„Wenn ich als Kandidatin nominiert werde, möchte ich den Wahlkreis für die CDU zurückholen.“ Eine klare Ansage von Sarina Kolb. Die 27-jährige Schwetzingerin gehört neben Alexander Mitsch und Andreas Sturm zu den bislang drei Bewerbern, die sich bei der Delegiertenkonferenz der Christdemokraten Ende März oder Anfang April für die Landtagswahl 2021 vorstellen (wir berichteten). Im exklusiven Gespräch mit dieser Zeitung steckt die Stadträtin und Geschäftsführerin des CDU-Kreisverbandes Mannheim ihre Kernthemen ab und erzählt, was einst das Kanzlerduell zwischen Gerhard Schröder (SPD) und Angela Merkel (CDU) mit ihrer Entscheidung, in die Politik zu gehen, zu tun hatte.
Frau Kolb, wie sind Sie überhaupt zur Politik gekommen?
Sarina Kolb: Ich habe mich schon immer gerne in Diskussionen eingebracht und mich insbesondere für gesellschaftspolitische Fragestellungen begeistert. Als ich dann in der gymnasialen Oberstufe Gemeinschaftskunde als Leistungsfach mit vier Wochenstunden belegte, reifte in mir recht schnell der Gedanke, sich auch aktiv in einer Jugendpartei einzubringen. Für mich war klar, dass das für die CDU sein soll, denn schon Jahre vorher hatte ich als junges Mädchen das Fernsehduell der Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder (SPD) und Angela Merkel (CDU) mit meinen Eltern im Wohnzimmer verfolgt. Da wusste ich: Ich gehöre zum Team CDU.
Was hat Sie an der CDU begeistert?
Kolb: Die CDU steht für eine ausgewogene, unaufgeregte und sachbezogene Politik und spielt nicht mit den Emotionen der Menschen. Wir Christdemokraten richten unsere Politik an der Mitte der Gesellschaft aus und genau das ist für mich der einzig richtige Weg. Jetzt ist es an der Zeit für frischen Wind. Ich möchte als junge Frau Verantwortung übernehmen und gemeinsam mit unseren starken Ortsverbänden den Grünen die Stirn bieten.
Wie ging es dann für Sie weiter?
Kolb: Ich bin vor ziemlich genau zehn Jahren erstmalig zur Jungen Union Schwetzingen gekommen. Wir hatten ein tolles Team und die politische Arbeit hat mir immer riesig Spaß gemacht. Im Jahr 2012 übernahm ich dann den Vorsitz der JU und kam so auch zur CDU und der Frauen Union. Ich bin kein Mensch, der verbissen an Dinge rangeht. Das Leben bietet viele wunderbare Überraschungen und es hat einfach alles gepasst.
Sie sind nicht verbissen, sagen Sie, welche Eigenschaften würden Sie sich zuschreiben?
Kolb: Ich bin ein sehr offener, kommunikativer und unkomplizierter Mensch … aber das müssen natürlich andere beurteilen (lacht). Mir ist es wichtig, Lösungsansätze im Dialog zu entwickeln, den Bürgern zuzuhören und Anregungen mitzunehmen oder ihnen auch mal zu wiedersprechen, wenn sie vielleicht nicht ganz richtig liegen. Haltung zeigen und authentisch handeln, das ist mein Anspruch.
Wie schaut es mit den Eigenschaften zielstrebig und fleißig aus?
Kolb: Nun, ich habe mein Studium an der Hochschule für Rechtspflege in Schwetzingen im Jahr 2014 abgeschlossen und war dann relativ jung im Berufsleben. Im gehobenen Justizdienst habe ich an den Amtsgerichten Maulbronn und Mannheim in den Fachbereichen Grundbuch, Kostenrecht und Vollstreckung gearbeitet. Im vergangenen Frühjahr kam dann das Angebot, die Geschäftsführung des CDU-Kreisverbandes Mannheim zu übernehmen. In solchen Momenten muss man auf sein Herz hören und Chancen ergreifen, auch wenn man dafür sichere Häfen verlässt.
Was sind Ihre Kernthemen, die Sie bei einer möglichen Nominierung für die Landtagskandidatur mitbringen?
Kolb: Die Bildungspolitik ist mir besonders wichtig. Bildung ist die Zukunft unseres Landes, der Schlüssel für ein gutes Leben. Baden-Württemberg ist in diesem Bereich von der Spitzenposition ein Stück weit zurückgefallen. Daher finde ich die Qualitätsoffensive von Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann sehr gut, die mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung sowie dem Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg zwei Einrichtungen geschaffen hat, um die Lehrerfortbildung und die Unterrichtsqualität im Land zu verbessern. Auch die vom Land geförderten Digitalisierungsbeauftragten in den Rathäusern sind ein wichtiger Schritt. Sie entlasten nämlich die Lehrer an den Schulen, die sich dann wieder ihrer eigentlichen Arbeit zuwenden können. Auch im Bereich Krankheitsvertretung muss weiter nachgelegt werden.
