Schwetzingen. Höher, schneller, weiter sind Adjektive, die mit Sport in Verbindung gebracht werden. Schön, überschaubar und herzlich gehören zu den Attributen, die den Schwetzinger Spargellauf beschreiben. Zum zwölften Mal wurde dieser am Sonntag ausgetragen und Veranstalter Klaus-Peter Deimann durfte am Ende rundum zufrieden sein. Positive Rückmeldungen zur perfekten Organisation und dem Streckenprofil vor Ort sowie per E-Mail trugen zur Freude genauso bei wie ideales Läuferwetter, ein insgesamt reibungsloser Ablauf und ein Helferstab, den er vor lauter Dankbarkeit in den blauen Himmel heben wollte, sowie Unterstützer, die den Volkslauf zu dem machen, was er ist: ein gemütliches Treffen von Läuferfreunden im traumhaften Ambiente des Schlossgartens Schwetzingen und das zu moderaten Startgebühren.
Ausverkauft war diese Auflage außerdem. Fast 1400 Anmeldungen verzeichneten die Initiatoren, je 500 Starter gingen auf die Fünf- und die Zehn-Kilometer-Distanzen. Vor allem der Schülerlauf über 1200 Meter und der Kinderlauf über 500 Meter waren wieder stark gefragt. Die Kapazitäten beim Schülerlauf wurden sogar noch einmal aufgestockt. „Wir hätten noch mehr Anmeldungen haben können, doch dann hätten wir nicht genügend Medaillen für die Kinder gehabt“, so Deimann.
Und jedes Kind hat ein Edelmetall bekommen – denn letztlich zählt beim Spargellauf vor allem eines: die Freude an der Bewegung. Diese legten schon die Jüngsten an den Tag. Die Bucher-Brüder Lars (6) und Fynn-Leon (11) trainieren eigentlich beim Eishockeyverein Mad Dogs Mannheim. In Schwetzingen und damit in der Nachbarschaft von der Uroma und dem Uropa in Brühl legten die Rheinauer eine flotte Läufereinheit ein. „Das war echt spitze“, fasste Fynn-Leon zusammen. Auch Lia (6) war sehr zufrieden mit ihrem Lauf. Sie trainierte früher einmal beim TV 1864 in Schwetzingen. Cool fand sie, dass Löwe „Schorsch“ vom Turnverein da war und mit Maskottchenkumpel Fred Fuchs von dieser Zeitung nicht nur den Läufern gratulierte, sondern auch für Fotos bereitstand. Na und dann war da noch Spargelprinzessin Emilia I., die erst tags zuvor ihr Amt angetreten hat und die Läufer auf die Strecken schickte.
Spargellauf in Schwetzingen: Heimische Vereine stark vertreten
Während sich die älteren Sportler schon für die langen Strecken in Position brachten, eilten die Jüngsten an den Stand dieser Zeitung. Denn dort gab’s tolle Glitzertattoos von Stefan Rüstig (E.M.S.-Europe aus Reilingen). Nino (2) ließ sich ein Tattoo auf den Arm machen und verfolgte mit Opa Stefano Patti und Mama Pina dann die Läufe wie hunderte Zaungäste. Einige hatten sich mit Plakaten ausgestattet, um zum Beispiel Theo und Emma anzufeuern. Die Jubelrufe beflügelten so manchen auf der Zielgeraden. Das bestätigten die Sportler auf Nachfrage. Dieses Mal waren wieder viele Lokalmatadoren am Start, etwa die ASG Tria Hockenheim, der TV 1864 Schwetzingen, der TV Eppelheim, der TSV Oftersheim, der FV Brühl, aber auch Schulen wie die Schimper-Schule und Hebelianer, die von ihrer Lehrerin und Spargellauf-Mitorganisatorin Birgit Schillinger zur Teilnahme ermutigt worden waren.
