Im Gespräch

Sängerbund Schwetzingen feiert 170 Jahre mit Sommerfest: „Wir sind immer aktuell“

Der Sängerbund ist eine Institution in der Stadt. Wie der Verein am Puls der Zeit bleibt und weiter wächst, erzählt Vorsitzende Sabine Rebmann. An diesem Samstag wird der runde Geburtstag mit einem Sommerfest gefeiert.

Von 
Nicolai Lehnort
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Im Lutherhaus wird beim Weihnachtskonzert im Jahr 2022 das Musical „Das kalte Herz“ aufgeführt. © Lenhardt

Schwetzingen. 1854 gegründet, ist er der älteste Verein der Stadt, Familien bleiben ihm über ganze Generationen hinweg treu – und er feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Der Sängerbund Schwetzingen wird 170 Jahre alt. Zu diesem Anlass lädt der Gesangsverein am Samstag, 13. Juli, ab 15 Uhr zum Sommerfest in den Hof des Awo-Geländes in der Hebelstraße 6 ein.

Eine Frau, die den Sängerbund seit bald zwei Jahrzehnten prägt, ist Sabine Rebmann. Wir haben uns im Vorfeld des Sommerfestes mit der Vorsitzenden über den Spagat des Vereins zwischen Tradition und Moderne und die Herausforderungen der Zukunft unterhalten. Außerdem verrät die Schwetzingerin, wie es der Sängerbund schafft, vom Mitgliederschwund verschont zu bleiben und wie sie selbst vor über 40 Jahren den Weg zum Verein fand. So viel vorweg: Die Familie hat eine Rolle gespielt. Aber wie sollte es beim Sängerbund auch anders sein?

Sabine Rebmann ist seit 2007 die Vorsitzende des Sängerbunds Schwetzingen. © Torsten Karpf

Zahlreiche Vereine beklagen seit Jahren einen Mitgliederschwund. Bei Ihnen dagegen steigen die Zahlen. Was macht der Sängerbund besser als andere Vereine?

Sabine Rebmann: Wir sind in unserem Handeln immer aktuell geblieben. Wir verfolgen nicht das Credo „Wie wir es bisher gemacht haben, machen wir es auch weiterhin“, sondern probieren neue Ideen aus und haben damit Erfolg. Zugute kommt uns auch, dass wir einen Kinder- und einen Jugendchor haben, zwischen denen oft ein nahtloser Übergang herrscht. Die Jugendarbeit ist ein Pfeiler unseres Erfolgs.

Welche neuen Ideen haben Sie denn umgesetzt?

Rebmann: In der Corona-Zeit beispielsweise hatten wir wenige Einbußen, weil wir die Singstunden online durchgeführt haben. Um in Kontakt zu bleiben, hat das nach anfänglicher Skepsis super funktioniert. Ein Jungsänger von den „Schwetsingers“ hatte zudem die Idee, unsere Weihnachtskonzerte trotz der Umstände durchzuführen und hat dafür Sänger vor einem Greenscreen aufgenommen. In dieser Zeit haben wir auch mehrere Videos auf Youtube hochgeladen, um damit Werbung zu machen. So gehen wir mit der Zeit.

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Sie sind seit über 40 Jahren beim Sängerbund, seit 2007 als Vorsitzende. Wie hat sich der Verein in diesen Jahrzehnten verändert?

Rebmann: Als ich angefangen habe, gab es nicht nur Konzerte, sondern auch Maskenbälle im Schloss oder in der Nordstadthalle. Damit haben wir uns ein finanzielles Polster geschaffen. Für solche Veranstaltungen Helfer zu finden, ist heutzutage aber schwierig, deshalb sind sie weniger geworden. Früher war die Bereitschaft größer, über den Chorgesang hinaus mit anzupacken. Was immer gleichgeblieben ist, ist das Familiäre: Bei Ausflügen zum Beispiel nimmt der Jugendchor die Kleineren an die Hand. Dass wir unsere „Alten“ nicht vergessen, haben wir uns auch über die Jahre erhalten. Unsere älteren Mitglieder finden sich im Freundeskreis ein und singen einmal im Monat gemeinsam Volkslieder in einer lockeren Runde.

Wie der Sängerbund Schwetzingen seine Mitglieder an den Verein bindet

Dank dieser Faktoren ist der Sängerbund dafür bekannt, ganze Familien zu beherbergen.

Rebmann: Das ist wirklich typisch für den Sängerbund. Meine Töchter sind im Chor und ihre Kinder fangen auch an, im Kinderchor zu singen. Oft sind es auch Geschwister, die zusammen in den Verein eintreten. Bei vielen Familien zieht sich das über Jahrzehnte: Dort ist schon der Großvater zum Sängerbund gegangen und heute machen es die Enkelkinder. Wir sind ein Familienverein.

Als sie 1978 in den Jugendchor eingetreten sind, hat da auch die Familie den Weg geebnet?

Rebmann: Ja, es waren meine Eltern. Mein Vater war schon immer im Männergesangverein und hat sich nach unserem Umzug dem Sängerbund angeschlossen. Danach kam meine Mutter dazu und so habe auch ich den Weg gefunden.

Wie hat sich seitdem der Gesang und die Liedauswahl in den Chören verändert? Wie viel Tradition und wie viel Moderne stecken darin?

Rebmann: Im „d’accord“ singen wir schon traditionelle Lieder. Früher wurden Oratorien, schweres und klassisches Liedgut gesungen. Das geht nun durch das Alter der Stimmen und die geringere Anzahl der Sänger nicht mehr. Jetzt werden unter anderem Operetten und Lieder aus Musicals gesungen. Es ist schon moderner als vor 30 Jahren, aber nicht brandaktuell. Popmusik gibt es dagegen bei den „Schwetsingers“, wo auch die Elemente Schauspiel und Bewegung großgeschrieben werden, die wir in Musicalaufführungen präsentieren. In den Jugendchors wollen die Mitglieder modernere Sachen singen, keine Wanderlieder, sondern Songs aus den Charts.

Zukunft und Sommerfest: Das steht beim Sängerbund Schwetzingen an

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Vor welchen Herausforderungen steht der Sängerbund?

Rebmann: Männerstimmen fehlen immer im Chor. Im Vergleich zu den Frauen haben wir wenige Männer. Das hat sich über die Zeit geändert, früher war der Männergesang die Domäne. Heute klagt jeder Verein über zu wenige männliche Stimmen. Während die Zahl aktiver Mitglieder uns keine Sorge bereitet, ringen wir um unsere fördernden Mitglieder. Dort ist der Altersdurchschnitt sehr hoch.

Am Samstag steht das Sommerfest an. Gibt es daneben weitere spezielle Veranstaltungen zum 170-jährigen Bestehen?

Rebmann: Wir feiern noch ein zweites Jubiläum: Unser traditionelles Weihnachtskonzert am 30. November wollen wir zusammen mit unseren Freunden aus Luneville veranstalten, den „Les Croissants d’Or“. Die Freundschaft besteht seit 50 Jahren, 1974 haben beide Chöre erstmals das Weihnachtskonzert gemeinsam in Schwetzingen gesungen. Ansonsten ist 170 Jahre zwar ein runder Geburtstag, aber kein Jubiläum im eigentlichen Sinne. Eine spezielle Jubiläumsveranstaltung ist daher nicht vorgesehen. Bild: privat

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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