Schwetzingen. Wie steht es aktuell um die Klimaschutzbemühungen der Stadt Schwetzingen und ihrer Bürger? Das wollte die Redaktion von der hiesigen Klimaschutzmanagerin Maike Berkemeier wissen.
Wie schätzen Sie die Klimaschutzbemühungen der Bevölkerung ein? Passiert genug?
Maike Berkemeier: Mein Eindruck ist, dass das Thema Klimaschutz bei der Mehrheit der Bevölkerung angekommen ist und die Mehrzahl der Menschen einen konkreten Beitrag leisten möchte. Das sehen wir zum Beispiel am wachsenden Interesse an unserer Photovoltaikförderung. Allerdings reichen die Bemühungen bei weitem nicht aus, um die globalen Klimaschutzziele, also eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 beziehungsweise zwei Grad, zu erreichen. Dafür bedarf es noch weitgehender Veränderungen in sämtlichen den Klimaschutz betreffenden Bereichen. Dazu zählen neben Energiesparmaßnahmen und der nachhaltigen Energieversorgung die Mobilität, aber beispielsweise auch das persönliche Konsum- und Ernährungsverhalten.
Was tut Not oder wo hätten Sie gern, dass mehr passiert?
Maike Berkemeier: Vor allem im Bereich der Mobilität muss noch viel mehr passieren. Der Verkehrssektor ist in Deutschland einer der größten CO2-Emittenten, der seine Emissionen in den vergangenen Jahren übrigens kaum reduziert hat. Auch in der Schwetzinger Treibhausgasbilanz stammt fast die Hälfte der Emissionen aus dem Bereich Transport und Verkehr, wobei man fairerweise sagen muss, dass ein wesentlicher Teil dieser Emissionen nicht von Schwetzingern verursacht wird, sondern auf Durchgangsverkehre zum Beispiel im Bereich der A 6 oder den Umgehungsstraßen zurückzuführen ist. Mit dem Umstieg auf Elektromobilität werden die Emissionen des Verkehrssektors zwar sinken, allerdings würde ich mir persönlich wünschen, dass es gleichzeitig auch zu einer Reduktion des Verkehrsaufkommens, insbesondere des Pkw-Verkehrs kommt.
Welche Maßnahmen sind in Ihren Augen besonders effektiv? Mit welcher Investition schützt man am meisten das Klima?
Maike Berkemeier: Besonders hohe Emissionen verursachen in Schwetzingen der Verkehr und der Wärmesektor. Folglich können Maßnahmen in beiden Bereichen besonders gut zur Reduzierung der Emissionen beitragen. Konkret heißt das: der Umstieg auf E-Autos oder alternative Mobilitätsformen, insbesondere Fahrrad und ÖPNV. Wirksam sind zudem Investitionen in energetische Gebäudesanierungen beziehungsweise Investitionen in erneuerbare Energiequellen zur Wärmeversorgung. Als Stadt werden wir das Thema Wärme jetzt mit der kommunalen Wärmeplanung angehen und dabei bis Ende 2023 einen Plan vorlegen, wie die Schwetzinger Wärmeversorgung bis 2040 klimaneutral werden kann.
Ist die Stadt denn wenigstens auf dem Weg, ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen?
Maike Berkemeier: In einigen Bereichen wurde schon viel erreicht, zum Beispiel ist das E-Ladenetz in Schwetzingen vergleichsweise gut ausgebaut, es gibt mit Stadtmobil und VRN Nextbike ein gutes Sharing-Angebot und innerstädtisch wurden zahlreiche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umgesetzt. Auch ein Förderprogramm in dem Umfang des Schwetzinger „Klima-Impuls-Förderprogramms“ ist vor allem in kleineren Kommunen eher selten und mit der kommunalen Wärmeplanung gehen wir nun ganz konkret einen weiteren bedeutenden Schritt in Richtung Klimaneutralität. Aber um die gesetzten Ziele zu erreichen und langfristig in allen Bereichen klimaneutral zu werden, gibt es noch sehr viel zu tun. Der direkte Einfluss der Stadtverwaltung auf die CO2-Bilanz ist zudem gering, denn nur zwei Prozent der gesamten Schwetzinger Emissionen entstammen den kommunalen Liegenschaften. Alle anderen Bereiche kann die Stadt nur indirekt beeinflussen. Das heißt, sie kann als Impulsgeber agieren, der die passenden Rahmenbedingungen schafft. Doch nur gemeinsam mit den Bürgern, Schwetzinger Betrieben und allen anderen Akteuren in der Stadt können wir unsere Ziele erreichen. Wichtig ist dabei vor allem eins: Klimaschutz immer mitdenken! Denn Klimaschutz ist ein Querschnittsthema, das alle betrifft. Dies gilt auch für die vielfältigen Aufgabenbereiche der Stadtverwaltung.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Mannheim setzt beim Klimaschutz richtige Akzente