Schwetzingen. In Los Angeles oder in mancher südamerikanischen Metropole könnte Noah Mittmann-McBeth nicht so unerkannt und zwanglos sitzen wie bei unserem Treffen auf dem Schlossplatz. Denn in Nord- und Südamerika, aber auch in Australien ist der 31-jährige Sänger, Multiinstumentalist, Komponist und Produzent längst ein Star – unter seinem Künstlernamen „NoMBe“. Allein sein zweites Album „Cromatopia“ wurde seit dem Erscheinen Ende 2021 schon über 500 000-mal ge-streamt. Seine Klickzahlen bei Spotify übersteigen die Millionenmarke. Er arbeitet für Stars wie Leonardo DiCaprio und zählt Größen wie Milla Jovovich oder Will Smith zu seinem Bekanntenkreis.
Seine Wurzeln hat er aber in Schwetzingen, hier ist er – auch bei den geliebten Großeltern – aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat Handball gespielt, bei Bernd Schwab („Eine Legende“) Boxen und bei Tatjana Worm-Eberhardt in Ketsch Klavierspielen gelernt, ist nachts in den Schlossgarten geklettert („Wie jeder Schwetzinger“) sowie schließlich Abitur gemacht. So freut er sich wie ein kleines Kind, nach drei Jahren mal wieder die alte Heimat und die Familie zu besuchen.
Im Aufzug kennengelernt
Und er ist nicht allein gekommen: Freundin Sulem Calderon ist zum ersten Mal in Deutschland. Sie steht in den USA ebenfalls im Rampenlicht: Die gleichaltrige Hollywood-Schauspielerin drehte schon mit Dwayne „The Rock“ Johnson in „Jungle Cruise“ bekam einen Filmpreis für ihre Hauptrolle in „Nona“ und ist eine der Protagonistinnen in der erfolgreichen US-Serie „Mayans“.
Seit einem halben Jahr sind sie zusammen, erzählt sie. Kenngelernt haben sie sich in LA in einem Aufzug – beide mit Maske. „Wir haben uns gleich wunderbar unterhalten“, strahlt Sulem. Auch Noah war „innerhalb einer Minute“ klar, dass es klick gemacht hat. Jetzt genießen sie die gemeinsame Zeit in Deutschland, denn mittlerweile führen sie eine Fernbeziehung.
Noah ist nach Hawaii umgezogen, Sulem lebt nach wie vor in Los Angeles. „Wir besuchen uns dann gegenseitig, aber zwei Wochen sehen wir uns schon mal nicht. Umso mehr freut man sich aufeinander“, sagt er. Sie würde sich wünschen, dass er näher bei ihr ist, und erzählt strahlend von den „Schmetterlingen im Bauch“, wenn Noah da ist. Aber sie weiß auch, dass ihm Hawaii guttut und er dort voll auf seine Arbeit fokussiert ist.
Ein Grund, dass es ihn überhaupt dorthin verschlagen hat, ist eigentlich ein eher trauriger. Nach dem durch Polizisten verschuldeten Tod des Afroamerikaners George Floyd kam es in allen größeren Städten zu Protesten und Unruhen („Black Lives Matter“) – so auch in LA und dort wo Noah Mittmann-McBeth sein Studio hatte. „Die haben junge Leute verfolgt und auf sie geschossen“, beobachtete er. Als sie sich in seinem Garten verstecken wollten, brachte er sie in Sicherheit, holte sie ins Haus und ließ sie dort übernachten. „Und das durfte ich laut Mietvertrag nicht.“ Die Vermieterin bekam Wind von der Aktion und kündigte ihm. Dieser Vorfall, der Tod von Floyd und die Polizeibrutalität machten ihm ziemlich zu schaffen: „Es war, als ob die Welt untergeht.“ Es kamen auch Erinnerungen an eigene negative Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend hoch.
Doch es ging schnell eine neue Tür auf: Noah bekam die Anfrage eines Kollegen, dessen Vater in Hawaii stationiert war, sein Album zu produzieren. Er folgte diesem Ruf und erkannte bald, dass es der richtige Schritt war: „Mir war schnell klar, dass ich hier länger bleibe. In Hawaii hast du eine ganz andere Energie. Hier habe ich meine eigene Welt gefunden. Und ich achte mehr auf meine Gesundheit.“
„NoMBe“ hat den Spaß im Studio wiederentdeckt. Die Kreativität, die auch in der Corona-Phase gelitten hatte, ist zurück. „Es war eine schwere Zeit.“ Es half ihm aber, dass er als unabhängiger Künstler tätig ist. „Da ihm seine Rechte gehören, konnte er trotz Covid relativ sorglos weiter an seiner Karriere basteln und hat sich auch eine Auszeit gegönnt“, erzählt Vater Christoph Mittmann. Der Schwetzinger kennt sich in der Branche aus, war früher als Musikmanager tätig und arbeitete unter anderem mit Sydney Youngblood zusammen.
