Region. Stolz wie Oskar hatte Morten Angstmann seinen goldenen Sport-Award nach der Preisverleihung durch den Rosengarten getragen und immer im Auge gehabt. Doch als er zu später Stunde zu Hause seine Auszeichnung präsentieren wollte, war sie plötzlich weg. Er hatte sie aber weder verloren noch gestohlen bekommen: Ein Mitfahrer hatte eine der Taschen, die alle Gäste der Gala als Abschiedsgeschenk bekommen hatten, aus dem Auto genommen – in dem Glauben, dass ja überall das Gleiche drin sein muss. Weit gefehlt.
Eingebettet zwischen Nudel-Paketen und Infobroschüren lag die goldbeschichtete Metallfigur, die dann noch in den Genuss einer mitternächtlichen Radtour durch Schwetzingen kam. Womöglich hätte es sogar zu einem Trophäentreffen kommen können, wenn die nur einen Steinwurf von Angstmann entfernt wohnende Weitsprung-Olympiasiegerin und Awardgewinnern Malaika Mihambo gleichzeitig auf dem Heimweg gewesen wäre.
Langjährige Weggefährten
Noch auf der Bühne hatten sich die beiden Preisträger gegenseitig gratuliert, schließlich kennen sie sich schon lange als leichtathletische Weggefährten. Morten Angstmanns Glückwünsche an Mihambo hatten sogar fast einen offiziellen Charakter: Denn der 26-jährige Schwetzinger ist nicht nur Vorstandsmitglied, Vereinsmanager, Jugendleiter, Vize-Abteilungsleiter und Trainer beim Turnverein 1864, sondern auch zweiter Vorsitzender der Leichtathletik-Gemeinschaft (LG), für die Malaika Mihambo immer noch startet. Auch ihrem Heimatverein TSV Oftersheim ist sie weiterhin treu verbunden und dankbar: „Ich weiß genau, dass meine Karriere nur so stattfinden konnte, weil die Vereine Vorbilder sind und uns so viel ermöglichen“, sagte sie auf der Bühne. Mit ihrem ehemaligen Trainer Ralf Weber war ein weiterer TSVler beim Trainerpreis nominiert. Das im Publikum sitzende Vorstandsmitglied Markus Lauff freute sich darüber ganz besonders.
Und als die anwesenden Mitglieder des Teams Tokio um die beiden Goldmedaillengewinner Malaika Mihambo und Max Lemke (Kanu) nach vorne gerufen wurden, stieß mit 400-Meter-Läuferin Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim) eine weitere Oftersheimerin hinzu, die ihre Wurzeln beim TSV hat. So kam es gleich zu einem spontanen Oftersheim-Schwetzingen-Treffen auf der Bühne, das die seit langem in der Spargelstadt lebende Opernsängerin Tanja Hamleh (nach zwei tollen Auftritten) komplettiere – und das von Handball-Star Uwe Gensheimer um eine Plankstadter Komponente erweitert wurde.
Gensheimer hält Laudatio
Der 35-Jährige hatte zuvor die quasi nachbarschaftliche Laudatio auf Morten Angstmann gehalten und ihm den Preis verliehen. „Ohne die vielen Ehrenamtlichen an der Basis wäre Leistungssport nicht möglich“, sagte der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft und würdigte das Engagement des Preisträgers – gerade in Corona-Zeiten. Der Geehrte dankte zuerst seinem Vorstandsteam, das ihn immer unterstützt und seine Ideen mit umgesetzt habe. Moderator Oliver Sequenz (Ron-TV) wollte da mehr wissen und erfuhr von Aktionen wie dem sportlichen Adventskalender, der inklusiven Stadtrallye, dem Online-Training, einer Nikolausaktion und der Hallenrenovierung.
Die Siegerinnen und Sieger
Top-Sportlerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz/Olympiasiegerin Weitsprung).
Top-Sportler: Max Lemke (KC Potsdam/LZ Mannheim-Sandhofen/Olympiasieger Kanu-Vierer).
Top-Team: Grün-Weiss Mannheim (Titelverteidiger Tennis-Bundesliga).
Top-Trainer: Gerald Marzenell (Grün-Weiss Mannheim).
Top-Talent: Nastasja Schunk (TC BASF Ludwigshafen/Juniorinnen-Einzel in Wimbledon).
Publikumsliebling: Dennis Diekmeier (Verteidiger beim Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen).
Vorbild – Ehrenamt: Morten Angstmann (Vereinsmanagement TV 1864 Schwetzingen).
Vorbild – Verein: Heidelberger Ruderklub 1872.
Lifetime-Award: Peter Hofmann (posthum, langjähriger Präsident der TSG 1899 Hoffenheim).
Vorsitzender freut sich
Über die Auszeichnung für ihren Mitstreiter freute sich auch die anwesende Delegation des TV 1864. „Was Morten in den vergangenen Jahren geleistet hat, ist unwahrscheinlich. Ohne ihn hätte vieles anders oder vielleicht gar nicht stattgefunden“, betonte Vorsitzender Robin Pitsch ganz stolz, dass die Bewerbung des Vereins Erfolg hatte – von der der nun Geehrte übrigens gar nichts gewusst hatte.
Gerne hätten sie ihren „Helden“ nach der Preisverleihungszeremonie samt Showprogramm mehr gefeiert, aber die anschließende Party fiel angesichts aktueller Corona-Lage und Maskenpflicht etwas gedämpfter aus. Der Freude der Preisträger tat dies aber keinen Abbruch, so etwa bei Publikumsliebling Dennis Diekmeier, der mit seiner Frau Dana der optische Hingucker des Abends war. „Ich freue mich natürlich sehr, da ich auch erst seit drei Jahren in der Rhein-Neckar-Region lebe“, sagte der Kapitän des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen und ergänzte: „Ich habe vom ersten Tag an gemerkt, wie die Leute mich unterstützen. Wir haben uns echt in diese Gegend verliebt und fühlen uns superwohl. Ich hoffe, es kommen noch ein paar Jahre dazu.“ Vorher hatte er im Foyer erzählt, dass nun die letzten Mitspieler des SVS aus der Quarantäne ins Training zurückkehren werden.
Ob er denen seinen goldenen Preis präsentieren wird, wissen wir nicht. Morten Angstmann wird es vermutlich bei der nächsten Vorstandssitzung nicht tun – zu groß ist die Gefahr, dass ihn wieder einer mitnimmt.
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