Schwetzingen. Das Thema „Klimaresilienz“, die Stärkung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels, behandelte der jüngste Klimastammtisch des Büros für Klimaschutz der Stadt Schwetzingen. Amtsleiter Wolfgang Leberecht und Klimaschutzmanagerin Maike Berkemeier begrüßten zu der Vortragsveranstaltung im Palais Hirsch rund 30 Zuhörer.
Referent war Dr. Raino Winkler, der mit seiner Abteilung für die Themen Stadtklima, Hitzeaktionsplan und Klimaanpassung bei der Stadt Heidelberg verantwortlich ist. Der promovierte Geograph erläuterte, wie Heidelberg mit den vielen Facetten des Bereichs umgeht. Auch die Stadt am Fluss mit den kühlenden Fallwinden des Neckartals bleibt von der zunehmenden „Mediterranisierung“ des Klimas nicht verschont. Die Durchschnittstemperatur wird weiter ansteigen, die Zahl der Hitzebelastungstage wird sich bis 2050 verdoppeln und die Zahl der „Tropennächte“ mit Temperaturen nicht unter 20 Grad Celsius sogar vervierfachen.
Mehr Niederschlag im Winter, weniger im Sommer, das bedeutet auch mehr Hochwasserereignisse im Winter. Der Starkregen wird zunehmen. Heidelberg müsse daher Schutz- und Vorsorgemaßnahmen für diese Faktoren erarbeiten, ging Winkler auf Hochwasser- und Starkregenrisiko-Management ein. „Resilienz heißt nicht, Schutzwände zu bauen, sondern ein Konzept zu entwickeln“, beschrieb er das Klimawandel-Anpassungskonzept der Stadtverwaltung.
Klimastammtisch Schwetzingen: Problem der Versiegelungen
Beim Stadtklima führen Bebauung und Versiegelung zur Veränderung des Wärmehaushaltes, des Wasserhaushalts und des örtlichen Windfeldes. Der Temperaturunterschied zwischen Heidelberger Innenstadt und außerstädtischem Freiland kann in windschwachen Sommernächten bis zu zehn Grad betragen. Zunehmende Flächenversiegelung verringert die Wasserspeicher- und Verdunstungsleistung. Das Stadtklima-Gutachten für Heidelberg von 2015 ist eine qualifizierte Grundlage für Planer und Politiker, um klimaökologische Aspekte bei der Stadtentwicklungsplanung zu berücksichtigen. Die Anpassungsstrategien an den Klimawandel in Baden-Württemberg beinhalten mehrere Handlungsfelder: Wald und Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Naturschutz und Biodiversität, Wasserhaushalt, Stadt- und Raumplanung sowie Wirtschaft und Energiewirtschaft gehören dazu.
Der Heidelberger Gemeinderat hat 2017 mit großer Mehrheit den Rahmenplan für die Konversionsfläche „US Hospital“ in Rohrbach beschlossen. Der Referent stellte das Projekt als eine „Maßnahme gegen Überhitzung“ vor. Die Konversionsfläche im Süden Heidelbergs wird zu einem neuen Wohnquartier umgestaltet. Elemente der klimawandelgerechten Planung sind ein hohes Grünvolumen, die Entsiegelung, eine verbesserte Belüftung, die Verdunstungskühlung durch offene Wasserflächen und Wasserspiele, Dach- und Fassadenbegrünung sowie Synergien mit Regenwasserbewirtschaftung und Artenschutz. Der Entwicklungsbereich werde trotz baulicher Verdichtung bioklimatisch aufgewertet, so Winkler: „Es muss nur von vornherein schlau geplant werden.“
Heidelberger Maßnahmen sollen Vorbild sein: für kühlende Effekte
Beim technischen und planerischen Konzept zur Minderung der Hitzebelastung arbeiten in Heidelberg unter anderem Stadtplanungsamt, Landschafts- und Forstamt zusammen. Auf dem Gelände im Stadtteil Rohrbach bleiben nur wenige Bestandsgebäude erhalten, viele neue Gebäude kommen hinzu. Der geplante Park mit Teich, offener Rasenfläche und Schattenbereichen unter Bäumen soll für Kühlung sorgen. Auf den „blaugrünen“ Dächern sollen verdünstungsstarke Pflanzen auf dauerstaunasser Fläche wachsen. Bäume haben die stärkste kühlende Wirkung. Auch eine Fassadenbegrünung in windstillen geschlossenen Innenhöfen kann einen stärker kühlenden Effekt haben als gut durchströmte Straßen.
Abschließend stellte der Referent den im Oktober vergangenen Jahres erstellten Entwurf eines Hitzeaktionsplans für Heidelberg vor. Neben der Informationsvorsorge und den persönlichen Schutzmaßnahmen der Bevölkerung sowie der öffentlichen Trinkwasserversorgung umfasst das Konzept auch die „Möblierung hitzegeschützter Bereiche“ und die „Ausweisung kühler Orte“ sowie „geeignete innerstädtische Flächen zur klimaökologischen Optimierung“. Es bleibe aber immer die Frage, was bei einem mühsamen Abwägungsprozess alles durchgesetzt werden könne, so Winkler.
Die Stadtverwaltungen blieben bei der Anpassungsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels weiterhin auf jeden Fall gefordert.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-klimastammtisch-schwetzingen-darum-braucht-die-stadt-gruen-_arid,2076525.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html