Schwetzingen. Leon hat schon an vielen Orten gelebt, für seine musikalische Karriere war aber keiner so prägend, wie Schwetzingen. Nicht, wegen der wertvollen Musikszene im Herzen der Kurpfalz, von der hatte er als Jugendlicher gar nicht so viel mitbekommen. Es war sein Freundeskreis, eine Gruppe Teenies, die gemeinsam im Jugendzentrum „Go in“ rappten. Und natürlich die Karl-Friedrich-Schule und das Hebelgymnasium. Heute wohnt der 27-Jährige in Hamburg, lebt von der Musik und hat einen Labelvertrag. Dass er einmal unter seinem Künstlernamen Loracio zurück nach Schwetzingen kommt, um im Schlossgarten vor Sean Paul aufzutreten, hätte er nie gedacht. Eben dieser Schlossgarten, zu dem er sich früher über den Zaun Zugang verschafft hat, um mit seinen Freunden aus Boxen Sean Paul zu hören und die Jugend zu genießen.
Möglich gemacht hat das eine Aktion dieser Redaktion: Künstler konnten sich bewerben, um Vorband von Sean Paul zu werden. Die Agentur Provinztour, die Musik im Park federführend organisiert, hat dann den Musiker ausgewählt, der insgesamt am besten passt: Loracio.
Loracio, Du wirst vor Sean Paul auftreten. Was bedeutet der Musiker für Dich?
Loracio: In erster Linie verbinde ich ihn mit Feiern. Gemeinsam mit 50 Cent hat mich Sean Paul wohl am meisten geprägt, ich habe unzählige Male zu seiner Musik getanzt. Dass ich nun vor ihm auf die Bühne darf, ist eine unbeschreibliche Ehre für mich.
Wie ist es für Dich, nun vor ihm auftreten zu dürfen?
Loracio: Ehrlich gesagt kann ich es immer noch nicht so richtig glauben. Vermutlich realisiere ich es erst, wenn ich dann auf der Bühne steht. Es ist mein erstes Heimspiel, davor habe ich noch nie im Raum Mannheim gespielt. Und dann ist es auch noch genau in Schwetzingen, im Schlossgarten, direkt vor einer solchen Legende. Natürlich werden alle meine alten Freunde kommen und auch meine Mutter wird extra anreisen, sie wohnt mittlerweile auch nicht mehr in Schwetzingen.
Was verbindest Du mit Schwetzingen und dem Schlossgarten?
Loracio: Schwetzingen war auf jeden Fall die wichtigste und prägendste Zeit meines Lebens. Ich bin 1998 in Heidelberg geboren und im Umkreis aufgewachsen. Später bin ich mit meiner Mutter nach Schwetzingen gezogen, wo ich auch die Schule fertig gemacht habe. Damals habe ich gemeinsam mit meinen Freunden im Jugendzentrum „Go in“ angefangen, Musik zu machen. Das war damals noch klassischer Rap, sehr an Amerika angelehnt. Und mit dem Schlossgarten verbinde ich ganz viele Dinge, die man eigentlich nicht machen darf. Wir haben uns dort immer getroffen, hatten aber, wie es eben so ist, nicht immer eine Saisonkarte. Da sind wir auch mal über den Zaun geklettert. Aber auch andere Orte, im Schälzig, das „Go in“ oder das Kaffeehaus – ich weiß nicht, wie viele Stunden ich im Kaffeehaus verbracht habe.
Heute machst Du keinen typischen Rap. Wie kam es dazu?
Loracio: Meine Wurzeln liegen in Argentinien, wo ich nach meinem Abschluss auch eine Weile hingezogen bin. Meine Mutter ist Tänzerin und hat immer zu Latinomusik getanzt. Als Jugendlicher konnte ich damit nicht viel anfangen, was die Mama macht ist ja immer eher uncool. Später habe ich dann verstanden, dass es eine große Zielgruppe für diese Musik gibt und es gut funktioniert, wenn ich zurück zu meinen Wurzeln gehe. Ich wollte also Latinomusik auf Deutsch machen. Alles, was ich vorher gemacht habe, war eher eine Findungsphase. Als ich dann angefangen habe, mit deutscher Latinomusik ging alles sehr schnell, fast schon Schlag auf Schlag.
Wie würdest Du die Musik beschreiben?
Loracio: Sie ist tanzbar und motivierend, aber oft auch melancholisch. Nicht so deep, eher zum Fühlen und Tanzen.
Und die Musikrichtung?
Loracio: Das ist schwer, weil es das in Deutschland so noch nicht gibt. Am ehesten ist es Reggaeton, enthält aber auch Elemente aus Rap und Hip-Hop. Ich setze mir da keine Grenzen, wenn ich Bock habe, morgen einen Rocksong zu machen, dann mache ich das einfach. Im Moment versuche ich aber, den spanischen Latinosound in Deutschland klingen zu lassen. Ich möchte die Kulturen verbinden und darauf baut auch meine Fanbase auf.
Würdest Du sagen, Du hattest schon Deinen Durchbruch?
Loracio: So würde ich es nicht bezeichnen. Als ich mit der Latinorichtung angefangen habe, bin ich plötzlich auf Tiktok viral gegangen und wurde innerhalb von zwei Wochen von allen möglichen Labels angeschrieben. Ich konnte meinen Job kündigen und mich dank meines Labels vollständig auf die Musik fokussieren. Deshalb bin ich dann auch nach Hamburg gezogen, das ist ungefähr zwei Jahre her. Jetzt habe ich zwar mehr Arbeit als vorher, aber es macht auch doppelt so viel Spaß. Insofern war das schon gewissermaßen ein Durchbruch auf meinem Weg, ein sehr großer Schritt, aber ich glaube, mein richtiger Durchbruch steht noch bevor. Das Leben mit der Musik ist sehr spannend – aber auch eine Achterbahnfahrt.
Und was hast Du Dir für den Auftritt in Schwetzingen vorgenommen?
Loracio: Ich möchte die beste Show abliefern, die ich jemals gespielt habe.
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