Ausstellung

In Schwetzingen sind Bilder für Frauen im Iran zu sehen

Die Künstlerin Soroor floh 2005 nach Deutschland. In  der „Neuen Galerie – Farben Schäfer“ in der Mannheimer Straße zeigt sie ihre Werke. Ein Schlüsselerlebnis war der Tod von Jina Masha Amini im letzten Jahr.

Von 
Stefan Kern
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Die iranische Künstlerin Soroor stellt ihre Kunstwerke in der Galerie Farben Schäfer in der Mannheimer Straße in Schwetzingen aus – hier steht sie vor ihren Kunstwerken „Frau der Revolution“ und „Ich als Frau“. © lenhardt

Schwetzingen. Um es gleich vorwegzunehmen. Die Bilder der iranischen Künstlerin Soroor, die ab diesem Samstag in der „Neuen Galerie – Farben Schäfer“ in der Mannheimer Straße gezeigt werden, haben Kraft und deuten auf ein Feuer in der Künstlerin hin, das für den Iran und seine Frauen geradezu lichterloh zu brennen scheint. Man sieht und spürt ihre Verzweiflung und ihren Zorn auf das Regime, das den Menschen in ihrer Heimat die Luft zum Atmen nimmt.

Zugleich findet man in ihren Bildern aber auch Mut und Hoffnung. Und genau hier offenbart sich ihre Kraft, die die Angst soweit als möglich in ihre Schranken weist. Denn der Weg in die Freiheit, da ist sie sich sicher, sei unausweichlich, auch für die Menschen im Iran. Bis dahin sei es aber leider noch ein weiter Weg, der vor allem für die Frauen mit viel Leid einhergehe.

Neue Galerie in Schwetzingen: 2005 nach Deutschland geflohen

1988 in Teheran als Kind christlicher Eltern geboren, erfuhr sie früh, was es heißt, einer Minderheit anzugehören und der Willkür schutzlos ausgesetzt zu sein. Im Jahr 2005 – die Situation für sie und ihre Familie wurde zunehmend unerträglich – entschied sich die Familie für die Flucht nach Deutschland. Hier machte sie am Abendgymnasium in Mannheim Abitur und studierte dann Bildende Kunst und Kunstpädagogik an der freien Kunstakademie Mannheim.

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Ein Schlüsselerlebnis für sie war der Tod der 21-jährigen Jina Masha Amini, die vor genau einem Jahr, am 16. September 2022, durch die iranischen Sicherheitskräfte wegen eines verrutschten Kopftuches zu Tode geprügelt wurde. Ein Akt, der die ganze willkürliche Grausamkeit des Mullah-Regimes offenbare. Ein oder zwei Tage später entstand ihr Bild „Die Frau der Revolution“. Ein Porträt in kräftigen Farben, auf dem Amini fast freundlich, zuversichtlich den Betrachter anschaut. Es ist ein Bild, das vor allem hier dafür sorgen soll, dass die Menschen Amini, die Frauen, ja alle Menschen im Iran nicht vergessen.

Ein Ansatz, der sich wie ein roter Faden durch ihre Werke zieht und auch den Kurator Karlheinz Treiber, den Mitgestalter der kleinen Galerie, Erich Schuh, und Harald Gesell, der die Künstlerin am kommenden Samstag vorstellen wird, fasziniert. Kennengelernt hat Treiber die Künstlerin über seine Grüne Parteikollegin, die baden-württembergische Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer. Für ihn war die Begegnung mit ihren Bildern eine Art Liebe auf den ersten Blick. „Ihre Art zu malen, die für uns eher ungewohnte orientalische Bildersprache, berührte mich.“ Der Gemeinderat aus Hirschberg initiierte eine Ausstellung in der Gemeinde an der Bergstraße, die sehr erfolgreich war. Es hängen nun jedenfalls zwei Bilder von Soroor im Hirschberger Rathaus.

Neue Galerie: Das Leid der iranischen Frauen nicht vergessen

Über die Freundschaft mit Schuh und Gesell kommen die Bilder nun in die kurfürstliche Residenz. Für Soroor, die ihren vollen Namen aus Angst vor dem Mullah-Regime, das ihr bis heute droht, in der Zeitung nicht sehen will, ein weiterer wichtiger Baustein im Kampf für die Menschen im Iran. Mit der Ausstellung „Frau – Leben – Freiheit“ (der Schlachtruf der Demonstrationen nach dem gewaltsamen Tod von Amini, Anm. der Red.) will die Künstlerin den Frauen in ihrer geschundenen Heimat beistehen.

Ganz wichtig ist ihr dabei, dass die Menschen hier das Leid im Iran nicht vergessen. Klar könne der Westen nicht viel tun, aber hinsehen müsse er. Gerade für die Frauen im Iran sei es wichtig zu wissen, dass „wir ihr Leid, die andauernden Demütigungen, sehen und nicht vergessen“. In ihren Augen, und das macht sie mit dem Bild „Weltenbaum“ deutlich, haben wir alle gemeinsame Wurzeln, und das Leid des einen sei das Leid aller. Für die, die diese einnehmend starken Bilder zu sehen bekommen, dürfte das alles gesetzt sein. Denn es sind Werke, deren eindrückliche Bildkraft man nicht so schnell vergisst.

Info: Die Vernissage „Frau – Leben – Freiheit“ in der „Neuen Galerie – Farben Schäfer“ in der Mannheimer Straße 14 beginnt an diesem Samstag, 16. September, 19 Uhr.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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