Vorgestellt

Ihr Herz schlägt für die Schwetzinger Awo

Gerda Gress ist seit vielen Jahren die gute Seele der Schwetzinger Awo-Begegnungsstätte.

Von 
Rolf Simianer
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Gerda Gress ist die gute Seele der Awo-Begegnungsstätte. © Rolf Simianer

Schwetzingen. Hinter einem alten Holztor in der Hebelstraße 6 befindet sich neben dem „Museum Blau“ die Begegnungsstätte der Schwetzinger Arbeiterwohlfahrt, die Wirkungsstätte von Gerda Gress. Im Innenhof breitet sich eine große, wie abgeräumt wirkende Rasenfläche aus, auf der sich links vorne eine Rutsche und zwei, drei weitere Spielgeräte verlieren .

Sie wird eingerahmt von hohen Mauern zum Teil aus rohem Sandstein mit einem angebauten Taubenschlag in der rechten Ecke, der an den alten Bauernhof erinnert, der einst an dieser Stelle betrieben wurde. In dem luftigen, doch nach außen hin abgeschotteten Raum scheint die Zeit still zu stehen.

Ehrenamtliche Gerda Gress: 77 Jahre alt und kein bisschen müde

Solche Plätze sind selten geworden in der kleinen Stadt, so rar wie Menschen von der Art einer Gerda Gress. Sie, die Leiterin der Begegnungsstätte, führt im Haus durch „ihre“ geräumige und gut ausgestattete Küche und in den gemütlichen Versammlungsraum.

Ich mache meine Arbeit hier solange ich kann, bis zur letzten Minute
Gerda Gress Ehrenamtliche mit Leib und Seele

77 Jahre ist sie alt und kein bisschen müde. „Ich mache meine Arbeit hier solange ich kann, bis zur letzten Minute“, sagt Gerda Gress. Besonders für die Senioren, die oft einsam seien und im Hintergrund stünden. Jeden Dienstag Stuhlgymnastik und anschließend Kaffee und Kuchen. Mittwochs immer zuerst Kaffee und Kuchen, dann Spielenachmittag und hinterher ein kleines Abendessen. Dabei helfen ihr ihre beiden älteren Schwestern Sigrid Schmich und Heide Spranz. Alle drei sind sie Urschwetzingerinnen und geborene Ueltzhöffer.

Auch Gerda Gress Enkel helfen zu besonderen Gelegenheiten

An den Wochenenden ist das Anwesen an Privatleute vermietet, wegen der Spielgeräte und der großen Wiese oft für Kindergeburtstage. Der SPD-Ortsverein trifft sich hier: „Arbeiterpartei und Arbeiterwohlfahrt“, wie Gerda Gress stolz bemerkt. Aber auch die Freien Wähler und der Sängerbund benutzen die Lokalität.

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Zu den großen Veranstaltungen am Fasnachtsdienstag während und nach dem Umzug und am Aschermittwoch zum Heringsessen ist die gesamte Bevölkerung eingeladen. Genauso wie am Spargelsamstag und beim „Schwetzinger Herbst“: „Da helfen neben meinen Schwestern auch noch die Neffen und die Enkel mit“, freut sich Gerda Gress.

Gerda Gress stemmt Ehrenamt auch während Erkrankung ihres Mannes

Seit 47 Jahren ist Gerda Gress Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. Schon ihre Eltern hatten sie als Kind zum Spielen und als Jugendliche zum Putzen und Einkaufen in die Begegnungsstätte mitgenommen. Später war sie auch bei Ferienfreizeiten mit den Eltern dabei.

Ich bin mit dem AWO-Herz auf die Welt gekommen und mache das Ehrenamt, weil ich mich dazu berufen fühle.
Gerda Gress

Nach der Hauptschule lernte die junge Frau Friseurin und arbeitete in ihrem Beruf bis zum Renteneintritt. Gerda Gress war verheiratet und ist Mutter von zwei Kindern. Ihr Mann starb bereits vor 13 Jahren. „Als mein Mann pflegebedürftig wurde und ich ihn zu pflegen begann, rieten mir viele Leute, die Arbeit bei der Awo ruhen zu lassen. Aber das wollte ich nicht; ich hatte Angst, hinterher bei der Awo nicht mehr hineinzukommen“, beschreibt Gerda Gress ihre damalige Situation.

Ein Leben ohne Arbeiterwohlfahrt konnte und kann sich die fitte Endsiebzigerin nicht vorstellen, die nach dem Tod ihres Mannes mit „Vollzeit-Power“ erst so richtig im Ehrenamt loslegte.

So wird die Begegnungsstätte der Awo finanziert

Den Unterhalt der Begegnungsstätte bestreitet die Leiterin aus einem Drittel der Vereinsbeiträge der Schwetzinger Awo-Mitglieder, aus der Kostenbeteiligung der Veranstaltungsbesucher am Essen und Trinken und den Einnahmen durch Vermietungen. Eigentümerin des Hauses in der Hebelstraße sechs ist die Stadt Schwetzingen, die für Reparaturen und Renovierungen aufkommt.

Den großen wiesenartigen Rasen und den Hof pflegen die Gärtner vom städtischen Bauhof, denen Gerda Gress zum Dank ab und zu einen Kuchen backt; denn Backen und Kochen sind ihr Hobby. Außerdem reist sie im Urlaub gerne. „Aber nur innerhalb von Deutschland“, stellt sie klar.

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Eigentlich ist der unermüdlichen Helferin für „ihre“ Senioren nichts zu viel; wem das Gehen schwerfällt, den fährt sie nach der Veranstaltung gerne nach Hause. „Ich bin mit dem AWO-Herz auf die Welt gekommen und mache das Ehrenamt, weil ich mich dazu berufen fühle“, sagt Gerda Gress, und das klingt, als meißelte sie ihre Worte in Stein.

Die aktuellen politischen Ereignisse belasten sie eher. Gerda Gress möchte sich nicht speziell dazu äußern.“ Die Leute sollen sagen, was sie denken, dann miteinander Kompromisse finden und nicht andauernd streiten. Wenn sich sogar Kleinfamilien zerstreiten, wie soll dann eine Gesellschaft im Großen funktionieren ? „, fragt sich Gerda Gress und meint abschließend.“ Es ist doch viel schöner, wenn der eine für den anderen da ist.“

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