Das Wichtigste in Kürze
- Besonders zu Coronazeiten kann ein Freibadbesuch mit Hürden verbunden sein. Als Alternative bieten sich Seen und Flüsse an - die sind aber oft unbewacht.
- Ob das Baden in öffentlichen Gewässern erlaubt ist, unterscheidet sich je nach Bundesland. Auch in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz gelten unterschiedliche Regeln.
- Das DLRG warnt vor bestimmten Risiken, die in Flüssen sowie Seen lauern und gibt allgemeine Tipps, die es zu beachten gilt.
Rhein-Neckar. Wenn die Sonne vom blauen Himmel knallt und das Thermometer hochsommerliche Höhen erreicht, ist Abkühlung willkommen. Ein Bad im Schatten und ein Sprung ins erfrischende Wasser eignen sich dann als ideale Freizeitbeschäftigung. In Coronazeiten ist das, was zuvor noch das Naheliegendste war, komplizierter geworden: ein Besuch im Freibad. Die Bäder geben Zeitslots vor, fordern ihre Besucher zum Online-Kauf eines Tickets auf und gewähren einer sehr begrenzten Zahl an Gästen Einlass. Das hat zur Folge, dass die Menschen auf Gewässer ausweichen, die nicht als offizielle Badestellen ausgewiesen sind. Denn viele Flüsse und Seen bergen auf den ersten Blick kaum erkennbare Gefahren und werden zudem nicht von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) überwacht. Auch der Mannheimer Vogelstangsee zählt dazu. Jüngst ereigneten sich dort zwei Badeunfälle mit Kindern: Ein achtjähriges Mädchen konnte von Tauchern nur noch tot geborgen werden, ein sechsjähriges Mädchen wurde wenige Tage zuvor von aufmerksamen Passanten im Wasser treibend entdeckt und konnte reanimert werden.
Welche Risiken in den Gewässern lauern und wo das Baden überhaupt erlaubt ist, erklären zwei Experten der DLRG.
In welchen Gewässern ist das Baden erlaubt und wo verboten?
„Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn es kommt auf das Bundesland an“, sagt Niels Treiber. Der zweite Vorsitzende der DLRG Heidelberg weiß aber, dass in Baden-Württemberg das Schwimmen überall dort erlaubt ist, wo kein Verbot herrscht. „In Hessen ist es umgekehrt: Dort darf nur geschwommen werden, wenn es ausdrücklich erlaubt ist“, so Treiber. Auch in Rheinland-Pfalz ist laut der Landesuntersuchungsanstalt das Schwimmen in öffentlichen Gewässern verboten, solange es sich nicht um ausgewiesene Badestellen handelt.
In Flüssen herrscht 100 Meter vor und nach Brücken ein generelles Verbot sowie in der Umgebung von Bauwerken, wie beispielsweise Schleusen. „Unterströmungen stellen dort eine sehr große Gefahrenquelle dar“, sagt Treiber. Speziell in Heidelberg haben Polizei und Rettungskräfte immer wieder Einsätze wegen Brückenspringern. „Für eine Mutprobe ist das viel zu gefährlich. Neben Strömungen stellen Untiefen ein hohes Risiko dar“, so der Einsatzleiter des DLRG Heidelberg.
Welche Badeempfehlungen spricht das DLRG aus?
„Schwimmen sollte man in Freibädern und an bewachten Badestellen. Eben dort wo Rettungskräfte vor Ort sind“, rät Ludwig Schulz, der die Geschäftsstelle des DLRG-Landesverbands Baden leitet. Die Erfahrung zeigt, dass die sichersten Badestellen diejenigen sind, wo ausgebildete Fachleute präventiv einschreiten können. „Wir erkennen in vielen Fällen, ob sich jemand in Gefahr begibt“, so Schulz. Müssen die Helfer nach einer Alarmierung noch zur Einsatzstelle fahren, kommt die Hilfe häufig zu spät.
Welche Gefahren lauern in Flüssen?
Nicht verboten, aber sehr gefährlich ist ein Bad im Rhein. „Die hohe Fließgeschwindigkeit, die Breite und die großen Schiffe sind das Problem“, zählt Treiber die Gründe auf, warum der Fluss trotz manch schöner Strände nicht zum Schwimmen geeignet ist. Beim Neckar fällt zwar alles eine Nummer kleiner aus - insbesondere die Geschwindigkeit des Wassers ist nicht mit der des Rheins zu vergleichen - als ideales Badegewässer empfiehlt er sich aber auch nicht. „Hier ist die Reinheit das große Thema. Vor allem im Sommer, bei Trockenheit, ist die Anzahl der Bakterien im Wasser hoch“, erklärt Treiber. Auch das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises hat eine klare Haltung und teilte im Juni 2020 mit: „Auch wenn sich der Neckar in den letzten Jahren ökologisch erholt hat, heißt das nicht, dass er Badewasserqualität hat.“
Welche Gefahren lauern in Seen?
Vor allem Baggerseen besitzen mit ihren Abbruchkanten spezielle Risiken. „Beim Reinlaufen kann es abrupt tief werden und man befindet sich in einem Bereich, in dem Stehen nicht mehr möglich ist“, so Schulz. Strömungswechsel mit sehr unterschiedlichen Wassertemperaturen sind für Menschen mit Kreislaufproblemen gefährlich. Schlechte Sicht unter der Wasseroberfläche, die es oft auch in Flüssen gibt, verhindern zudem, dass Gefahrenquellen erkannt werden. Neben dichtem Bewuchs und Steinen können das Gegenstände sein, die illegal entsorgt wurden.
Welche Tipps gibt das DRLG?
- Grundsätzlich empfiehlt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft an Stellen zu baden, die als solche ausgewiesen sind und von Wasserrettern überwacht werden.
- Niels Treiber appelliert an Eltern, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Als guter Richtwert eigne sich das „Jugendschwimmabzeichnen in Bronze“. Wer die Prüfung bestehe, kann auch wirklich schimmen.
- Ludwig Schulz sieht bei seinen Einsätzen immer wieder Eltern, die in ihr Handy vertieft sind, während die Kinder am oder im Wasser spielen. „An einen unbewachten See kann das schnell problematisch werden. Es ist wichtig, dass irgendjemand ein Auge drauf hat.“
- Ein grundsätzliches Problem ist Alkohol. Wer angeheitert oder betrunken ins Wasser springt, kann schnell Kreislaufprobleme kriegen. Außerdem vermindert Alkohol die Koordinationsfähigkeit, wodurch es schwerer wird, nicht unterzugehen. Wer schwimmen will, sollte lieber nüchtern sein.
- Sprüche wie „Kühle dich ab, bevor du ins Wasser gehst“ oder „gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen baden“ kennt jeder, der einmal einen Schwimmkurs besucht hat. An ihrer Gültigkeit haben die Baderegeln der Wasserrettungsorganisationen aber bis heute nichts verloren. Treiber und Schulz empfehlen, sich die 14 Verhaltensgrundsätze noch einmal zu verinnerlichen, nachdem Badehose, Bikini und Handtuch gepackt wurden. Alle Baderegeln gibt es hier.
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