Mozartfest

Mozarts „Zauberflöte“ in Schwetzingen aufgeführt

Warum die Inszenierung im Rokokotheater heilsame Kräfte der Musik entfaltet.

Von 
Uwe Rauschelbach
Lesedauer: 
Höhepunkt des Mozartfestes im 50. Jubiläumsjahr: die Aufführung der „Zauberflöte“ im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Einer Aufführung von Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ im Schwetzinger Rokokotheater beizuwohnen, das mag man durchaus als Höhepunkt eines Festivals wie dem Mozartfest betrachten – zumal im 50. Jahr seines Bestehens. Und tatsächlich sind die Plätze belegt, die Erwartungen gespannt. Mit der Produktion des Pfalztheaters Kaiserslautern ist eine Version der „Zauberflöte“ zu erleben, die das Geschehen behutsam in die Gegenwart zu transferieren sucht, ohne historische Bezüge zu ignorieren.

Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"

Ein Mittelweg, der aufgrund seines Ausschlagens mal in die eine, mal in die andere zeitliche Richtung nicht immer verständlich wirkt. Das zeigt sich am ehesten an den Unstimmigkeiten der neu getexteten Dialoge mit dem weitgehend übernommenen Libretto, in dem selbst der „hässliche Schwarze“ nicht ausgemerzt wird. Auch das Ideal der Dualität von Mann und Weib erfährt in der Inszenierung von Pamela Recinella keine Relativierung durch moderne Varianten geschlechtlicher Diversität. Wenn Papageno seine Papagena und Tamino seine Pamina kriegt, ist die Welt in Ordnung.

Einige szenische Laxheiten sind nicht immer einleuchtend

Die Kaiserslauterer Aufführung erlaubt sich Streichungen von Szenen und einige szenische Laxheiten, die nicht immer einleuchten und Mozart-Puritanern gewiss ein Graus sind. Sie entschlackt und irritiert zugleich. Die Prüfungen, der sich die vier Probanden auf der Bühne unter mystischen Bedingungen zu unterziehen haben, bevor sie ihr bürgerliches Glück guten Gewissens genießen können, verlaufen reichlich undramatisch. Sarastros Reich besteht aus Bücherinstallationen, die andeuten, dass der Weg zur humanitären Aufklärung in der Zunahme an Weisheit und im Bekenntnis zu jenem Wert besteht, der inzwischen reichlich unter die Räder gekommen ist: Wahrheit.

Szene aus Mozarts "Die Zauberflöte" im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses. © Dorothea Lenhardt

Olivier Pols leitet die Pfalzphilharmonie Kaiserslautern mit engagierter Zeichengebung und in äußerst präsenter Abstimmung mit dem Bühnengeschehen. Der Orchestersound ist straff gespannt und impulsiv; unter den zahlreichen solistischen Beiträgen fällt auch die Trompete auf, die sich gegenüber der Zauberflöte als parodistischer Ersatz empfiehlt. Der Jubel im Rokokotheater ist am Ende groß und gilt den sängerischen Leistungen ebenso wie dem zupackenden Spiel der Pfalzphilharmonie.

Valerie Gels verleiht Pamina jugendliche Frische

Tatsächlich ist Estelle Kruger eine würdige Königin der Nacht, die auch über die halsbrecherischen Koloraturen ihrer Arien triumphiert. Valerie Gels verleiht der Pamina mit hellem, klar konturiertem Sopran jugendliche Frische, und Johannes Fritsche lässt den Papageno trotz Erkältung mit baritonaler Sonorität nicht nur als flattrigen Harlekin erscheinen. Stimmlich und darstellerisch ist Daniel Kim ein etwas schüchterner Tamino, und Arkadiusz Jakus mag der Figur des Sarastro zwar dank seiner hohen Statur entsprechen, kann seinem kellertiefen Bass aber keine gestalterischen Nuancen abgewinnen. Rührend hingegen das Knabentrio mit Solisten des Mannheimer Kinderchores, während auch Johannes Hubmer als Monostatos sängerisch eher blass bleibt.

Gleichwohl machte diese „Zauberflöte“ dem Schwetzinger Mozartfest alle Ehre. Sie offenbart auch hierbei ihren Gleichnischarakter, der besagt, dass es doch vor allem die heilsamen Kräfte der Musik sind, die das Leben gegen die Unbilden jeweiliger Zeiten zu schützen vermag.

Freier Autor

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke