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Schwetzinger SWR Festspiele: Mitreißende Matinee mit „Quatuor Tchalik“

Bei der Matinee im Reigen der Schwetzinger SWR Festspiele am Sonntag stellte das russisch-französische Ensemble „Quatuor Tchalik“ Streichquartette von Mozart und Schubert den „Scènes de Bal“ des Zeitgenossen Thierry Escaich gegenüber.

Von 
Maria Herlo
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Das Ensemble "Quatuor Tchalik" begeisterte bei den Schwetzinger SWR Festspielen. © Anna Jenetzky

Schwetzingen. Bei der Matinee am Sonntag stellte das russisch-französische Ensemble „Quatuor Tchalik“ Streichquartette von Mozart und Schubert den „Scènes de Bal“ des Zeitgenossen Thierry Escaich gegenüber. So wie das Programm durch Kontraste lebte, verbanden auch die Interpretationen der Geschwister Gabriel Tchalik (Violine), Louise Tchalik (Violine), Sarah Tchalik (Viola) und Marc Tchalik (Violoncello) analytische Tiefenschärfe und mitreißendes Temperament zu einem Musikerlebnis, das die zeitlose Frische und Relevanz der Quartett-Gattung nachdrücklich unter Beweis stellte.

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Von
Dirk Jansch
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Das Motto „Familienbande“ war dabei wörtlich zu nehmen: Seit ihrer Kindheit musizieren die Vier als Streichquartett zusammen. Spürbar wurde ein ideales Gleichgewicht aus individueller Ausdruckskraft und kollektiver Gestaltung – vier eigenständige Persönlichkeiten, die sich gleichberechtigt in den musikalischen Dialog einbringen. Zwar stand die Matinee im Zeichen von Mozart und Schubert, doch ist der Einfluss ihrer Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik unverkennbar.

„Quatuor Tchalik“ hatte auch ein Werk des französischen Organisten und Komponisten Thierry Escaich, geboren 1965, mitgebracht. Mozarts Streichquartett D-Dur KV 499, das sogenannte „Hoffmeister-Quartett“, brachten die Vier mit einem Höchstmaß an Transparenz und stilistischem Feingefühl zur Geltung. Neben der Leichtigkeit und Eleganz, die den Mozart-Ton prägen, legten sie auch die Modernität des Werks offen: ungewöhnliche harmonische Wendungen, formale Kühnheit und emotionale Ambivalenz. Das Adagio erblühte unter ihren Händen in kantabler Schönheit, der Finalsatz sprühte vor Energie und Esprit.

Schuberts Streichquartett d-Moll „Der Tod und das Mädchen“ mit Ausdruckskraft

Auch Schuberts Streichquartett d-Moll „Der Tod und das Mädchen“ erklang mit einer Ausdruckskraft, die in Erinnerung bleibt. Das Werk, eine der eindrucksvollsten musikalischen Auseinandersetzungen mit Tod und Vergänglichkeit, interpretierte das Quartett mit klanglicher Intensität und innerer Geschlossenheit. Die düstere Energie des Kopfsatzes und die gespenstische Ruhe der Variationen im zweiten Satz wurden zu einer dichten, emotional aufgeladenen musikalischen Erzählung. Auch das dramatisch drängende Scherzo und das rastlose, fast obsessiv kreisende Finale trugen hierzu bei.

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Mit Escaichs deutscher Erstaufführung von „Scènes de Bal“ schließlich, eingebettet zwischen Mozart und Schubert, betrat das vielfach preisgekrönte Quartett klangliche Gegenwart. Die fünfsätzige Komposition lebt von tänzerischen Rhythmen, schillernden Farben und einem Hauch von Theater. Virtuosität, stilistische Wandlungsfähigkeit und ein feines Gespür für klangliche Balance ermöglichten es den Geschwistern Tchalik, jede Szene plastisch und atmosphärisch dicht auszuleuchten – mal verführerisch, mal verstörend, stets hochvirtuos.

Das Publikum dankte mit frenetischem Applaus. Als Zugabe spielte das Ensemble den langsamen Satz aus dem „Streichquartett“ von Reynaldo Hahn – ein zarter, inniger Ausklang einer Matinee voller musikalischer Intensität und familiärer Harmonie.

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