Josefshaus

Schwetzinger zeigen riesige Hilfsbereitschaft bei Sammelaktion für Ukrainer

Die ehrenamtlichen Helfer kommen bei der großen Spendenbereitschaft in Schwetzingen kaum hinterher. Kofferaumweise wurden Hygieneartikel, Isomatten und Decken gespendet.

Von 
Sabine Zeuner
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Die immense Unterstützung der Bevölkerung sorgt dafür, dass es im Josefshaus schnell eng wird. © Zeuner

Schwetzingen. Beladen mit Kisten, Tüten und Taschen kamen Menschen aus Schwetzingen und den umliegenden Orten zur Sammelaktion von Hilfsgütern für die Ukraine ins Josefshaus. Dorthin hatte die Seelsorgeeinheit Schwetzingen gebeten, Hygieneartikel, Bettwäsche, Isomatten, haltbare Lebensmittel, Campinggeschirr, Heizlüfter, Decken, Feldbetten, Schlafsäcke und vieles mehr zu bringen.

Schwetzingen

Schwetzingen: Riesige Unterstützung bei Hilfsgüter-Sammlung für Ukraine

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Uwe Lüttinger, leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit und Dekan des Dekanats Wiesloch, war schon eine halbe Stunde nach der Öffnung des Josefshauses überwältigt von der Flut an Hilfsgütern und den vielen Menschen - von jung bis alt -, die zeitweise Schlange standen, bis sie ihre Spenden abgeben konnten: „Ich musste einfach aktiv werden angesichts des eskalierenden Krieges in der Ukraine“, sagte er.

Viele Menschen kamen, hatten unterschiedlichste Dinge eingepackt. Ein erstes Sichten und Vorsortieren war wichtig, damit die Logistik im Raum dahinter funktionierte. Lüttinger und einige weitere Helfer schauten sich die Spenden an, baten darum, die eigenen Taschen und Kisten wieder mitzunehmen, da einheitliche Kartons für die effektive Beladung der Transportfahrzeuge vorgesehen waren.

Pfarrer Uwe Lüttinger (r.) nimmt die Spenden von Hans-Dieter und Marlies Schmidt an. © Sabine Zeuner

Trotz der immensen Menge der Spenden blieben der Pfarrer und diejenigen, die die Sachen annahmen, auch konsequent: „Wir brauchen keine Kleidung, wir können hier auch nichts lagern“, schilderte Lüttinger immer wieder und bat, diese Güter wieder mit nach Hause zu nehmen. Das galt auch für Medikamente, die gekühlt werden müssen: „Das können wir leider nicht leisten“, so Lüttinger. Geld konnte auch nicht angenommen werden, dafür gab es ein Informationsblatt mit den Daten eines Spendenkontos der Caritas und die Bitte, dorthin zu überweisen.

„Das ist einfach toll!“

Alles, was dringend von den Flüchtenden oder in Krankenhäusern gebraucht wird, wurde im Josefshaus thematisch sortiert und ebenso in gut stapelbare Kartons verpackt. Helfer aus allen Gruppierungen der Seelsorgeeinheit, die Europapfadfinder und weitere Freiwillige packten hier mit an, beschrifteten mit dicken Stiften die Pakete, damit Helfer im Grenzbereich zur Ukraine es einfacher haben, die helfenden Produkte auszuteilen.

Draußen ordnete derweil Diakon Michael Barth-Rabbel die vielen beladenen Fahrzeuge, die am liebsten alle zeitgleich in den Hof vor das Gemeindehaus eingefahren wären und ausgeladen hätten. „Das ist einfach toll“, sagte Barth-Rabbel zum Ansturm. Zwischen den Fahrzeugen schlängelten sich Fußgänger, ihre Tüten und Taschen schleppend, zur Eingangstür hindurch.

Michael Schnorbach war in der ersten großen Welle dabei, er hatte Hygieneartikel eingekauft, Handtücher und Bettwäsche zusammengepackt: „Es ist mir ein großes Anliegen zu helfen. Ich bin heute hier, weil es eine gezielte Hilfsaktion ist, man dafür sorgt, dass die Spenden auch ankommen.“ Damit sprach er den meisten aus der Seele, die am sonnigen Samstag konkret helfen mochten angesichts der erschütternden Bilder und der großen Zahl an Flüchtlingen.

Die Europapfadfinder und andere Ehrenamtliche packen mit an, um die vielen Spenden zu ordnen. © Sabine Zeuner

Diakon Bernhard Carl war unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges „einfach nur sprachlos“, wie er betonte. Einige Worte fand die Schwetzingerin Maria Dreier: „Es ist einfach furchtbar, was Menschen hier erleiden müssen.“ Das sei ihr Motor gewesen Tee, Kaffee und Verbandsmaterial zu kaufen: Ihr Auto war proppenvoll beladen.

Gertraud und Dietmar Huckele wollten „einfach nur was tun können“, was ihre Spende von Verlängerungskabeln, Decken, Windeln, Kerzen sicher erreichen wird. Ingrid Ilsemann und Klaus Roth hatten eine Menge Bettwäsche aus einem „Nachbarschaftserbe“ gepackt: „Das hier ist eine tolle Aktion“, freuten sich beide, einen Beitrag leisten zu können.

Jugoslawienkriege selbst erlebt

Muharen und Emma Brica sind mit Töchterchen Hanna gekommen: „Wir kommen aus Bosnien“, berichteten sie, dass sie einzuschätzen wissen, wie es den Flüchtlingen aus der Ukraine geht - haben ihre Familien doch vor rund 30 Jahren die Jugoslawienkriege überlebt. Die Hilfe, die den damaligen Flüchtlingen in Deutschland entgegenkam, war für sie Antrieb, die aktuelle Aktion der Hilfe zu unterstützen.

Maria Dreier hat Tee, FFP2-Masken und jede Menge Hygieneartikel im Gepäck. © Sabine Zeuner

Aus Plankstadt waren Claudia und Andreas Huth gekommen: „Es ist einfach furchtbar“, schilderte Claudia Huth, und dass es eine Selbstverständlichkeit sei, zu spenden.

Auch knapp eine Stunde vor Ende der geplanten Abgabezeit kamen noch Menschen mit Spendengütern am Josefshaus an. „Danke“, sagte Initiator Uwe Lüttinger sehr oft an diesem Tag, „danke für Ihre Unterstützung“, und das kam aus vollem Herzen, denn: „Ich habe gedacht, entweder kommt niemand, oder wir werden überrannt.“ Das Letztere war dann der Fall, das Josefshaus mit Kartonstapeln an allen Ecken zeugte davon.

Dass die Hilfe ankommen wird, versicherte Uwe Lüttinger, dafür wird die Deutsch-Ukrainische-Gesellschaft Rhein-Neckar sorgen, mit der er in Kontakt stehe. An diesem Montag werde er sich um den Transport der Pakete aus Schwetzingen zu deren nächstem Transport Richtung Ukraine kümmern.

Ob es weitere Aktionen geben wird? Pfarrer Uwe Lüttinger ist davon überzeugt, rechnet aber mit Veränderungen: „Ganz sicher - aber dann eher auf die hier Ankommenden gerichtet!“

Info: Geldspenden sind willkommen unter dem Stichwort: „Ukraine-Krieg - CY01026“ auf das Konto der Caritas international, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC: BFSWDE33KRL, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe.

Freie Autorin freie Mitarbeiterin

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