Schwetzingen. Im vergangenen Jahr ging die Stadt mit einem neuen touristischen Auftritt durch die Homepage www.visit-schwetzingen.de an den Start. Das Angebot an Führungen wurde erweitert und bietet nun noch mehr für Individualreisende und Gruppen. Wer keinen Platz mehr bei einer Stadtführung ergattern konnte oder lieber individuell und jederzeit auf Spurensuche gehen möchte, für den ist das nun auch kein Problem mehr. Die beliebtesten Themenführungen sind ab sofort per Smartphone und QR-Code über die neue kulturtouristische Homepage abrufbar.
Kulturmanagerin Katharina Simmert und Kulturreferentin Dr. Barbara Gilsdorf haben jetzt die QR-Codes entlang der digitalen Führungen auf die entsprechenden Tafeln geklebt. Auf den Spuren des Kurfürsten wandeln? Einfach am Schlosseingang einloggen und die ganz persönliche „Kurfürstentour“ beginnen. Oder eher an Kunst oder Musik interessiert? Die digitale Führung „Kunst im Wandel(n)“ führt vorbei an einer stattlichen Anzahl von Skulpturen und Kunst im öffentlichen Raum, die das Stadtbild prägen und alle ihre eigenen Anekdoten zu erzählen haben. „Im Paradies der Tonkünstler“ kann man das Schwetzingen der Musiker erlaufen und erhören. Die Stadt im Wandel der Zeit und im Spiegel historischer Umbrüche offenbart die Tour „Gedenken im Wandel(n)“. Digitale Touren führen auch zu den berühmten Motivbänken. Auf vielen Tafeln sind zudem noch QR-Codes für eine akustische Stadtführung angebracht. Damit gibt es die Möglichkeit, die einzelnen Stationen online anzuhören.
Skulpturen und ihre Bedeutung
Vom Schloss ausgehend führt die „Kurfürstentour“ zu Stationen, die Aspekte des höfischen Lebens unter Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz erläutern. Der Weg geht beispielsweise vom Oberen Wasserwerk zum Unteren Wasserwerk, das zwischen 1762 und 1765 im heutigen Maschinenweg errichtet wurde. In dem ab 1753 als Gesandtenhaus bezeichneten Gebäude in der Zeyherstraße ist heute das Amtsgericht untergebracht. Ab 1766 diente es als Wohngebäude des Gartendirektors Nicolas de Pigage und dessen Nachfolger Friedrich Ludwig Sckell und Johann Michael Zeyher. Der alemannische Dichter und Prälat Johann Peter Hebel verstarb hier unerwartet am 22. September 1826. Auf dem Wandbild „Ein Jäger aus Kurpfalz“ am Gänsplatz, hinter der Darstellung verbirgt sich Pfalzgraf Johann Casimir (1543 – 1592), bläst ein Jäger im Sattel eines sich aufbäumenden Pferdes zum Halali.
Das Ysenburg’sche Palais in der heutigen Forsthausstraße wurde 1760 nach Plänen des Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti erbaut, und von Angehörigen des kurfürstlichen Hofstaates bewohnt. Das Ensemble wechselte noch einige Male die Besitzer, bis es Gustav Bassermann und seine Gattin Clementine 1864 erwarb.
Bei „Kunst im Wandel(n)“ gibt es im Stadtgebiet so einige Schätze zu entdecken. „Ohne Spargel ist alles Banane“ erzählt das Wandgemälde von Thomas Baumgärtel an dem Haus in der Karlstraße, das 2018 als Erinnerung an das Jubiläum „350 Jahre Spargelanbau in Schwetzingen“ entstand. Das „Lebenswerk“-Wandgemälde von Hendrik Beikirch in der Heidelberger Straße zeigt das Konterfei von Spargelbäuerin Ilse Fackel-Kretz. Die „Pyramidenpappel“ des Potsdamer Bildhauers Stefan Pietryga markiert das Zentrum des Kreisels vor dem Bahnhof. Peter Lenks umstrittene Skulptur „Glücksschwein von Schwetzingen“ auf dem Schlossplatz entstand zum 1250. Geburtstag der Stadt und setzt dem Kurfürsten Carl Theodor ein Denkmal.
Musik hören im „Paradies“
„Gedenken im Wandel(n)“ heißt der Spaziergang zu Orten und Objekten, die im Zentrum sowie in der Ost- und in der Nordstadt warten. Auf dem monumentalen Wandgemälde am Hebelheim ist die stattliche Gestalt des Dichters, Pädagogen und Prälaten Johann Peter Hebel zu erkennen. Das Hebelgrab auf dem „Platz der Freundschaft“ nebenan zeigt, dass er dort begraben liegt. Der Gedenkstein „Schwetzinger Thora“ in der Zeyherstraße erinnert an die Deportation der badischen Juden nach Gurs am 22. Oktober 1940.
Wer möchte, kann bei einer musikalischen Zeitreise ins „Paradies der Tonkünstler“ eintauchen. Im Weg der Hofmusik zwischen Palais Hirsch und Rotem Haus dürfen Gäste auf einer Bank Platz nehmen, sich auf Tafeln über prominente Musiker der Hofmusik Carl Theodors informieren und über angebrachte QR-Codes auch Musik dazu hören.
Am östlichen Ende des Schlossplatzes entstand im 18. Jahrhundert das Haus des kurpfälzischen Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti, etwas näher zum Schloss das Haus für den Jesuitenpater Franz Joseph Seedorf, den Beichtvater des Kurfürsten. Den Namen Palais Hirsch verdankt das Gebäude seiner späteren Nutzung als Gaststätte.
Prinz Friederich von Pfalz-Zweibrücken ließ ab 1750 den kurfürstlichen Marstall erbauen. 1759 kaufte Kurfürst Carl Theodor den Gebäudekomplex und ließ ihn erweitern. Ab 1803, nachdem die Kurpfalz aufgelöst und die rechtsrheinischen Gebiete dem Großherzogtum Baden zugekommen waren, diente der Marstall als Kaserne der Badischen Leibdragoner.
Attraktiv – nicht nur für Urlauber
Viel über die Stadtgeschichte verraten auch die mittlerweile 33 Motivbänke, von denen die ersten zum Stadtjubiläum 2016 aufgestellt worden waren. Die kreativen Entwürfe thematisieren die Bedeutung Schwetzingens als Brau-, Tabak- und Spargelstadt sowie die Archäologie und die Musik- oder Mobilitätsgeschichte. Die Motivbank „Bertha Benz“ in der Hebelstraße erinnert an die erste Fahrt mit einem Automobil 1888 durch Schwetzingen. Die Bank „Stéphanie de Beauharnais“ am Dreibrückentor in der Lindenstraße wurde zu Ehren der Großherzogin von Baden (1789-1860) aufgestellt. „Nicolas de Pigage“, einem „Lunéviller in Schwetzingen“, ist die Motivbank am Pigage-Platz neben dem Hotel Adler Post gewidmet. Aufgrund seiner Verdienste um die Neugestaltung der Residenzen Mannheim und Schwetzingen wurde er 1752 zum Oberbaudirektor der Kurpfalz ernannt.
Die einzelnen QR-Codes der Kunstwerke, Denk- oder Mahnmale führen zur passenden digitalen Gesamttour. Alternativ kann man sich bei der Tourist-Information, am Schlosseingang und bei vielen Hotels direkt und kostenlos in alle Touren einloggen.
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