Schwetzingen. 9208 Operationen, eine Million Minuten am OP-Tisch und vier Tonnen verarbeitetes Material. „Das ist eine beachtliche Bilanz“, fand Klinikleiter Tobias Schneider, der die Zahlen bei der Verabschiedung von Dr. Albert Rombach vortrug. Nach 21 Jahren als Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie an der Schwetzinger GRN-Klinik geht er zum Jahresende in den Ruhestand. „Und wenn ich die Statistik noch genauer betrachte, haben Sie mit all den Hüft-, Knie- und Schulter-Operationen sowie den behandelten Brüchen innerhalb einer Woche quasi jeweils einen Menschen zusammengesetzt.“
Doch neben seinen bemerkenswerten Leistungen im OP, hob Katharina Elbs, Geschäftsführerin der Gesundheitszentren Rhein-Neckar, sein Engagement für die Klinik hervor. „Sie haben Klinik und Abteilung geprägt“, berichtet die frühere Leiterin der Schwetzinger Klinik. „Ihre schonungslose Ehrlichkeit hat mich begleitet. Vieles, was Sie angesprochen haben, war nicht leicht verdaulich, hatte aber immer einen wahren Kern. Sie haben Verbesserungspotenziale aufgezeigt und hatten immer Interesse am großen Ganzen.“
Rüdiger Burger erinnerte sich – kurz vor seiner eigenen Verabschiedung – an Dr. Rombachs Anfänge. „Wir hatten mit sinkenden Fallzahlen zu kämpfen. Deshalb haben wir jemanden gesucht, der das OP-Spektrum erweitert“, so Burger. „Und mit Ihrer Erfahrung und Offenheit für Neues haben Sie die Abteilung und Klinik weiterentwickelt.“ Vor allem die Zertifizierung des Endoprothetikzentrums 2015 sei ein Meilenstein gewesen. „Die Menschen rund um Schwetzingen müssen keine weiten Fahrten mehr auf sich nehmen, um höchste Qualität bei Knie- oder Hüftendoprothesen zu bekommen.“ Für diese Verdienste überraschte er Dr. Rombach mit der silbernen Ehrennadel des Kreises, die er ihm im Namen des Landrates Stefan Dallinger überreichte.
Stellvertretend für die Abteilung der Orthopädie und Unfallchirurgie bedankte sich Oberarzt Dr. Volker Schönfeld bei Rombach: „Sie hatten immer ein offenes Ohr für uns und medizinischen Rat. Ihre Unaufgeregtheit im hektischen Klinikalltag war bezeichnend.“ Für die zweite Überraschung sorgten Kollegen und Mitarbeiter, die zu Ehren ihres Chefs einen neuen Text auf den Udo-Jürgens-Klassiker „Ich war noch niemals in New York“ gedichtet hatten und mit den Gästen sangen.
Dass er es so weit bringen würde, war in seinem Lebensweg nicht vorgezeichnet. Als Jugendlicher machte er in der Schwarzwald-Gemeinde Kirchzarten seinen Volksschulabschluss, begann eine Ausbildung in der Verwaltung. „Doch ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, erzählt Dr. Rombach. Auf dem zweiten Bildungsweg machte er Mittlere Reife und Abitur. „Ich habe ehrenamtlich beim Roten Kreuz gearbeitet. Dabei habe ich den Entschluss gefasst, Medizin zu studieren und Arzt zu werden.“ Nebenher jobbte er als Taxifahrer, um sich Ausbildung und Studium zu finanzieren. Weil er gerne mit den Händen arbeite, habe er sich für die Chirurgie entschieden, später habe er die Zusatzausbildung zum Orthopäden und Unfallchirurgen gemacht. „Das Operieren ist meine Leidenschaft und hat mich ausgefüllt“, erzählt der Chefarzt, der noch am Tag des Abschieds am OP-Tisch stand und buchstäblich seinen letzten Schnitt machte.
Schwetzinger GRN-Klinik: Dr. Jens Rose als Nachfolger
Dafür zollte Dr. Johannes Weiß, ärztlicher Direktor und langjähriger Kollege, größten Respekt: „Sie haben nie nachgelassen, haben sich immer gekümmert und bis zum Schluss durchgezogen.“ So könne Dr. Rombach besten Gewissens in den Ruhestand gehen und ein motiviertes Team sowie eine gut aufgestellte Abteilung an den neuen Chefarzt Dr. Jens Rose übergeben, der zum 1. Januar seine Nachfolge antrete.
Zum Abschluss übergab Dr. Rombach einen Scheck über 2000 Euro an den Vorstand des Vereins zur Förderung der Palliativversorgung an der GRN-Klinik, Dr. Jürgen Ehret. Denn statt Geschenken hatte er um eine Spende für den Verein gebeten.
Woran Dr. Rombach sich gerne zurückerinnern werde, sei der Zusammenhalt des Teams und das gute Miteinander. Aber auch die positiven Rückmeldungen von Patienten, die manchmal nach jahrzehntelangen Beschwerden an Hüfte oder Knie durch eine Prothese neue Lebensqualität erlangten: „Der Kontakt mit den Patienten hat mich durch die Jahre getragen, mir Kraft und Motivation gegeben“, sagt er noch zum Abschied.
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