Schwetzinger SWR Festspiele

Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs konzertieren im Schloss Schwetzingen

Dr. Meret Forster leitet die Redaktion „Musik und Konzerte“ bei BR-Klassik. Sie spricht mit uns über die Konzerte der Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs.

Von 
Jürgen Gruler
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Meret Forster leitet den ARD-Musikwettbewerb für Klassik-Stars von morgen. © Markus Konvalin

Schwetzingen. Es hat eine lange Tradition, dass die Schwetzinger SWR Festspiele den musikalischen Nachwuchs fördern. Hier können die Besucher Klassik-Stars von morgen kennenlernen. In zwei Konzerten am Samstag, 24. Mai, und Sonntag, 25. Mai – jeweils um 16 Uhr im Jagdsaal von Schloss Schwetzingen – sind die Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs zu erleben. Sopranistin Aurora Martens singt zur Musik des Quartetts Ilyes Boufadden Adloff (Oboe), Alexander Warenberg (Violoncello), Haessue Lee (Viola) und Johannes Obermeier am Klavier. Wir haben im Vorfeld mit Meret Forster gesprochen, die seit 2016 den Musikwettbewerb leitet.

Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses war schon immer ein Anliegen der Schwetzinger Festspiele. Wie oft passiert es, dass ARD-Preisträger zu Klassik-Stars werden?

Meret Forster: Ein Preis beim ARD-Musikwettbewerb öffnet viele Türen für Konzertengagements, Agenturen oder Probespiele, ist deshalb aber noch kein Garant für eine internationale Karriere oder die Geburt eines Klassik-Stars. Als Klassik-Stars gelten ja primär Solisten wie etwa der Bratschist Antoine Tamestit oder die Cellistin Sol Gabetta, auch Ensembles wie das Quatuor Ebène. Viele mit Preisen ausgezeichnete Musiker nehmen aber auch Solopositionen bei renommierten Orchestern ein wie den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouw Amsterdam oder dem BR-Symphonieorchester oder leiten Instrumentalklassen an renommierten Musikhochschulen. Das sind Musiker, die deshalb jedoch noch nicht als Klassik-Stars gelten. Dass ein Festival wie die Schwetzinger Festspiele nicht nur auf Stars setzt, sondern schon seit 20 Jahren ein Tournee-Fixpunkt für die frisch ausgezeichneten Preisträger ist, freut uns sehr und ist ein Gütesiegel in puncto Nachwuchsförderung.

Wie werden die Preisträger ermittelt?

Forster: Für die Wettbewerbsteilnahme bewerben sich alle Interessierten mit einem Video. Die Preisträger werden dann in vier öffentlichen Durchgängen in München von einer internationalen Jury ermittelt. Ab der zweiten Runde arbeiten die sieben Jurymitglieder mit einem Punktesystem. Die zugelassenen Teilnehmenden müssen ein Programm vorbereiten, das verschiedene Stilepochen abdeckt und auch Repertoire mit Orchester einschließt. Zudem vergeben wir in allen Fächern Auftragsstücke an Komponisten, die für den Wettbewerb erarbeitet werden müssen und durch die Kandidaten zur Uraufführung kommen.

Dieses Jahr sind fünf Preisträger in Schwetzingen zu Gast. Können Sie uns zu allen ein paar Sätze sagen?

Forster: Ich freue mich sehr, dass wir Preisträger aus drei Wettbewerbsjahrgängen und fünf Ländern zusammengebracht haben. Die Sopranistin Aurora Marthens kommt aus Finnland, ist Ensemblemitglied an der Wiener Staatsoper und hat im letzten Jahr beim ARD-Musikwettbewerb den zweiten Preis und den Publikumspreis bekommen. Ilyes Boufadden Adloff, auch er wurde mit einem zweiten Preis 2024 ausgezeichnet, ist Solo-Oboist im Orchestre de chambre de Paris, wird immer wieder als Solist engagiert und lehrt auch schon an Konservatorien in Frankreich. Die Koreanerin Haesue Lee ist Gewinnerin des ersten Preises und Publikumspreises 2023, studierte Bratsche in den USA, in Berlin und aktuell an der Kronberg Academy. Bereits 2022 hat Pianist Johannes Obermeier aus München einen dritten Preis zuerkannt bekommen. Er ist ein vielseitiger Künstler, der auch Saxophon gelernt und ein Kompositions- und BWL-Studium abgeschlossen hat. Cellist Alexander Warenberg, ausgezeichnet mit einem dritten Preis 2024, kommt aus einer Musikerfamilie in den Niederlanden und ist aktuell „Artist in Residence“ der Queen Elisabeth Music Chapel in Belgien.