Stichwort Lehrer: Der Mangel an Lehrkräften ist das eine Problem, ein anderes die Herausforderung, diese bei wachsenden Ansprüchen zu motivieren. Wie kann das Ihrer Meinung nach gelingen?
Kolb: Erst einmal denke ich, dass die Motivation eine Sache der Persönlichkeit ist – egal bei wem. Ich sehe die kontinuierliche Weiterbildung als eines der wichtigsten Instrumente an. Nur wer fachlich, aber eben auch persönlich auf dem neuesten Stand bleibt, kann junge Menschen auf ihrem Weg sinnvoll begleiten. Die Jugend von heute ist nicht schlechter als früher. Lediglich die Herausforderungen der heutigen Zeit haben sich verändert, das Leben ist schneller geworden und die oft viel zu große Auswahl an Möglichkeiten überfordert verständlicherweise viele Heranwachsende. Daher ist es umso wichtiger, dass Lehrer, Eltern und eben auch die Politik einen klaren Wertekompass vorgeben. Vielleicht würde ein Pflichtjahr für die Gesellschaft nach der Schule dabei helfen, ich persönlich könnte mir das gut vorstellen. Die Politik muss die passenden Umstände dafür schaffen, dass Schüler und Lehrer in jeglicher Hinsicht gute Bedingungen vorfinden.
Wie stehen Sie zur Differenzierung des Schulsystems?
Kolb: Ich bin überzeugt, dass eine Differenzierung wichtig ist. Jedes Kind ist anders und hat verschiedenartige Talente. Und die gilt es, individuell zu fördern. Wir werden jetzt nicht wieder die Hauptschule aus dem Boden stampfen, aber es muss innerhalb der Schulen eine Differenzierung und Förderung stattfinden. Im Übrigen habe ich auch den Wegfall der Grundschulempfehlung nicht begrüßt. Wir haben ein sehr durchlässiges Bildungssystem und starke berufliche Schulen. Es gibt viele Wege, die zum Ziel führen – das müssen wir stärker kommunizieren. Apropos Ziel: Nicht jeder muss Abitur machen. Um die duale Ausbildung beneidet uns die halbe Welt, darauf sollten wir stolz sein. Gerade das Handwerk hat goldenen Boden und bietet tolle Chancen auf Selbstständigkeit und hohe Verdienstmöglichkeiten. Unsere Denkweise ist hier oft zu akademisch. Das wird uns früher oder später auf die Füße fallen, wenn wir nicht gegensteuern. Moderne Arbeitsplätze im Zuge der Digitalisierung sind schon Realität, Unternehmensnachfolgen stehen an. Jetzt braucht es kluge Jungs und Mädels, die auch ganz bewusst den Schritt ins Handwerk suchen. Beispielsweise ist die Meisterprämie ein wichtiger Ansatz, es braucht Wertschätzung und Aufmerksamkeit.
Welches weitere Thema treibt Sie um?
Kolb: Im Hinblick auf meinen beruflichen Werdegang ist die Stärkung des Rechtsstaats und die innere Sicherheit natürlich ein entscheidendes Thema. Gerade bei Richtern, Staatsanwälten, Rechtspflegern und der Polizei muss eine weitere personelle Aufstockung erfolgen. Auch eine angemessene Bezahlung ist wichtig, um langfristig gute Leute anzuwerben und sie auch zu halten. Daher war es richtig, die Absenkung der Eingangsbesoldung wieder aufzuheben und neue Stellen zu schaffen. Das Bild vom kaffeetrinkenden Beamten ist schon lange Vergangenheit, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Wir brauchen Kapazitäten, um Verfahren schneller abzuschließen und Antragsfluten in den verschiedensten Bereichen gerecht werden zu können. Auch die Digitalisierung im öffentlichen Dienst stellt die verschiedenen Behörden vor Herausforderungen, da ist es einfach wichtig, dass nicht alles Spitz auf Knopf geplant ist.
Welches Sicherheitsgefühl besteht Ihrer Meinung nach im Land?
