Schwetzingen. Manchmal kommt man nicht umhin zu glauben, dass die Welt ein ziemlich düsterer Ort ist. Eingeklemmt zwischen Klimawandel, Artenschwund, Kriegsgefahr, zunehmender ökonomischer Ungleichheit und einer Sicht auf Wissenschaft, die als mittelalterlich zu bezeichnen, höflich ist, prägt gerade eine eher trübe Atmosphäre das Menschsein. Und ja: Es gibt ein paar gewaltige Probleme. Aber es gibt eben auch das andere. Und dieses andere strahlte am Valentinstag vor der St.-Pankratius- Kirche in Schwetzingen besonders hell.
Lud die katholische Kirche doch explizit Paare und Singles, die die Liebe im Herzen tragen, ein. Alt und jung, hetero oder gleichgeschlechtlich, getrennt, frisch verliebt oder seit Jahrzehnten verbunden. Sie alle, so Pfarrer Uwe Lüttinger, seien Teil der größten Geschichte überhaupt. Und nichts anderes ist in den Augen Lüttingers die Liebe. „Liebe ist das Größte auf dieser Welt, weil Gott Liebe ist.“
An die 30 Paare kamen zu diesem speziellen Valentinsgottesdienst. Und es genügten wenige Minuten vor der Kirche, einige Gespräche und die Welt schien trotz untergegangener Sonne ziemlich hell.
Das Glück sucht sich seinen Weg
Für besonders strahlendes Licht sorgte die Geschichte von Elke Sagerer und Manfred Büch. Kennengelernt vor 28 Jahren sind sie erst seit etwa einem Jahr ein Paar. Büch war zuvor verheiratet. 53 Jahre lang, aber vor eineinhalb Jahren starb seine Frau. Nach mehr als fünf Jahrzehnten als Paar wich mit dem Tod seiner Frau das Leben aus ihm. Allein erschien ihm Glück unerreichbar. Sagerer, die ihn von einem Job in den 1990er Jahren bei McDonalds kannte – sie war Mitarbeiterin, er Chef – begegnete ihm vor etwas mehr als einem Jahr auf einem Parkplatz. Ein kurzes Gespräch, Tränen bei ihm und es begann etwas, was für beide heute zur schönsten Geschichte der Welt wurde. Zu zweit ist man manchmal mehr als die Summe der Teile. Bei diesen beiden ist der Wahrheitsgehalt dieses Satzes unübersehbar.
Eins plus eins ist mehr als zwei
Aber bei Gabriele und Klaus Schneider sowie Gabriele und Jörg Karolus wird dieses eins plus eins ist mehr als zwei deutlich. Das erste Paar ist 1986 und das zweite 1984 gestartet und noch heute sprechen sie von dem Glück, das es bedeutet, sich gefunden zu haben. Was natürlich nicht heißt, dass Beziehung nicht Arbeit ist. Humor haben, miteinander reden, sich zuhören und vor allem auch mal die neun gerade sein lassen, seien unverzichtbare Bestandteile gelingender Liebe. Denn wenn das da sei, gelingt das Immer-wieder-neu-Entdecken ganz sicher.
Worte, die auch in der musikalisch von dem Oftersheimer Chor DaCapo gerahmten Predigt von Pfarrer Lüttinger und Diakon Michael Barth-Rabbel auftauchten. Angelehnt an die Bibelerzählung rund um die Hochzeit von Kana und die Verwandlung von Wasser in Wein durch Jesus. Damals sei der Hochzeitsgesellschaft der Wein ausgegangen. Auf Jesus Ansage hin füllten Diener die steinernen Krüge mit Wasser, doch in den Trinkgläsern fand sich Wein und die Hochzeit war gerettet. Auch im Alltag mache sich bei Paaren Wasser breit. Wenig Zeit, berufliche Verpflichtungen – schnell befänden sich die Paare gegenseitig in der zweiten Reihe, sodass die Lebenskrüge leerliefen. Dabei sei das Füllen gar nicht so schwer. Wieder lernen, die Kleinigkeiten zu sehen und vor allem zu schätzen. Und wenn das gelingt, werde aus Wasser auch hin und wieder Wein.
Ein gutes Fundament ist wichtig
Eine Sicht, die Julia und Marcus Abel teilten. Mehr als 18 Jahre ein Paar haben sie vor eineinhalb Jahren geheiratet. Mit einem Lächelns sagen sie, dass sie die Worte, „drum prüfe, wer sich ewig binde“ sehr ernst genommen hätten. Humor, davon waren die beiden überzeugt, sei eine der besten Techniken, um einen Krug zu füllen. Hinzu kommt in den Augen von Elena und Alexander Matern der gemeinsame Glaube. Die gemeinsamen christlichen Werte seien eine Art Fundament für die Beziehung der beiden. Auf dem Fundament seien Unterschiede deutlich gelassener auszuhalten.
Zum Ende des Gottesdienstes segneten Lüttinger und Barth-Rabbel die Paare. Und auch wenn die Welt jetzt keine andere war, so erschien sie nun doch deutlich freundlicher. Vielleicht sieht man einfach nicht immer genau genug hin. Die Liebe, so Lüttinger, sei immer da und meistens stehe sie am Ende auch als Gewinnerin da. Denn sie kenne kein Ego, keine Grenzen, nur Gemeinschaft. Darauf mehr zu achten, könnte den Blick frei machen und einige Probleme vielleicht lösbarer erscheinen lassen.
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