Im Interview

Kulturpass: Schwetzinger ist dankbar für das Angebot

Michael Baunach nutzt den Kulturpass seit 2019. Im Interview spricht der Erwerbsminderungsrentner über seine persönliche Situation, wieso er den Kulturpass hat und wie es ihm geht.

Von 
Vanessa Schwierz
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Michael Baunach besitzt seit über zwei Jahren den Kulturpass – dabei besucht er gerne Veranstaltungen im Schwetzinger Schloss. © Schwierz

Schwetzingen. Das kulturelle Leben für Menschen mit geringem bis gar keinem Einkommen ist oft weit entfernt. Sie können es sich nicht leisten. Das Kulturparkett Rhein-Neckar hat dies mit dem Kulturpass geändert und bietet den Menschen Zugang zu kulturellem Leben. Im Interview mit dieser Zeitung spricht Erwerbsminderungsrentner Michael Baunach (56) über seine persönliche Situation, wieso er den Kulturpass hat und wie es ihm heute geht.

Seit wann besitzen Sie den Kulturpass?

Zur Person: Michael Baunach

Michael Baunach (56) kommt aus Neuwied (zwischen Koblenz und Köln). 2012 ist er der Liebe wegen nach Mannheim gezogen.

Er hat eine Tochter (9) und einen Sohn (27). Seit 2015 lebt er in Schwetzingen und übte dort auch seinen Beruf als Sterilisationsassistent aus.

Aufgrund von gesundheitlichen Problemen konnte er den Beruf nicht mehr ausüben. Seit zwei Jahren ist er Erwerbsminderungsrentner.

Baunach betätigt sich ehrenamtlich. Als „Grüner Herr“ (ehrenamtlich Tätige in der stationären Gesundheits- und Krankenpflege) ist er in der GRN-Klinik beschäftigt. Regelmäßig besucht er auch nebenan das Seniorenzentrum. Er geht mit den Menschen spazieren oder auch mal in die Caféteria.

Er ist auch bei der Nachbarschaftshilfe aktiv und geht für eine Frau einkaufen. vas

Michael Baunach: Ich besitze den Pass seit 2019. Eine „Grüne Dame“ hat mich darauf aufmerksam gemacht. Die Menschen beim Kulturparkett waren sehr nett zu mir und haben mich gut aufgenommen. Ich habe dann auch direkt den Kulturpass erhalten. Dann wurden mir von den Mitarbeitern die ersten Angebote gegeben und auch per E-Mail werde ich darüber informiert. Dadurch kann ich nun Veranstaltungen besuchen, die ich mir durch meine Rente nicht leisten konnte. Ich bin sehr dankbar, dass es ein solches Angebot gibt.

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Warum?

Baunach: Es ist eine tolle Sache. Allein schon die Themen: Kino, Klassik, Jazz, Rock, Pop, Oper, Sportveranstaltungen, Comedy. Da dachte ich mir, dass ich direkt anfrage. Auch die Karten sind gut, die man dort bekommt. Beim SV Sandhausen saß ich bisher auch immer nah am Spielfeld.

Wie ist Ihre persönliche Situation?

Baunach: Ich bin im fünften Jahr Erwerbsminderungsrentner und mache ehrenamtliche Tätigkeiten. Ich hatte Depressionen. War in der Tagesklinik – auch stationär. Seit ich Erwerbsminderungsrentner bin, geht es mir gesundheitlich besser. Ich hatte bisher auch keine Rückschläge. Mir geht es gut, ich bin zufrieden.

Sie sind ehrenamtlich tätig? Was genau machen Sie?

Baunach: Ich bin als „Grüner Herr“ in der GRN-Klinik beschäftigt. Gehe regelmäßig ins Seniorenzentrum, rede mit den Menschen, gehe mit ihnen spazieren oder mal in die Caféteria einen Kaffee trinken. Es gibt auch viele Veranstaltungen, bei denen ich mit eingeplant werde. Wenn ein Ausflug im Schloss stattfindet, schiebe ich eine Patientin ins Schloss. Ich habe zum Beispiel beim Weihnachtsstück den Josef gespielt. Bei der Fasnacht habe ich ein bisschen für Stimmung gesorgt.

