Verkehr

Pendler leiden: Sackgasse auf dem Weg von Mannheim nach Speyer

Damit sich Autos und die Bahn nicht mehr in die Quere kommen, entsteht in Schifferstadt gerade eine Unterführung. Was bedeutet das für die S-Bahn Rhein-Neckar?

Von 
Stephan Alfter
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Gleisunterbrechung in Schifferstadt: Hier wird gerade ein Brückenteil (links mit blauem Geländer) eingeschoben, das die S-Bahn über eine Straßenunterführung hinwegfahren lässt. © Stephan Alfter

Schifferstadt. Betroffen sind einige Tausend Menschen. Und sollte es in Mannheimer Geschäften gerade weniger Kunden aus der Pfalz geben, so könnte das unter anderem damit zu tun haben, dass sich seit vier Wochen auf den Schienen südlich des Schifferstadter Bahnhofs kein Rad mehr dreht. Die Gleisverbindung Richtung Speyer, Römerberg und Germersheim ist mal wieder gekappt. Ab Schifferstadt ist Ende der Fahnenstange. Es gibt zwar einen Schienenersatzverkehr mit dem Bus, aber dort sind beispielsweise Fahrräder nicht gestattet. Ergo: Eine schlechte Lösung für manchen Pendler, für Shopping-Begeisterte und einige Studierende.

Warum das in diesen Wochen alles so sein muss, wird den wenigsten Leuten klar sein. Die Durchsagen am Mannheimer Hauptbahnhof sprechen nämlich lediglich von einer Baustelle zwischen Speyer und Schifferstadt. Tatsächlich handelt es sich um ein Vorhaben, das eine jahrzehntelange Geschichte mitbringt und mit dem sogenannten Eisenbahnkreuzungsgesetz von 1963 verbunden ist. Innerhalb dieses Gesetzes und seiner jüngsten Änderung aus dem Jahr 2020 ist es das Ziel von Bund und Ländern, Bahnübergänge zu beseitigen und zu verhindern, dass sich Autos und Züge gegenseitig blockieren können. Schranken sollen nach Möglichkeit von der Straße verschwinden.

Autos müssen nicht mehr lange vor geschlossenen Schranken warten

Selbiges geschieht gerade in Schifferstadt an der Iggelheimer Straße (K14). Im Beisein des rheinland-pfälzischen Verkehrsstaatssekretärs Andy Becht wurde die 1800 Tonnen schwere Brücke in der Nacht auf Dienstag in ihre endgültige Position gebracht. „Mit dem Verschub der Eisenbahnüberführung erreichen wir einen zentralen Meilenstein bei diesem Gesamtprojekt. Damit entkoppeln wir den Straßen- vom Zugverkehr und machen den Verkehr sicherer und auch flüssiger“, sagte Verkehrsstaatssekretär Andy Becht beim Baustellenbesuch in Schifferstadt.

Millimeterweise rückt die Brücke in Schifferstadt in die richtige Position. Unterhalb des Bauteils steht Grundwasser, das in den kommenden Tage abgepumpt werden muss. © Stephan Alfter

Ziel bei der Beseitigung von Bahnübergängen ist es letztlich, Unfälle zu vermeiden. Unfälle wie jenen in Ubstadt-Weiher (Landkreis Karlsruhe) vor gut einer Woche. Dort waren am Dienstag, 11. März, drei Menschen ums Leben gekommen, als ein mit Heizöl beladener Tanklaster und die dort verkehrende Stadtbahn an einem Übergang kollidierten und Feuer fingen. Neben der 59-jährigen Bahnfahrerin kamen zwei weitere Passagiere ums Leben. Laut Polizei wurden außerdem zehn Menschen verletzt. Der Sachschaden beträgt mehrere hunderttausend Euro.

Schüler sollen ohne Gleisüberquerung zur Schule kommen

In Schifferstadt sind es weniger die schweren Heizöllaster als vielmehr Radfahrer und Schüler, die den Bahnübergang in der Iggelheimer Straße täglich nutzen, um in Richtung Sportstätten und Schulzentrum zu kommen. Zukünftig (im Frühjahr 2027) fließt der Verkehr also unterhalb der Schienen. Die S-Bahn soll indessen bereits am 26. März nach fünfwöchiger Unterbrechung wieder an der Großbaustelle vorbeirauschen können. Und damit auch wieder die derzeit leidgeprüften Pendler zwischen Mannheim, Speyer und Germersheim befördern. Diese haben in den meisten Fällen zwar ihr Deutschlandticket bezahlt, aber vielfach ihre „Hausstrecke“ nicht nutzen können.

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Seit Ende Februar sei der Verschub der künftigen Eisenbahnüberführung für die zweigleisige Bahnstrecke auf der Baustelle intensiv vorbereitet worden, so der Landesbetrieb Mobilität (LBM), wie das frühere Straßenverkehrsamt in Rheinland-Pfalz heute heißt. So seien unter anderem mehrere unterschiedlich tiefe Baugruben mit ausgesteiften Verbauwänden hergestellt worden – bei einer davon wurde der Aushub aufgrund des hohen Grundwasserstandes unter Wasser ausgeführt. Zudem wurden mehrere rund zehn Meter lange Stahlpfähle in den Baugrund gerammt, die ein späteres Aufschwimmen des Trogbauwerks verhindern sollen.

Bund und Land übernehmen einen Großteil der Kosten

Die Gesamtkosten des Projekts in Höhe von etwa 15 Millionen Euro teilen sich Bund (Hälfte), DB InfraGo (ein Drittel) und das Land (ein Sechstel). Die Kommunen wurden seit 2020 per Gesetz von der finanziellen Beteiligung beim Rückbau von Eisenbahnkreuzungen entlastet, da es deren Kommunalhaushalte vor hohe finanzielle Herausforderungen gestellt hatte. Über diese Neuerung freute sich der in diesem Jahr scheidende Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, Clemens Körner (CDU), während er den Einbau der Brücke verfolgte.

Bis die S-Bahn am 26. März wieder fahren kann, müssen die Gleis- und Oberleitungsanlagen wiederhergestellt werden. Danach sollten auch wieder vermehrt S-Bahnfahrer als Kunden in der Mannheimer Innenstadt aufschlagen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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