Sich gegenseitig motiviert hat das Bürgermeistergespann mit Dr. Ralf Göck (Brühl, 26:49,3 Minuten), Dr. Rene Pöltl (OB von Schwetzingen, 26:04,8) und Timo Wangler (Ketsch, 26:06,5). Wangler war früher international erfolgreicher Skispringer und holte Bronze bei den Juniorenweltmeisterschaften. Er war der Pacemaker des Läufertrios, das die fünf Kilometer gemeinsam bewältigte. Für Schwetzingens Oberbürgermeister Pöltl war es die erste Teilnahme beim Spargellauf – und er war begeistert. „Eine klasse Veranstaltung“, lobte er und war zudem ganz glücklich über seine Zeit.
Die schnellste Runde (16:49,8 Minuten) lief über die kurze Distanz mit Daniel Wagner ein gebürtiger Schwetzinger. Mama Petra Wagner (in Schwetzingen auch unter den Nachnamen Welle bekannt) applaudierte dem 27-jährigen Filius beim Zieleinlauf. Dem Triathleten, der für Eintracht Frankfurt startet, diente dieser Lauf mit als Vorbereitung für den anstehenden halben Ironman im Kraichgau. Er verabschiedete sich daher aus dem Schlossgarten, um noch eine Radeinheit zu absolvieren. Mit Denise Grashoff von der LG Kurpfalz/TSV Oftersheim hielt auch bei den Damen eine heimische Athletin die Fahnen hoch. Gerade aus dem Trainingslager in Italien zurückgekehrt und in Vorbereitung auf die Saison über 800- bis 3000-Meter-Distanzen war sie mit 19:50,6 Minuten zufrieden.
Ihre Trainingszeit erreichte die Schnellste über zehn Kilometer, Laura Brock (SV 98/07 Seckenheim), die die ehemalige Leistungssportlerin Lisa Haderer (GRN-Team) auf Rang zwei verwies. Beide lobten den Lauf, bei dem sie erstmals starteten. Während der Gesamtsieger Eric Nies vom TV Maikammer fast zwei Minuten Vorsprung hatte, lieferten sich Robin Soppa (3.) und Benjamin Weiland (4.) auf den letzten Metern einen spannenden Schlussspurt.
Schwetzingen: Mehr Einsätze seitens des DRK
Genau dieses Vollgasgeben auf der Zielgeraden wurde etlichen Läufern zum Verhängnis. Gerade viele jüngere überforderten sich, da machte der Kreislauf nicht mit, berichteten Michael Fischer und Dr. Hans-Jürgen Scholz vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), die im Vergleich zu den Vorjahren von mehr Einsätzen berichteten, „wenn auch nichts Dramatisches“. Dazu mussten die Sanitäter beim Kinder- und Schülerlauf einige durch Stürze verursachte Schürfwunden behandeln.
Auch die Pulsuhr von Peter Letz aus Schwetzingen blinkte, als er das Feld über die zehn Kilometer hinter Ruth Roth (TV Rheinau) abschloss. Der 76-Jährige erzählte, dass ihn derzeit ein Bandscheibenvorfall ausbremst. Mit seinem Jack Russell Terrier „Pico“ sei er jedoch täglich zehn Kilometer unterwegs und auch sonst hält er sich fit mit Training bei Pfitzenmeier sowie dem Tennisspielen in zwei Mannschaften (AK 65 und AK 70).
„Egal, was wehtut, man muss laufen“, ist das Patentrezept für Fitness bis ins hohe Alter von Peter Preißler. Und der Oftersheimer ist das Paradebeispiel dafür, dass es funktioniert: Er ist 88 Jahre alt und geht dreimal pro Woche trainieren – seit 48 Jahren. „In diesem Jahr habe ich schon 384 Trainingskilometer in den Beinen“, zeigt er den Tracker auf seinem Smartphone. Bandscheibenvorfälle und eine beidseitige Lungenembolie, die er schon hinter sich hat, sind ihm nicht anzumerken. „Freilich, früher bin ich den Kilometer unter vier Minuten gerannt, jetzt brauche ich sieben“, haderte er etwas mit den 37:26 Minuten über die Fünfer-Distanz.
Doch beim Spargellauf geht es nicht um höher, schneller, weiter. Hier zählt das Gemeinschaftserlebnis. Und das war am Sonntag wieder richtig zu spüren.
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