Evangelische Kirchengemeinde

Kinder besuchen Friedhof und erfahren Wissenswertes zu Bestattungen

Bei den Kinderbibeltagen der evangelischen Kirchengemeinde kommen rund 20 Kinder zusammen. Am Donnerstag stand ein Besuch des Friedhofs auf dem Programm.

Von 
Volker Widdrat
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Bestatter Peter Straub (l.) und seine Kollegin Sarah Fischer (2. v. l.) begrüßten die jungen Teilnehmer der Kinderbibeltage der evangelischen Kirchengemeinde auf dem Friedhof zum Rundgang an die verschiedenen Ruhestätten. © Widdrat

Schwetzingen. Bei den Kinderbibeltagen der evangelischen Kirchengemeinde, die am Sonntag mit einem Familiengottesdienst im Lutherhaus zu Ende gehen, kommen diese Woche rund 20 Kinder zum Thema „Meine Zeit – von Gott geschenkt“ zusammen. Am Donnerstag stand ein Besuch des Friedhofs auf dem Programm.

Diakonin Margit Rothe und Bezirkskantor Detlev Helmer sowie die Konfirmanten Donna, Juliane, Smilla und Louise und die Jugendteamer Selina, Hannah, Kai und Moritz begleiteten die Mädchen und Jungen. Der Schwetzinger Friedhof wurde am 13. August 1870, damals noch weit außerhalb der Stadtgrenzen, für Bestattungen freigegeben. Die im Jugendstil erbaute Friedhofskapelle wurde am 1. April 1908 eingeweiht.

Bestatter Peter Straub hieß die Kinder willkommen. Dann musste er eine Trauerrede halten. Dafür stand seine Kollegin Sarah Fischer den jungen Besuchern Rede und Antwort. Die zweifache Mutter, als Quereinsteigerin in den Beruf der Bestatterin gekommen, musste viele Fragen beantworten. Die Kinder wussten aber auch schon viel über den Umgang mit Verstorbenen und die Beerdigungsformen.

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Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
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Straub Bestattungen stehe 24 Stunden, Tag und Nacht, an 365 Tagen im Jahr ganz persönlich zur Verfügung, versicherte Sarah Fischer. Verstorbene würden von Zuhause oder aus dem Krankenhaus abgeholt, und zwar mit einem Überführungsfahrzeug. Von einem „Leichenwagen“ spreche man heute nicht mehr. Auf dem Friedhof gibt es Wahlgräber für Erdbestattungen im Sarg. Das erstmalige Nutzungsrecht wird für 20 Jahre verliehen. Urnenbeisetzungen sind möglich in Wahl- und Reihenerdgräbern, im Rasengrabfeld und in unmittelbarer Umgebung zu einem Baum sowie in einem anonymen Grabfeld.

Ein Mädchen wusste, dass es auch Bestattungen in einem Friedwald gibt. Auch die Möglichkeit einer Seebestattung war Thema beim Rundgang. Bei einer Erdbestattung im Sarg dauert es etwa fünf Werktage bis zur Beerdigung, bei einer Urnenbestattung zwei bis drei Wochen, erfuhren die Kinder, die sich besonders für die Trauer der Hinterbliebenen und für die Pflege der Grabstätten interessierten.

Im „Garten der Erinnerungen“

Die Gruppe schaute auch im „Garten der Erinnerungen“ vorbei. Das gärtnerbetreute Grabfeld beherbergt alle Bestattungsmöglichkeiten. Zunächst kommt ein Holzkreuz auf ein Grab, bis ein Stein gesetzt werden kann, dauert es immer eine Zeit: „Die Erde muss sich erst absetzen, sonst hält der Grabstein nicht.“ Räumlich abgegrenzt befindet sich im nördlichen Teil des Areals der 1893 eingeweihte israelitische Friedhof.

Bestattungsmöglichkeiten von Muslimen sind ebenfalls angelegt. Die einzelnen Gräber sind mit Blick Richtung Mekka. Großes Interesse fand der Bereich mit den Kindergräbern. Seit 2009 können auch alle totgeborenen Kinder sowie nicht bestattungspflichtige Fehlgeburten mit einem Gewicht von unter 500 Gramm hier die letzte Ruhe finden werden. Zudem existiert eine Gemeinschaftsgrabfläche für stillgeborene Kinder, der „Garten der Sternenkinder“. „Zweimal im Jahr gibt es eine Trauerfeier für die verstorbenen Frühchen“, erzählte Sarah Fischer den Mädchen und Jungen, die auf den kleinen Gräbern bunte Bilder und bemalte Steine sowie Engel, Kuscheltiere und Windrädchen sahen.

Sie freue sich immer, wenn sie gegrüßt werde, verabschiedete sich die liebevolle Bestatterin. Nach einer kurzen Pause an der 2003 geweihten Totenglocke lockte noch ein kleines Friedhofsquiz, das Kai und Moritz vorbereitet hatten. Die jungen Teilnehmer der Kinderbibeltage hatten nach der lehrreichen Tour keine Probleme, besonders gestaltete Grabsteine und die Grabstätte einer berühmten Schwetzinger Familie zu finden oder die letzte Ruhestätte einer Person, die über 95 Jahre geworden ist, zu entdecken.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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