Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Jürgen Gruler: Hände weg vom Notfall

Schwetzingen. Vor zwei Jahren wurde noch großspurig das 50-jährige Bestehen der Notfallpraxis Schwetzingen im Schlossrestaurant gefeiert. Die Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung betonten, wie wichtig das gerade hier im ländlichen Raum sei und wie ideal die seit Jahren bestehende gemeinsame Anlaufstelle in der GRN-Klinik funktioniere. Schon alles vergessen? Oder hat sich plötzlich die Kurpfalz in ein Märchenland verwandelt , in dem die Menschen sich nicht mehr am Wochenende verletzen oder unerträgliche Bauchschmerzen bekommen?

Sicher nicht. Wir sind schon gespannt, welche Zahlen die Herrschaften nächste Woche vorlegen wollen, um die Schließung der Notfallpraxis Schwetzingen zu begründen. Anstatt froh zu sein, dass nicht auch noch alle kleineren Notfälle in die umliegenden Großkliniken in Mannheim, Heidelberg und Speyer gekarrt werden, wo stundenlange Wartezeiten auf der Tagesordnung stehen, Schwerstverletzte per Hubschrauber eingeliefert werden und logischerweise den Vorrang bekommen, will man jetzt auch diesen Ast noch abschneiden.

Eigentlich braucht sich doch niemand mehr über den Frustgrad in der Bevölkerung wundern, wenn eine nach der anderen Errungenschaft modernen Lebens aus Kostengründen einkassiert wird. Da wünschte man sich, eine Rakete zu sein, für deren Finanzierung immer Geld da ist, egal, in welche Richtung sie gerade fliegt.

Aber bleiben wir bei der Sache: Gut ist, dass sich die hiesigen Landtagsabgeordneten Born (SPD), Sturm (CDU) und Baumann (Grüne) gleich für den Erhalt der Notfallpraxis in Schwetzingen eingesetzt und sich mit ihr solidarisiert haben. Denn wird es jetzt Zeit, dass Manne Lucha mal seine Ministerkompetenz ins Spiel bringt und deutlich macht, dass die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum – und den gibt’s auch zwischen Großstädten – eine wichtige Rolle einnimmt in der Gesundheitspolitik der grün-schwarzen Landesregierung. Wir sind gespannt.