Wie schafft man es, aus den einzelnen Preisträgern ein Ensemble zu machen, das zwei Klassik-Abende trägt?

Forster: Die Kombination mit Sopran, Oboe, Viola, Cello und Klavier ist sehr ungewöhnlich und erfordert von jedem Einzelnen solistisches Können, aber eben vor allem auch die Lust, in unterschiedlichen Konstellationen seine eigene Stimme neu zu entdecken und in einen Gesamtklang einzufügen. Die Voraussetzung, die alle fünf Preisträger mitbringen, ist eine Leidenschaft für Kammermusik und die Bereitschaft, im Rahmen von intensiven Klausur- und Probentagen vorgegebene Programme im Team zu erarbeiten. Für mich ist das immer wieder sehr spannend und schön mitzuerleben, wie so ein Ensemble zusammenkommt und im gemeinsamen Musizieren wächst.

Die Preisträgerkonzerte

  • Einstand I: Samstag, 24. Mai, 16 Uhr im Jagdsaal mit Stücken von Amy Beach, Paul Hindemith, Antonin Dvorak, Johannes Brahms und anderen. Kammermusik des 19. und 20. Jahrhunderts von fünf Preisträgern des ARD-Musikwettbewerbs. Tickets für 19, 26 oder 36 Euro verfügbar.
  • Einstand II: Sonntag, 25. Mai, 16 Uhr im Jagdsaal: Instrumente beginnen zu singen bei Werken von Beethoven, Mozart, Piatti, Berlioz und den „Schilfliedern von August Klughardt. Tickets kosten 19, 26 oder 36 Euro.
  • Bei Buchung beider Konzerte gibt es 20 Prozent Nachlass. Tickets im Kundenforum unserer Zeitung am Schlossplatz oder online zum Ausdruck unter schwetzinger-swr-festspiele.de.

Wo liegt der Schwerpunkt am ersten Konzertnachmittag am Samstag, 24. Mai, um 16 Uhr im Jagdsaal?

Forster: In diesem Konzert ist Bekanntes und Unbekanntes zu entdecken: Dvoraks Lieder, die er unter dem Titel „Zigeunermelodien“ komponierte, sind in einer Fassung für Sopran, Cello und Klavier zu hören. Brahms‘ spätes Klarinettentrio in der alternativen Version für Bratsche. Hierzulande lange unbekannt geblieben ist die Musik der US-amerikanischen Komponistin Amy Beach, die bis 1944 gelebt hat, als Wunderkind galt und sich auch als Pianistin und Frauenrechtlerin einen Namen gemacht hat. Sehr selten ist Paul Hindemiths Kantate „Die Serenaden nach romantischen Texten“ zu erleben, mit der er seiner Frau, einer Schauspielerin, Cellistin und Sängerin, dabei helfen wollte, ihr Lampenfieber zu überwinden.

Noch etwas lustiger scheint es tags drauf am Sonntag zu werden?

Forster: Auch hier kommt Altes und Neues, Bekanntes und Wiederentdecktes zusammen. Spätromantische Fantasiestücke des Wagner-Fans August Klughardt und Kammermusik von Charles Martin Loeffler, einem 1861 in Berlin geborenen Amerikaner. Lieder von Berlioz oder Dora Pejacevic, Tochter eines kroatischen Grafen und einer ungarischen Baronin, die bis 1923 vor allem in Dresden und München lebte und in einem ganz eigenen, immer wieder spätromantisch anmutenden Stil komponierte. Aber auch Mozart und Beethoven lassen musikalisch grüßen.

Was bedeutet es für junge Künstlerinnen und Künstler, in Schwetzingen aufzutreten?

Forster: Die Konzerte bei den Schwetzinger SWR Festspielen sind aus zwei Gründen für die ARD-Preisträger ganz besondere Termine. Einerseits stehen die Programme in einem renommierten Kontext neben Klassik-Stars und international bereits etablierten Ensembles und Solisten. Andererseits werden beide Veranstaltungen vom SWR aufgezeichnet und national und international über die Europäische Rundfunkunion distribuiert. Die mediale Verbreitung und Aufmerksamkeit ist ja enorm wichtig für Nachwuchskünstler und auch ein großes Anliegen des ARD-Musikwettbewerbs.

Werden die Konzerte aufgezeichnet und im Radio oder Fernsehen gesendet?

Forster: Beide Konzerte werden vom SWR aufgezeichnet und im Radio deutschlandweit in allen ARD-Kulturwellen am 2. Juni ab 20.03 Uhr übertragen.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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