Haben sie Vorkehrungen aufgrund der aktuellen gesundheitlichen Lage getroffen – gerade im Bezug darauf, dass Sie auch im Seniorenzentrum ehrenamtlich tätig sind?

Baunach: Eigentlich nicht. Ins Seniorenzentrum und ins Krankenhaus gehe ich derzeit nicht. Da ist jetzt eine Pause angesagt, bis sich die Lage wieder beruhigt. Generell lebe ich mein Leben aber genauso weiter wie bisher. Ich mache mir da keinen Kopf drum. Ich kann eh nicht ändern, was passieren wird. Die Hände desinfiziere ich regelmäßig und zu Hause wasche ich mir meine Hände. Zu Hause bleiben, das mache ich nicht. Da wird man ja depressiv.

Was ist für Sie das Besondere am Kulturpass?

Baunach: Dass man den Eintritt frei hat. Einer „Grünen Dame“ habe ich ihn vor Kurzem gezeigt. Sie hat ihn jetzt auch. Sie besucht einen Malkurs an der Volkshochschule. Das wollte sie schon immer machen, hatte das Geld dafür nicht. Durch den Kulturpass hat sie jetzt die Möglichkeit. Ich habe der Frau dadurch wieder Leben gebracht.

Welche Veranstaltungen besuchen Sie am liebsten?

Baunach: Das ist verschieden. Ich gehe zu einem Kochkurs, das heißt für wenig Geld kochen. Besuche aber auch gerne Spiele des SV Sandhausen und Handballspiele. Ich habe aber auch schon Jazzkonzerte besucht und war bei einer Veranstaltung von „The Voice of Germany.“

Würden Sie Menschen, denen es ähnlich geht wie Ihnen, den Pass empfehlen?

Baunach: Auf jeden Fall. In der Tagesklinik habe ich den Kulturpass vorgestellt. Dort sind viele Leute, wie ich auch, krank. Sie wissen nicht, was sie den ganzen Tag machen sollen. Ich habe den Menschen gesagt, dass es eine tolle Sache ist – dass auch der Lebenswille ein anderer ist.

Wie haben Sie als Kulturpassinhaber die Pandemie erlebt? Seit wann können Sie wieder Veranstaltungen besuchen?

Baunach: Seit den Sommerferien sind Veranstaltungen wieder aktiv. Davor gab es auch zwischendurch immer mal wieder Veranstaltungen wie überall auch. Im Moment besuche ich aber keine Veranstaltungen – auch aus Sicherheitsgründen.

Info: www.kulturparkett-rhein-neckar.de

Das Kulturparkett

Das Kulturparkett Rhein-Neckar ist eine Initiative aus Mannheim, die sich für die gleichberechtigte Teilhabe von Bürgern einsetzt, die über ein geringes Einkommen verfügen und deshalb vom kulturellen Leben der Stadt ausgeschlossen bleiben.

Menschen mit geringem Einkommen erhalten kostenfreien Eintritt zu Kulturveranstaltungen wie Konzerten, Ballett, Opern, Museen, Ausstellungen und Sportevents.

Der Kulturpass ist ein Jahr gültig. Danach kann eine Verlängerung beantragt werden. Es gibt ihn für Kinder und Erwachsene. Er gilt nur für eine Person und kann nicht verliehen oder übertragen werden.

Das Büro ist telefonisch erreichbar unter 06202/5 79 97 84 oder per E-Mail: schwetzingen@kulturparkett-rhein-neckar.de. Sprechstunde ist immer dienstags (außer Feiertag) zwischen 17 und 19 Uhr in der Hebelstraße 6, Awo-Gebäude (Erdgeschoss). Um eine Anmeldung wird gebeten. vas

Redaktion Redakteurin mit Schwerpunkt Online, aber auch Print

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