bedeutet und wären mit dem Shared-Space-Ansatz, dass der Platz barrierefrei, flexibel nutzbar, verkehrsberuhigt ist, schwer vereinbar gewesen. Die Planer haben stattdessen auf hochwertige Beläge, klare Raumkanten, Beleuchtung und Aufenthaltsqualität gesetzt.“

Hinzu komme, dass der Schlossplatz vorrangig als multifunktional nutzbarer Platz geplant worden sei, auf dem auch vielfältige Veranstaltungen, wie beispielsweise Stadtfeste oder der Weihnachtsmarkt stattfinden können. „Daher wurde generell eine sparsame ,Möblierung‘ verwirklicht und diese dann in den Randbereich des Platzes verlegt“, begründet Baisch.

Förderungen für Klimaschutz

Vorerst seien keine weiteren Umbaumaßnahmen auf dem Schlossplatz geplant: „Der Fokus der Stadtplanung liegt zurzeit auf anderen Gebieten, zum Beispiel auf der Entwicklung rund um das Capitol. In Planung ist derzeit auch die Modernisierung des Trinkbrunnens vor dem Kaufland Markt in der Bahnhofsanlage.“ Um trotzdem auch kostenfreies Trinkwasser anbieten zu können, gebe es Refill-Stationen, beispielsweise die Schwetzinger Zeitung oder die Firma Ochs.

Hitzeschutz sei trotzdem ein Thema, das die Verwaltung umtreibe, „nicht zuletzt mit dem seit 2018 verabschiedeten Klimaschutzkonzept, dessen Umsetzungsergebnisse jährlich vorgestellt werden.“ Im vergangenen Jahr habe Schwetzingen zusätzlich eine Erstberatung zur Klimaanpassung in Anspruch genommen: „In diesem Rahmen wurden die für unsere Stadt besonders relevanten Handlungsfelder identifiziert. Darauf aufbauend konnten erste Maßnahmen umgesetzt werden: Das Generationenbüro und die Volkshochschule organisierten eine Veranstaltungsreihe zum Thema Hitzeschutz, eine Begrünungsberatung wurde in unser städtisches Förderprogramm aufgenommen, der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat erste Temperaturmessungen durchgeführt und über ein neues Smart-City-Messnetz werden seit kurzem Wetterdaten erfasst und in Echtzeit über ein Dashboard bereitgestellt.“ Aktuell werde eine flächendeckende Stadtklimaanalyse erstellt. „Sie wird uns künftig dabei unterstützen, Klimaanpassungsaspekte noch besser in unsere städtische Planung zu integrieren“, verspricht die Pressesprecherin.

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Für das kommende Jahr sei der Startschuss für die Erstellung eines umfassenden Klimaanpassungskonzepts für Schwetzingen geplant. Allerdings gebe es ein bekanntes Problem: die Finanzlage. „Um möglichst viele Maßnahmen daraus umsetzen zu können, sind wir in Zeiten knapper kommunaler Kassen jedoch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Ein Großteil der bisherigen und geplanten Projekte im Bereich Klimaanpassung wurde bereits über Förderprogramme realisiert.“

Auch deswegen wünsche sich die Stadt „eine Unterstützung aus dem privaten Bereich, aus diesem Grunde hat die Stadt Schwetzingen mit dem ,Klimaimpuls-Programm 2025‘ auch eine Förderung eines Beratungsgutscheines ,Grüngestaltung‘ auf den Weg gebracht.“ Somit unterstütze Schwetzingen mit einer Beratung durch den Bundesverband „GebäudeGrün“, das Begrünen und Entsiegeln von Park- und Hofflächen, den Rückbau von Schottergärten, als auch die Dach- und Fassadenbegrünung. Informationen hierzu unter gibt es auf der Seite der Stadt Schwetzingen.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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