Die Zukunft des Rothacker’schen Hauses am Alten Messplatz ist endlich gesichert. Nach jahrelangem Dornröschenschlaf und diversen Plänen machte der Gemeinderat nun Nägel mit Köpfen: Die Stadt als Eigentümer wird das unter Denkmalschutz stehende Gebäude komplett sanieren und erweitern (wir berichteten). Künftig sollen dort nicht nur ein Spargel- und Stadtmuseum (anstelle des Karl-Wörn-Hauses), sondern auch die Touristeninformation dort Platz finden. „Es entsteht ein kulturelles Zentrum“, betonte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl in der Sitzung am Donnerstag: „Wir werden das Haus 1:1 erhalten können, das Gebäude bleibt für unsere Stadt erhalten.“
Nach einer Machbarkeitsstudie wird das Projekt etwa 9 Millionen Euro kosten, davon allein 5 Millionen für den Erhalt, die Sanierung und die Herstellung der Nutzbarkeit des Gebäudes. Die weiteren Kosten entstehen durch die notwendigen Erweiterungsbauten und die vorgesehene Nutzung als Museum und Touristeninformation. „Aber wenn wir es jetzt nicht machen, wann dann?“, sagte Pöltl im Bezug auf die aktuell gute Finanzlage der Stadt.
Stadt baut Wohnhaus
Und auch auf dem benachbarten Gelände der ehemaligen Spargelgenossenschaft soll sich nun auch etwas tun. 2003 (!) war das Gebäude abgerissen worden, seitdem gab es viele Ideen – unter anderem mehrfach einen Hotelneubau oder früher auch schon mal eine Stadthalle. Jetzt plant die Stadt, ein Wohnhaus mit preisgünstigen Mietwohnungen zu errichten. Zudem soll der öffentliche Parkplatz auf dem Alten Messplatz in die Gesamtmaßnahme eingebunden, also modernisiert und begrünt werden, aber weiterhin für Pkw und Reisebusse zur Verfügung stehen.
Die Fraktionen stehen komplett hinter dem Vorhaben. „Das deckt sich mit den Vorstellungen der Freien Wähler“, meinte Karl Rupp, der sich freut, dass diese Ecke aus dem Schattendasein herausgeholt wird. Bei dieser Gelegenheit solle man nicht vergessen, die „katastrophale Einfahrtssituation“ zum Messplatz zu beseitigen.
Als Eigentümerin des Gebäudes ist es unsere Pflicht, dieses dem Denkmalschutz entsprechend zu sanieren“, betonte Sarina Kolb (CDU). Ihrer Fraktion sei es wichtig, ein „lebendiges und vor allem weitestgehend unbürokratisches Zentrum für gelebte Kultur zu schaffen und dieses auch der Schwetzinger Vereinswelt zuzuführen“. Simon Abraham (SPD begrüßt die die Kombi-Lösung mit Touristenzentrum aus Reisebusbahnhof, Parkplatz, Touristinfo und Museum. „Das bedient nicht nur die touristische Identität dieser Stadt, sondern auch die Identität ihrer Bürger. Wir holen wieder ein Stück Geschichte nach Hause.“
Peinliche Untätigkeit
So ähnlich drückte sich Marco Montalbano (Bündnis 90/Die Grünen) aus: „Das ist die längst überfällige Rückgabe eines schützenswerten, historischen Gebäudes an die Bürger.“ Er begrüßte es, dass sich „nach Jahren der schon als peinlich zu bezeichnenden und der Bevölkerung kaum zu vermittelnden Untätigkeit“ nun endlich etwas tue.
Auch der Bau eines Wohnhauses durch die Stadt stieß auf Zustimmung. Die SPD sei immer schon für eine ganzheitliche Betrachtung dieses Bereiches gewesen und habe schon lange die Schaffung von „bezahlbarem Wohnraum“ an dieser Stelle gefordert, meinte Simon Abraham. „Hier entsteht also ein erstes Projekt unserer neuen Schwetzinger Wohnbaugesellschaft, die nun nach zahlreichen Erinnerungen endlich geboren wird“, freute sich Sarina Kolb. Marco Montalbano wünschte sich, dass festgelegt werde, was „günstiger Wohnraum“ ist.
Ebenso einhellig war die Zustimmung für den Umbau der ehemalige Hof-Apotheke – genau zwischen dem Rathaus und dem Bauamt – zum Verwaltungsgebäude. „Wir brauchen Platz“, hatte OB Pöltl eingangs betont und die Gelegenheit als grandios eingestuft: „Das Gebäude ist ein Glücksfall.“ Für dringend benötigte weitere Büroräume für die Verwaltung hatte die Stadt das denkmalgeschützte Haus für 600 000 Euro erworben. Die Gesamtkosten für den Umbau werden sich auf 2,9 Millionen Euro belaufen. „Wir sind zum Schluss gekommen, dass es uns das wert sein muss. Ein historisches Gebäude in solcher Lage gehört in städtische Hände“, erklärte etwa CDU-Sprecherin Sarina Kolb.
Oder wie es Simon Abraham (SPD) ausdrückte: Die Alternative, diese Gebäude anderen zu überlassen, möchten wir uns nicht vorstellen. Allzu sehr schmerzt uns hier noch der leidvolle Umgang mit dem ehemaligen Hotel Löwe.“
Info: Mehr Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de
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