Behindertenrat

Inklusion in Schwetzingen ist auf einem guten Weg

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Stefan Kern
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Das tägliche Leben bietet immer wieder Hürden, vor allem für Menschen, die auf Unterstützung wie Rollatoren angewiesen sind. © dpa

Schwetzingen. Gleich zu Beginn des Gesprächs mit dieser Zeitung betonte das dreiköpfige Vorstandsgremium des Planungsausschusses für einen Behindertenbeirat, dass in Schwetzingen bezüglich Inklusion und Integration schon viel erreicht wurde. Gleich mehrfach bekräftigte Gerhard Rummel seine Dankbarkeit gegenüber Gemeinderat und Verwaltung. Die Stadt sei in Sachen Barrierefreiheit ein gutes Stück vorangekommen.

Richtig gut kam bei Rummel und seinen beiden Mitstreitern Claudia Weitzel und Werner Zieger das grüne Licht des Gemeinderates für einen kommunalen Behindertenbeauftragten an. Mit ihm würde ein strukturell wirksamer institutioneller Pflock in das politische Getriebe der kurfürstlichen Residenz gesetzt. Zugleich mache solch eine Position das Wiederaufleben des Behindertenbeirates unverzichtbar. Es brauche einen Knotenpunkt zwischen Bürgern und Verwaltung, um dem Thema Inklusion die notwendige Verankerung in der Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen.

Die drei Mitglieder des Planungsausschussvorstandes für den Behindertenbeirat Schwetzingen Gerhard Rummel (v. l.), Werner Zieger und Claudia Weitzel. © Kern

Vor knapp zwei Jahren nahm der Planungsausschuss für einen Behindertenbeirat seine Arbeit auf. Corona aber auch der Wechsel der Inklusionsbeauftragten Nicole Blem vom Generationenbüro ins Ordnungsamt bedeutete für den Behindertenbeirat ein zumindest vorläufiges Aus. Eine Episode, die nun an ihr Ende kommen soll. Denn mit der Installierung des kommunalen Behindertenbeauftragten, so die Vorstellungen im Planungsteam, soll die Satzung für den Behindertenbeirat in den Gemeinderat eingebracht und dann von diesem verabschiedet werden. Schon im Sommer dieses Jahres soll der Behindertenbeirat wieder tagen. Natürlich sei damit die Welt noch keine bessere. „Aber es ist ein Schritt genau in diese Richtung“, so Weitzel.

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Für die drei steht fest, dass nur eine inklusive Gesellschaft eine anständige und faire Gesellschaft sein könne. Ein Gedanke, bei dem sie sich mit John Rawls (Theorie der Gerechtigkeit) und Avishai Margalit (Politik der Würde) auf zwei politphilosophische Giganten stützen können. Beide betonten von der unerlässlichen Stützung der Schwächsten bis zu dem Gebot, dass anständige Zivilisationen keine institutionellen Demütigungen zulassen dürfen, die grundlegende Bedeutung von inklusiver und integrativer Politik.

Neuerungen am Spargelsamstag

Es gehe, so Rummel, um eine Art Bewusstsein für die, die eher am Rande stünden. Und da gehe es bei Weitem nicht nur um Menschen mit Handicap. Es gehe darum, alle Barrieren, die einer tatsächlichen und umfassenden Gleichberechtigung entgegenstehen, aus dem Weg zu räumen. Es ist eine Politik, so Rummel, von der am Ende nicht nur Behinderte profitierten. „Sie nützt allen Menschen.“ Dabei denkt er an Kabelbrücken, die bei Veranstaltungen nicht nur Menschen im Rollstuhl, sondern auch Eltern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollator nützen. Oder Piktogramme, die Menschen ohne Deutschkenntnisse aber auch Analphabeten zugutekommen. In die letzte Gruppe gehören in Deutschland rund 7,5 Millionen Menschen. Immerhin über acht Prozent der Bevölkerung. Solche Bildsymbole kommen nun in größerem Umfang beim Spargelsamstag, 6. Mai, erstmals zum Einsatz.

Doch es gehe nicht nur um praktische Maßnahmen. Genauso wichtig sei ein Bewusstsein für die Belange der Inklusion und Integration. Eine Gesellschaft, die möglichst alle mitnähme, sei in Sachen Resilienz klar besser aufgestellt und damit insgesamt stabiler, wovon dann wieder alle profitierten.

Dabei habe Schwetzingen auf dem Weg zu einer Gemeinschaft, die niemand ausschließt und demütigt, schon ein beachtliches Teilstück bewältigt. Aber es bleibe immer noch ein weiter Weg, bis inklusive und integrative Strukturen vollumfänglich verwirklicht seien. Und für diesen Weg suchen Weitzel, Zieger und Rummel noch dringend einige Mitstreiter. Sieben bis acht Köpfe müsste der Behindertenbeirat schon zählen. Dabei verspricht Rummel, dass es ein Engagement sei, das sich lohne. Denn es mache einen Unterschied zum Besseren hin.

Kontakt für Interessierte: Gerhard Rummel, E-Mail an rummcom@aol.com.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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