Schwetzingen. Genau vor zehn Jahren hatte die Stadt Schwetzingen auf dem Platz neben dem Hotel Adler-Post die Gedenkstätte für die Schwetzinger Opfer des Nationalsozialismus als zentralen Ort der Erinnerung und gegen das Vergessen eingeweiht. Seitdem wird dort immer am 27. Januar – dem nationalen Gedenktag – innegehalten, an die Gräueltaten von damals und an die Menschen erinnert, die unfassbares Leid erfahren mussten. Auch diesmal war es bewegend und beeindruckend zugleich. Besonders, weil 20 junge Menschen die Gestaltung auf außergewöhnliche Art und Weise übernommen hatten – als Mahnung dafür, dass so etwas nie wieder passieren darf. Denn es sei traurig, dass vielen Menschen heute nicht mehr die Grausamkeit dieser Zeit bewusst sei.
Mit einem Gruppenfoto, das sie an die zahlreichen Teilnehmern der Gedenkfeier verteilten, erinnerten die Hebel-Gymnasiasten aus dem Leistungskurs der Jahrgangsstufe I an die Schwetzinger Religionsklasse von Lehrer Heinrich Bloch aus dem Jahre 1932 – es waren genau 20, wie sie selbst heute. Und nur wenn man ihre Namen sage und ihre Geschichten erzähle, bleibe diese Erinnerung an die jüdischen Mitbürger lebendig – an Menschen, die damals durch die Gräueltaten den Verlust ihrer Verwandten, ihres Zuhauses und oft ihres Lebens erfuhren.
Schwetzinger erinnern an Opfer des Nationalsozialismus:
Symbolisch brachten die Schülerinnen und Schüler Schuhe mit – jedes Paar für einen Namen und dessen Schicksal. Etwa für Religionslehrer Heinrich Bloch und dessen Tochter Ruth, die als eine der wenigen später noch einmal nach Schwetzingen kam. Oder an Martha und Lena Rhein, die später im Vernichtungslager Auschwitz ums Leben kamen. Andere hatten das Glück, in die USA, in die Schweiz oder nach Palästina fliehen zu können. „Nur durch das Erinnern können wir uns vor Augen führen, wie grausam diese Zeit war“, sagte einer der Schüler. Zusammen mit ihrem Religionslehrer Dr. Hennig Hupe und dem früheren Schuldekan Kurt Glöckler hatten sie sich im Unterricht intensiv mit diesem Thema befasst und auch die wenig glanzvolle Rolle der Kirche während der NS-Zeit beleuchtet.
Jetzt für SZ+ Abonnenten: Das E-Paper am Sonntag
Jetzt neu für SZ+ Abonnenten: Lesen Sie kostenfrei unser E-Paper am Sonntag - mit allem Wichtigen aus Schwetzingen, Hockenheim und der Region, dem aktuellen Sport vom Wochenende sowie interessanten Verbraucher-Tipps und Reportagen. Das Geschehen in Deutschland und der Welt ordnen unsere Korrespondenten für Sie ein.
Hier geht es zum E-Paper - ab dem frühen Sonntagmorgen für Sie verfügbar
Sie haben noch kein SZ+ Abo? Dann sichern Sie sich den SZ+ Kennenlernmonat
„Wir sind zusammengekommen gegen das Vergessen, um uns an diesen Teil unserer Geschichte zu erinnern und die vielen Opfer“, hatte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl eingangs die Bedeutung dieser Gedenkstunde hervorgehoben – gerade, weil man derzeit erstmals seit 1945 wieder einen Angriffskrieg in Europa erlebe. Auch dieser Überfall Russlands auf die Ukraine sei Ausdruck menschlicher Abgründe und fehlender Toleranz anderen Staaten, Völkern und Menschen gegenüber.
Schwetzinger erinnern an Opfer des Nationalsozialismus: Teil der Geschichte
Dabei dürfe man nicht vergessen, dass während des Holocaust über 1,5 Millionen – von damals rund 2,7 Millionen – Juden auf dem Gebiet der damals sowjetischen Ukraine ermordet wurden. „Gräuel, wie sie früher geschehen sind und wie wir sie gerade wieder erleben, können niemals vergessen werden. Sie sind Teil unserer Geschichte und unserer Identität. Sie müssen als Lehre und Mahnung stets auch Teil unserer Zukunft bleiben, damit sie sich niemals wiederholen können“, betonte Pöltl.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-schwetzinger-erinnern-an-opfer-des-nationalsozialismus-der-graeuel-bewusst-werden-_arid,2044907.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html