Schwetzingen. Der Wind trieb den Groove weit in den Schlossgarten. Am besten waren Rhythmus und Melodie aber wieder auf der Restaurantterrasse des „Theodors“ zu genießen. Das siebte Konzert der Veranstaltungsreihe Sommer im Schloss am Donnerstagabend war ausverkauft. Kein Wunder, war doch der „unglaubliche, wahnsinnige Thomas Siffling“, so Veranstalter Andreas Bante, mit seinen Soul-Jazz-Allstars auf der Bühne am nördlichen Schlosszirkel zu Gast.
Mit Tenorsaxofonist Alexander „Sandi“ Kuhn, Gitarrist Christoph Neuhaus und Bassist Dirk Blümlein aus Stuttgart sowie Thomas Bauser an der Hammond Orgel aus Freiburg und Schlagzeuger Daniel Mudrack aus Mannheim hatte Siffling geradezu eine wunderbare baden-württembergische Formation zusammengestellt, die zwei Stunden lang eine unbändige Spielfreude unter Beweis stellte. Allesamt sind diese Musiker seit Langem absolute Könner an ihren Instrumenten.
Erlesene Musiker auf der Bühne
Sandi Kuhn wurde 2013 für seine künstlerische Arbeit mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er unterrichtet an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Thomas Bauser hat einen Lehrauftrag für Jazzklavier an der Musikhochschule Freiburg. Er spielt Klavier und Hammondorgel in zahlreichen Formationen der deutschen und schweizerischen Jazzszene und ist Initiator der Freiburger Konzertreihe „Hammond Jazz Night“. Dirk Blümlein gehört zu den gefragtesten E-Bassisten Deutschlands und ist langjähriges Mitglied mehrerer Bands auf vielen Tourneen. Gitarrist Christoph Neuhaus spielt live und im Studio für zahlreiche Bands und Projekte, er ist aktueller Landesjazzpreisträger Baden-Württemberg. Der gebürtige Berliner Daniel Mudrack arbeitet als Schlagzeuger, Komponist und Sound- Designer. Er studierte Jazz-Pädagogik an der Hochschule für Musik in Basel und an der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim.
Thomas Siffling, in feinstem hellem Zwirn mit Krawatte und Weste, begrüßte ein bestens gelauntes Publikum und erklärte zuerst einmal die „Spielregeln“: Immer so lange klatschen, bis die vom Wind angehobenen Notenblätter umgedreht worden sind und sich dabei mit Ausrufen wie „Yeah“ oder „Alright“ ruhig als Kenner der Materie Jazz outen! Die Gäste, „durchaus südländische Typen mit viel Temperament“, so der gebürtige Karlsruher, ließen sich nicht zweimal bitten und zeigten, was in ihnen steckt.
Die kleine Emma war als Erste beim Tanz zum Soul-Jazz der 1970er Jahre. Das achtjährige Töchterchen von Restaurantleiter Jochen Reinhard hatte bereits bei „Amokoma“ auf der Bühne für Unterstützung gesorgt. Das Konzert im besten Blue Note Style bestand im Kern aus dem Album „A Soul Experiment“ des legendären US-amerikanischen Jazz-Trompeters Freddie Hubbard von 1969. Die Kompositionen „Clap Your Hands“, „South Street Stroll“, „Good Humor Man“ und „Watermelon Man“ bekamen gleich viel Applaus.
Die Jazz-Allstars spielten durch, ohne eine Pause. So wollten sie einem drohenden Regenguss entgehen. Doch es blieb weitgehend trocken. Und ein paar wenige Tropfen konnten die gute Stimmung auch nicht trüben.
Treue zur Kultur wird belohnt
„Cantaloupe Island“ von Jazzpianist Herbie Hancock war ebenso zu hören wie das ruhigere Stück „Lonely Soul“. Der Wind frischte noch einmal auf. Dunkle Wolken türmten sich am Abendhimmel. Das „Theodors“ tauchte in sanftes Licht ein. Der Wahlmannheimer Siffling dankte Veranstalter Andreas Bante und Schlosschefin Sandra Moritz für die Einladung. Gerade in Corona-Zeiten bedeute so eine Konzertreihe ein gewisses finanzielles Risiko, bat er die begeisterten Zuhörer, der Kultur weiterhin treu zu bleiben.
„Ein kreatives, südländisch angehauchtes Volk an einem tollem Plätzchen Erde“, bespaßte er seine Fans noch ein bisschen weiter. Nach „Soul Experience“ und „Soul Turnaround“ fehlte auch die Werbung für das „Ella & Louis“ nicht. Seit 2018 betreibt Siffling als künstlerischer Leiter und Geschäftsführer den Jazzclub im Mannheimer Rosengarten, in dem, zu normalen Zeiten, wöchentlich drei bis vier Konzerte gegeben werden. Die Jazz-Komposition „Mercy, Mercy, Mercy“ von Joe Zawinul von 1966 war die umjubelte Zugabe bei dem vergnüglichen Sommerabend im Schlossgarten.
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