Das war vielleicht auch für seinen Sohn wegweisend: „Noah ist im Musikmilieu groß geworden.“ Der Junior lacht zustimmend: „Mein Vater hat mich auf jeder Ebene beeinflusst.“ Mit vier habe er ihn schon auf das erste Kansas-Konzert mitgenommen und danach auf viele weitere. „Ich wollte immer was mit Musik machen“, erzählt Noah, der klassischen Klavierunterricht bekam, später zu rappen begann und auf Hip-Hop-Events unterwegs war.
Auch heute noch ist „NoMBe“ von vielen musikalischen Stilrichtungen begeistert – er ist immer wieder für neue Ideen offen, probiert einiges aus. Er schreibt moderne Funkysongs, macht gerne Disco- oder Soulmusik, liebt die Hits der 1960er und 1970er Jahre – von Leo Sayer über Simon and Garfunkel bis Dire Straits. Noah hat ein breites Spektrum an Einflüssen und kombiniert in seiner Musik eine Vielzahl von Stilen.
Man kann sogar sagen, dass er nahezu jede Musik liebt – auch oder gerade Klassik. Ganz euphorisch erzählt er Freundin Sulem, dass einst Mozart hier in Schwetzingen aufgetreten ist. Spontan beschließen beide sogar, am nächsten Tag, zu einem Konzert der Festspiele zu gehen.
Mit 19 nach New York
Musikalisch war es aber ein langer Weg: Als er nach dem Abitur an der Schwetzinger Carl-Theodor-Schule mit 19 nach New York zog, schlief er bei der Tante auf der Couch, jobbte in Klamottenläden oder verkaufte Tickets, um sich über Wasser zu halten. Sein Musikstudium gab er nach zwei Semestern auf: „Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass mein Weg ein anderer ist.“ Erst nach dem Umzug nach LA arbeitete er zunächst als Teilzeitproduzent, profitierte dabei von der Unterstützung eines Mentors.
Und Noah machte seine eigene Musik, entdeckte früh die Online-Schiene, schrieb die dort tätigen Musikmagazine an, schickte ihnen Songs. „Und einer davon ist viral gegangen – das war, wie wenn man Benzin ins Feuer gießt. Dann haben die Labels und Agenten angerufen.“ Inzwischen ist er eine feste Größe im US-Business. Neben seiner eigenen Karriere als Künstler (unter anderem in einigen Netflix-Serien) und Produzent schreibt er auch Musik für Fernsehen und Film– etwa für Leonardo DiCaprios „Robin Hood“ mit Taron Egerton und Jamie Foxx.
Er spielt den Fremdenführer
In Europa ist „NoMBe“ noch weitgehend unbekannt. Das könnte sich durchaus ändern. Denn nach seinem Aufenthalt in Schwetzingen reist Noah weiter nach Berlin, Kopenhagen, Amsterdam und London. Dort will er bei Studiosessions zusammen mit anderen Musikern neue Songs schreiben und erarbeiten – und Kontakte knüpfen, auch dank alter Beziehungen von Vater Christoph, der sich aber sonst zurückhält: „Ich gebe ihm nur Ratschläge, wenn er mich fragt. Aber natürlich bin ich sehr stolz auf ihn.“
Doch vorher geht Noah Mittmann-McBeth voll in der Rolle als Deutschland-Fremdenführer für Sulem auf, er will ihr seine geliebte Heimat zeigen und hat sie auch Oma vorgestellt. In Heidelberg waren sie schon, auch im Schwetzinger Schlossgarten – und sie waren bereits zweimal Spargel essen. Den Mannheimer Luisenpark und das Planetarium in Mannheim will er noch mit ihr besuchen. „Mir fällt mal wieder auf, wie schön es hier ist“, strahlt er, schwelgt lange in Erinnerungen und denkt an die Zukunft. „Es wäre cool, wenn ich hier mal auftreten könnte.“ Spätestens dann werden ihn viele Menschen beim Frühstück auf dem Schlossplatz erkennen.
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