Ehejubiläum

Langjährige Schwetzinger Renate und Werner Schellenberg feiern Diamantane Hochzeit

Viele Jahre war Werner Schellenberg der Evangelische Dekan in Schwetzingen. Vor mittlerweile 60 Jahren hat er seine Frau, eine ausgebildete Lehrerin, in der Pfalz geheiratet.

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Jürgen Gruler
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Renate und Werner Schellenberg bei einem Schlossgarten-Spaziergang. Hier in den Zirkelsälen haben sie sich beim Theologenball kennengelernt. © Jürgen Gruler

Schwetzingen/Plankstadt. „Mit wem sollte ich leben, wenn nicht mit Dir.“ So steht es auf einem frühen Geschenk zur Diamantenen Hochzeit, das Renate und Werner Schellenberg gerade erreicht hat. Das ist fast noch treffender als der Trauspruch „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen“ (Josua 24,15) mit dem die beiden vor heute genau 60 Jahren in der Kirche in Hambach bei Neustadt vermählt wurden. Die rüstigen Wahl-Plankstadter, die viel Herzblut aber nach wie vor am langjährigen Dienstort Schwetzingen haben, freuen sich darüber, „dass wir noch so lange miteinander sein können und so ein reges Familienleben führen dürfen wie heute“. Und da verwundert es nicht, dass sie jetzt aufbrechen nach Hiddensee, um die Diamantene Hochzeit mit den vier Kindern und zehn Enkeln zu feiern.

Teambildung heißt das Erfolgsrezept der ausgebildeten Grund- und Hauptschullehrerin und des langjährigen Evangelischen Dekans für ihr Zusammenleben. „Wir haben die Entscheidungen immer gemeinsam getroffen, ob es um Werners berufliches Fortkommen ging, um meine Zusatzausbildungen, um die Familie, die Arbeit in der Gemeinde. Jeder hat seine Bereiche gemanagt und wir konnten immer alles miteinander ausdiskutieren“, sagt Renate Schellenberg bei unserem Besuch im Reihenhäuschen in Plankstadt. Übrigens ist das ihr erstes eigenes Zuhause, zuvor waren Schellenbergs immer in Dienstwohnungen untergebracht – so wie das üblich ist bei Geistlichen in der Evangelischen Kirche in Baden.

Der Theologe und die Lehrerin

Kennengelernt haben sich Renate und Werner schon vor 64 Jahren, im Sommer 1958 – beim Theologenball in den Zirkelsälen des Schwetzinger Schlosses. Renates Bruder Hellmut wohnte und studierte zusammen mit Werner im Theologischen Studienhaus in Heidelberg und überredete seine Eltern in Hambach, die 18-jährige Renate zum Ball mitkommen zu lassen. Werner wagte das eine oder andere Tänzchen mit ihr, unterhielt sich recht gut: „Aber gefunkt hat es bei uns beiden erst ein paar Wochen später bei einem Ball in Heidelberg“, verrät er uns. Renate machte 1959 ihr Abi und studierte fürs Lehramt an der PH in Worms, Werner entschwand für ein Jahr nach Amerika in Evanston. Für beide keine einfache Zeit. Dreimal die Woche schrieb Werner seiner Renate, Renate antwortete mindestens einmal, sie saß an ihrer Examensarbeit über die Reformation in der Kurpfalz und ihre Eltern hatten einen schweren Unfall in Italien, bei dem ihr Vater starb, die Mutter schwer verletzt wurde.

Das Hochzeitsfoto von Renate und Werner Schellenberg aus dem Jahr 1962. © Schellenberg

Die Nagelprobe war bestanden, die jungen Leute liebten sich auch nach Werners Rückkehr noch, er wurde 1961 in Lahr ordiniert, trat als Pfarrvikar eine Stelle in Karlsruhe an. Am 21. Juli 1962 war es dann so weit – die Hochzeit in Hambach konnte gefeiert werden. Zusammen ging’s dann an den Bodensee, Pfingsten 1964 wird Werner Schellenberg als Pfarrer in die neu gegründete Diasporagemeinde Allensbach-Bodanrück eingeführt, das Pfarrhaus bietet einen schönen Blick Richtung Insel Reichenau. Die Kinder Martin, Christiane, Matthias und Andreas kommen hier in Südbaden auf die Welt, Werner baut eine neue Gemeinde auf und Renate engagiert sich dabei auch selbst sehr stark. Gerade entsteht in Wallhausen ein Gemeindehaus, Werner steckt voller Pläne, da will Bischof Heidland ihn nach Karlsruhe holen. Der hatte offensichtlich das Team Schellenberg schätzen gelernt, als er im Sommer für eine Woche Campingdienst am Bodensee gemacht hat und in der Zeit bei ihnen im Allensbacher Pfarrhaus wohnte.