Kolb: Erst einmal möchte ich betonen, dass wir in einem durchaus sicheren Land und einer wirklich gesegneten Region leben. Ein bisschen mehr Demut würde uns diesbezüglich sicher gut tun. Das heißt aber natürlich nicht, dass es keine Herausforderungen und Probleme gibt, die es nun anzugehen gilt. Ängste und Sorgen der Bevölkerung müssen wir ernst nehmen und nicht abtun. Nur dadurch können wir Abwanderungen in die Extreme verhindern und Vertrauen in die Politik zurückgewinnen. Es ist wichtig, klare Worte zu finden und Lösungen im Gespräch aufzuzeigen. Die Panikmache so mancher Gruppierungen verurteile ich hingegen deutlich. Das bringt eine Gesellschaft nicht weiter und löst auch keine Probleme.
Bislang haben Sie zwei Mitstreiter um die Kandidatur. Wie gehen Sie damit um?
Kolb: Ich sehe das Ganze absolut sportlich, es soll ein fairer Wettstreit werden. Wenn sich mehrere Kandidaten zur Wahl stellen, ist das ein gutes Zeichen für die CDU, unseren wunderbaren Wahlkreis und eine lebendige Demokratie. Die Delegierten entscheiden, wer für uns ins Rennen geht, und das ist gut so. Unser Ziel muss am Ende klar sein: Nur gemeinsam können wir gewinnen!
Wo sehen Sie Ihre Stärke?
Kolb: Mit dem Landtagsmandat vertritt man in Stuttgart seine Region, dabei sind gerade die Kommunen das Herzstück unseres Landes. Diese bekommen aber auch immer neue Aufgaben, für die oft finanzielle Mittel fehlen. Hier kann ich mich mit meiner kommunalpolitischen Erfahrung einbringen. Ich möchte die Menschen an einen Tisch bringen, wenn es beispielsweise um die Gewinnung von Fördergeldern geht, und mit den Bürgermeistern der Gemeinden eng zusammenarbeiten.
Umweltschutz ist vor allem ein grünes Thema. Wie stehen Sie dazu?
Kolb: Der Klimaschutz ist nicht Thema einer Partei – er geht uns alle an. Das C in der CDU steht für die Bewahrung der Schöpfung und einen bewussten Umgang mit Ressourcen. Daher habe ich mich auch gegen den geplanten Kiesabbau im Gewann Entenpfuhl insbesondere wegen der Gefahren für die Trinkwasserversorgung in der Region ausgesprochen. Das beschäftigt mich persönlich sehr. Grundsätzlich sehe ich die Kernaufgabe in der innovativen Weiterentwicklung zukunftsfähiger Technologien, die Wirtschaft und Klimaschutz zusammenbringt. Wir Christdemokraten stehen nicht für Verbote, sondern für Fortschritt. Beispielsweise sehe ich Wasserstoff als eine wichtige Antriebsmöglichkeit der Zukunft – gerade im Land der Automobilindustrie müssen wir hier federführend unterwegs sein.
Gibt es eigentlich ein politisches Vorbild für Sie persönlich?
Kolb: (überlegt) Wer mich nachhaltig beeindruckt hat, ist Wolfgang Bosbach – ein Politiker mit Ecken und Kanten, der keine Konflikte scheut, kein Parteisoldat geworden ist und sich immer seine offenherzige Art und eigene Meinung bewahrt hat.
Zur Person: Sarina Kolb
Sarina Kolb ist 27 Jahre alt, wurde in Heidelberg geboren und ist in Schwetzingen aufgewachsen. Sie besuchte das Ursulinen-Gymnasium in Mannheim und machte dort 2011 ihr Abitur.
Nach ihrem dualen Studium an der Hochschule für Rechtspflege arbeitete sie als Diplom-Rechtspflegerin (FH) im gehobenen Justizdienst an den Amtsgerichten Maulbronn und Mannheim, ehe sie 2019 die hauptamtliche Kreisgeschäftsführung der CDU Mannheim übernahm. Mit 21 Jahren wurde sie erstmalig in den Schwetzinger Gemeinderat gewählt, in der Spargelstadt führt sie sowohl den CDU-Stadtverband als auch die CDU-Gemeinderatsfraktion an. Zudem engagiert sie sich seit vielen Jahren im Kreisvorstand der CDU und der Frauen Union Rhein-Neckar. Sie bezeichnet Politik als ihre Leidenschaft und setzt sich gerne für die Menschen und ihre Anliegen ein.
Ihre Freizeit verbringt Kolb am liebsten mit ihrer Familie und ihren Freunden. Ruhe findet sie vor allem in langen Spaziergängen in der Natur oder beim Sport. Wenn es die Zeit zulässt, reist sie gerne und lernt dabei neue Kulturen kennen.
Weitere Infos zu ihrer Kandidatur gibt es unter www.sarina-kolb.de
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