Danzi-Saal

Schwetzingen: Wenn der Krimi ins Leben rückt

Das „Syndikat“, ein Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur, hat eine Lesung zugunsten des Weißen Rings Rhein-Neckar im Danzi-Saal veranstaltet.

Von 
Maria Herlo
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Beim ersten Schwetzinger Krimitag machen Uwe Ittensohn (v.l.), Tina Seel und Klaus Maria Dechant den Franz-Danzi-Saal in der Musikschule kurzzeitig zum Tatort. © Lenhardt

Schwetzingen. Das „Syndikat“, ein Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur, hat in Schwetzingen den ersten Krimitag veranstaltet. „Am 8. Dezember erinnert das Syndikat an Friedrich Glauser, einen der ersten deutschsprachigen Krimiautoren“, sagte Klaus Maria Dechant, selbst Mitglied im Syndikat und Moderator der Veranstaltung im Danzi-Saal des Kulturzentrums.

„Rund um dieses Datum lesen Autorinnen und Autoren in ganz Deutschland, mittlerweile auch in Österreich und der Schweiz, für einen guten Zweck“, so Dechant: „Der Erlös des heutigen Abends kommt diesmal dem Weißen Ring zugute, der Menschen hilft, die von einer Straftat betroffen sind.“ So ein Abend funktioniere nicht, ohne Unterstützung vonseiten der Stadt, merkte Dechant an, umso mehr freute er sich, Oberbürgermeister Dr. René Pöltl begrüßen zu können. Neben Pöltl waren auch der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar der Einladung gefolgt, die Leiterin des Schwetzinger Polizeireviers Sandra Goldschmidt sowie Vertreterinnen des Weißen Rings, darunter Rita Müller.

Herzlich willkommen hieß Dechant natürlich auch die Krimiautoren Tina Seel und Uwe Ittensohn, die neben ihm aus ihren neuesten Werken lasen, Barbara Hennl-Goll von der Bücherinsel, die mit einem Büchertisch anwesend war, sowie das Trio „Sax & Saiten“, das die Veranstaltung musikalisch umrahmte.

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Andreas Lin
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„Als Klaus Maria Dechant zu mir gekommen ist und gesagt hat, er würde gerne hier in Schwetzingen zum ersten Mal ein Krimifestival organisieren, konnte er nicht wissen, dass er bei mir offene Türen einrennt“, sagte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl in seinem kurzen Grußwort. „Ich bin ein großer Leser im Allgemeinen, insbesondere aber von amerikanischen Thrillern und von deutschsprachigen Krimis. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass wir diesen Abend hier erleben können und hoffe, dass es nicht bei diesem Anfang bleibt“, sagt Pöltl.

In seinem Grußwort hob Polizeipräsident Siegfried Kollmar – selbst ein Schwetzinger Bürger – hervor, dass die Wirklichkeit nicht so spannend sei wie die Handlung eines Krimis. „Obwohl wir mit modernen Methoden wie der DNA-Analyse nach Täter fanden, dauern die Ermittlungen sehr lange, dahinter steckt eine Menge Arbeit.“ In seinen Zuständigkeitsbereich fallen viele Straftaten, darunter auch Morddelikte, erzählte Kollmar. Sogar im schönen Schwetzingen – aber selten.

Schon genug Kriminalität im Alltag

Im Interview mit Klaus Maria Dechant bekannte Sandra Goldschmidt, die Leiterin des Schwetzinger Reviers, dass sie keine Krimis lese, weil sie die langweilig finde. Ihr Polizeialltag sei schon ausgefüllt mit Kriminalität, beginnend mit Streitereien, Verkehrsdelikten oder Missbrauchsfällen – das reiche dann. Hinweise aus der Bevölkerung könnten hilfreich sein, andererseits msse man vorsichtig damit umgehen, denn bei manchen, die zu viele Krimis lesen, gehe die Fantasie durch.

Ein tatsächliches Gewaltverbrechen liegt dem Roman „Der Tod der dreckigen Anna“ zugrunde. Die aus Edesheim stammende und heute in Berlin lebende Autorin Tina Seel erzählte, dass sie als Neunjährige ein schrecklicher Mordfall erschüttert habe. An Heiligabend im Jahr 1974 wurde eine alte, wirre Frau in ihrer Nachbarschaft übel zugerichtet. Die Sache hat sie ein Leben lang beschäftigt, sodass sie einen Roman darüber schreiben musste. Die Passage, die sie mit Sätzen in Pfälzer Dialekt vorlas, klangen authentisch und spannend, so mancher Anwesende dürfte Lust bekommen haben, das Buch zu Ende zu lesen.

Genauso spannend stellte der Speyerer Uwe Ittensohn seinen neuen Krimi „Winzerblut“ vor. Solches floss nicht bei der Lesung, aber Wein, obwohl es Tina Seel nach Ittensohns Anweisungen gelang, die Flasche mit der schäumenden Köstlichkeit auf Anhieb und ohne großen Verlust mit einem Säbel zu öffnen. Ittensohn wählte genau jene Passage aus, in der eine zerbrochene Weinflasche eine Rolle spielte. Wie und warum, das sollten die Besucher dann beim Selbstlesen erfahren.

Ein wahres Vergnügen bereiteten den Zuhörern die Auszüge, die Klaus Maria Dechant alias Til Petersen aus seiner Krimi-Satire „Fahr nicht fort, stirb vor Ort“ las. Dass es ein unterhaltsames, lesenswertes Buch ist, davon konnten sich die Besucher überzeugen. Er schreibt so lebendig, so voller Humor und satirischen Bemerkungen, wie er auch die Veranstaltung moderiert hat. Der erste Krimi-tag in Schwetzingen sorgte zwei Stunden lang für beste Unterhaltung und verlangt nach einer Fortsetzung.

Freie Autorin

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