Schwetzingen. Für viele Jazzfreunde ist der erste Dienstagabend im Monat in der Spargelstadt eigentlich immer rot im Terminkalender angestrichen. Die Jazzinitiative Schwetzingen organisiert an diesen Dienstagen immerhin Konzerte mit Jam-Session-Charakter. Zuerst mit fester Besetzung und im zweiten Teil auch frei für hinzukommende Musiker, kostet das rund eineinhalb stündige Konzert keinen Eintritt. Doch der jüngste Abend wird aufgrund seiner musikalischen Qualität den gezielt gekommenen und auch den eher zufällig anwesenden Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben. Eventuell gibt es nun einige Jazzfans mehr, die das nächste Konzert bewusst ansteuern werden.
Nachdem sich im Jahr 2003 über 60 Jazzfreunde im Palais Hirsch zu einem Verein zusammengeschlossen hatten, überschritt die Jazzinitiative Schwetzingen inzwischen schon längst die 200er Marke an Mitgliedern. Ihre Devise lautet: „Den Jazz lebendig halten, Profis und Amateuren eine Bühne in Schwetzingen und in der Umgebung bieten, um dem Publikum die unglaublich inspirierende Musik ganz nahe zu bringen.“
Ein neues Niveau erreicht
Genau diesem Motto sind die Jazzfans treu geblieben, wobei das Niveau auf ein neues Level gehoben wurde, denn auf der Bühne spielten fast ausschließlich Professoren und Dozenten von Musikhochschulen. So ist Stephan Zimmermann nicht nur Professor für Jazz, Trompete und Ensemble an der Staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim, sondern hat auch beste Verbindungen zur Szene. Als „freier Mitarbeiter“ unter anderem in den Big Bands des HR, NDR, WDR und als Musiker in vielen bekannten Orchestern tätig, holte er eine ganze Reihe wahrer Könner dazu.
Mit dem Posaunisten und Musikprofessor der Musikhochschule Würzburg, Felix Fromm, kamen auch Bassist und Dozent der Musikhochschule Köln, Dietmar Fuhr, Saxophonist und Dozent Alberto Menendez von der Mannheimer Hochschule, Holger Nesweda am Schlagzeug (Absolvent der Hochschule) und der gesetzte Wolfgang van Göns von der Jazzinitiative am Klavier mit auf die Bühne des „Grünen Baums“. Das absolut harmonisch spielende Sextett interpretierte meisterhaft Titel wie „Mamacita“ von Joe Henderson und Jazzstandards wie „On Green Dolphin Street“ des Komponisten Bronislaw Kaper, ein Stück, das seit den 1950er Jahren von allen Größen interpretiert wird.
Doch das Sextett stand diesen Legenden der Musikgeschichte in kaum etwas nach und fand stets seinen ganz eigenen Weg, Stücke neu zu erfinden oder auf eine solche Weise zu interpretieren, dass es sich einige Zuschauer nicht nehmen ließen, den Applaus von Jubelschreien begleiten zu lassen.
Groß auch die Freude über die Interpretation von „Nutville“, des legendären Jazzdrummers Buddy Rich aus dem fernen 1974, der eine echte Herausforderung für alle Musiker darstellte, nicht nur, aber besonders für Schlagzeuger Holger Nesweda. Dabei bewiesen sie all ihr Können und ließen die Zuschauer Jazz vom Feinsten erleben.
Im Publikum befand sich auch Aart Gisolf, legendäres Gründungsmitglied der Jazzinitiative, der meinte: „Das sind alles Topmusiker und das Konzert heute ist etwas ganz Besonderes. Solch ein hohes Niveau bekommt man sonst kaum zu hören, schon gar nicht bei freiem Eintritt. Da muss man normalerweise leicht bis zu 40 Euro bezahlen.“ Er ergänzte: „Im Publikum befinden sich viele Menschen, die normalerweise nicht zu Jazzkonzerten gehen, die so aber auf beste Weise damit in Kontakt kommen – eines der Anliegen der Schwetzinger Initiative.“
Die Zuschauer Birgit Stassen und Jürgen Debré aus Waghäusel konnten Gisolfs Einschätzung nur zustimmen: „Einfach großartig. Man muss sich vorstellen, dass einige der Musiker auf der Bühne noch nie zusammen gespielt haben. Die Harmonie und das Können sind fantastisch.“ Götz Junk, früherer Wirt des „Zähringer Hofs“, erinnerte sich an die Anfänge der Jazzinitiative: „Ganz früher spielten Musiker der US-Army bei uns, bis vor über 20 Jahren Aart hereinkam und fragte, ob auch er hier spielen könne. Da fing alles an. Es sei fantastisch, dass der in Schwetzingen starken Klassik Jazzkonzerte hinzugefügt würden, die regelmäßig organisiert werden. „Ein toller und niederschwelliger Zugang zu dieser wunderbaren Musik“, so Junk.
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