Die Zeit in Karlsruhe

Erst sträubte sich Werner Schellenberg, der jetzt Landesjugendpfarrer und Leiter des Amtes für Jugendarbeit in der Kirchenleitung in Karlsruhe werden sollte, am Ende überzeugte ihn der Bischof dann doch. Die inzwischen sechs Schellenbergs ziehen in ein geräumiges Haus in der Kriemhildenstraße, sieben erfüllte Jahre folgen: Konferenzen, Freizeiten, Gespräche mit Mitarbeitern im ganzen Land, die Landessynode, Reisen ins Ausland. „Aber ich war so viel unterwegs und habe eigentlich die schönsten Jahre des Aufwachsens meiner Kinder verpasst“, sagt Werner heute. Da war Renate gefragt, wer nun aber glaubt, sie habe sich in ein Hausmütterchendasein gefügt, geht fehl. „Ich habe meinen Beruf als Lehrerin wieder aufgenommen und habe Religion an einer nahe gelegenen Grundschule unterrichtet. Mit Haushaltspraktikantinnen, die bei mir als pädagogisch geschulter Kraft den Umgang mit den Kindern lernen sollten, ging das auch gut und die Omas, die beide verwitwet waren, haben uns auch viel geholfen. Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder antiautoritär erzogen wurden“, sagt sie uns.

Wieder stärker als Team waren die Schellenbergs dann ab Frühjahr 1976 gefragt, als Werner zum Dekan des damaligen Kirchenbezirks Oberheidelberg ernannt wurde und zum Pfarrer der Melanchthongemeinde in Schwetzingen. Die benachbarte Dienstvilla in der Kurfürstenstraße wurde ihr Zuhause, hier wuchsen die Kinder auf, gingen in Schwetzingen zur Schule. Die Gottesdienste im Melanchthonhaus, die Etablierung einer modernen Gemeindearbeit mit Seniorenkreis, Frauenkreis und Familienfreizeiten, die berühmten Studienreisen nach Israel, Rom, Türkei, Kreta oder Irland, die Sommerfeste und die beliebte Auferstehungsfeier am Ostermorgen um sechs Uhr früh – das Pfarrerpaar sorgte für Schwung in der Gemeindearbeit. Hinzu noch die vielen Aufgaben für Werner im Dekanat mit 31 Gemeinden. Renate unterrichte Religion an der Zeyher-Schule, ihr literarisches Interesse teilte sie in einem bis heute aktiven Kreis mit anderen Pfarrersfrauen, die Freundschaft zur bekannten Dichterin Hilde Domin, ihre Arbeit in der Telefonseelsorge in Mannheim – das macht Renate bis heute aus.

Viel Freude und auch Leid erlebt

Die Pensionierung 1999 war nochmals ein Schnitt im Leben des Teams Schellenberg. Sie zogen nach Plankstadt, ließen den Nachfolgern den Platz, hielten etwas Abstand zum Gemeindeleben, Werner engagierte sich stark im Diakonieverein, baute das Hebel-Haus mit auf, sorgte für einen Treffpunkt für ältere Menschen in der Stadt. Beide Schellenbergs hielten Vorträge in der Volkshochschule, organisierten Abende im Philosophischen Café. Von Krankheiten lassen sie sich nicht unterkriegen, die regelmäßigen Familientreffen auf Hiddensee und in der Pfalz sind für sie Balsam. Renate hält zu allen per WhatsApp Kontakt und sie tun alles, um mobil zu bleiben. „Mit großem Dank blicken wir auf 60 gemeinsame Jahre, in denen wir viel Freude und auch Leid erlebt haben. Wir sind froh, dass wir für andere Menschen hilfreich sein konnten, haben aber auch selbst viel Freundschaft erfahren dürfen.“ Da ist sich das Team Schellenberg mal wieder ganz und gar einig.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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