Schwetzingen. Die Fragezeichen standen gut erkennbar in einigen Gesichtern, als die britische Progressive-Rockband „Porcupine Tree“ für „Musik im Park“ in Schwetzingen bestätigt wurde. Für gewöhnlich orientiert sich die Konzertreihe eher an mehr oder minder legendären Bands aus den 1970er-Jahren und modernen Popkünstlern, jedes Jahr mit dem einen oder anderen stilistischen Ausreißer.
Die Band um Sänger und Multiinstrumentalist Steven Wilson ist in der Tat eine eher ungewöhnliche Wahl, die vielen völlig unbekannt sein dürfte. Ein Lied von „Porcupine Tree“ könnten auf Anhieb wohl nur wenige regelmäßige Besucher von „Musik im Park“ spontan nennen. Dennoch hat die Band eine beachtliche Fangemeinde aus Liebhabern, die der seit den späten 1980ern dauernden Karriere der Band folgen.
Das zeigte sich auch bei einigen großen Auftritten nach ihrer Wiedervereinigung im Jahr 2022. Nach dem Album „The Incident“ (2009) war eine lange Tour gefolgt, die Band hatte neue Musik angekündigt, doch letztlich beschloss Wilson, sich auf seiene Solokarriere zu konzentrieren. Die Rückkehr der Band im vergangenen Jahr kam einigermaßen überraschend. Im Vorfeld des Auftritts im Schlossgarten haben wir bei Schlagzeuger Gavin Harrison und Keyboarder Richard Barbieri nachgefragt, was das Publikum erwarten darf und wie es mit „Porcupine Tree“ weitergehen soll.
Wie ist die Resonanz auf die Wiederbelebung von „Porcupine Tree“ bisher ausgefallen?
Porcupine Tree: Es war sehr viel besser als wir erwartet hatten. Da die Band seit 2010 auf Eis gelegen hatte, wussten wir wirklich nicht, womit wir rechnen sollten. Wir haben von viele Menschen gehört, dass sie das neue Album lieben – darüber sind wir natürlich sehr glücklich.
Waren Sie überrascht über die großen Zuschauerzahlen bei den Konzerten 2022?
Porcupine Tree: Ja! Es war fantastisch, so große Konzerte für so eine beachtliche Anzahl von Zuschauern zu spielen. Ich nehme an, es ist der Traum jeder Band, ein solches Level zu erreichen.
Zur Band: "Porcupine Tree"
- Der britische Musiker Steven Wilson gründete „Porcupine Tree“ 1987 zunächst als Soloprojekt. 1993 formte sich die erste vollständige Besetzung, aus der – neben Wilson – heute noch Keyboarder Richard Barbieri dabei ist.
- „Porcupine Tree“ haben bis heute elf Studioalben veröffentlicht. Zwischen der Tour zum Album „The Incident“ (2009) und dem Comeback mit „Closure/Continuation“ (2022) war die Band aufgelöst.
- Stilistisch sind die Briten mittlerweile als Trio – Wilson, Barbieri und Schlagzeuger Gavin Harrison – im Bereich Progressive Rock zu Hause. Ihre Musik gilt als generell eher melancholisch und Steven Wilson ist laut eigener Aussage stark von 1970er-Bands wie Pink Floyd und Tangerine Dream beeinflusst.
- „Porcupine Tree“ waren in der Vergangenheit mit mehreren Alben in den deutschen Charts zu finden: Zu ihrer Rückkehr mit „Closue/Continuation“ schafften es die Briten sogar auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. lh
Hatten Sie im Vorfeld Zweifel bezüglich der Wiederbelebung der Band und der Aufnahme eines neuen Albums?
Porcupine Tree: Nein, das war etwas, woran wir schon seit 2012 gearbeitet haben. Von außerhalb mag es zwar ausgesehen haben, als ob wir uns aufgelöst und mit allem abgeschlossen hätten. Aber wir wussten, was tatsächlich passiert und dass wir auf dem Weg zu einem neuen Album waren.
Wie hat es sich angefühlt, wieder als die Band die Bühne zu betreten? Zehn Jahre sind natürlich keine kurze Pause.
Porcupine Tree: Zunächst mal seltsam, weil es so lange Zeit her war. Aber nach ein paar Tagen Probe hat es wieder „klick“ gemacht, als hätten wir nie aufgehört.
Bei Ihren Konzerten 2022 haben Sie beinahe so viele Stücke von „In Absentia“ gespielt wie von Ihrem jüngsten Album „Closure/Continuation“. Gibt es bestimmte Songs, auf die Fans bei Live-Auftritten besonders enthusiastisch reagieren?
Porcupine Tree: „In Absentia“ war eines unserer beliebtesten Alben, deshalb reagieren die Fans besonders gut, wenn wir Songs davon spielen. Uns war es aber wichtig, alle Stücke des neuen Albums auch zu spielen.
"The Sound of Muzak" stammt vom besagten Album "In Absentia":
Was können die Fans von Ihrem Auftritt in Schwetzingen im August erwarten? Wie wird er sich von den „Porcupine Tree“-Konzerten 2022 unterscheiden?
Porcupine Tree: Wir werden auf jeden Fall ein paar ältere Stücke vom Album „Deadwing“ mit einbinden.
Was sind Ihre Lieblingserinnerungen an Touren in Deutschland?
Porcupine Tree: Deutschland war immer ein sehr wichtiges Land für uns und wir treten dort schon seit Jahrzehnten auf. In der Berliner Max-Schmeling-Halle aufzutreten, war zum Beispiel sehr besonders für uns.
Was hält die Zukunft für „Porcupine Tree“ als Band bereit?
Porcupine Tree: Wir wissen es tatsächlich nicht. Das Konzert in Schwetzingen könnte unser letztes überhaupt sein – oder zumindest das letzte bis wir entscheiden, wie es für uns weitergeht.
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