Porträt

Schwetzingerin Helga Wiegand ist immer für alle da

Als Kirchendienerin und Hausmeisterin im Hirschacker eine Institution

Von 
Volker Widdrat
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Helga Wiegand war über 37 Jahre als Kirchendienerin und Hausmeisterin tätig. Jetzt hat sie mehr Zeit für sich. Der evangelischen Kirchengemeinde bleibt die 63-Jährige, hier in ihrem Garten, aber selbstverständlich sehr gerne verbunden. © Volker Widdrat

Schwetzingen. „Du warst in all den Jahren unsere große Unterstützung beim Reparieren von Spielzeug, Aufräumen, Fegen, Blätter harken, Trösten, Finden von praktischen Lösungen, Anlegen des Gartens und noch vielem mehr.“ Das haben die Igelkinder des Bonhoeffer-Kindergartens im Hirschacker in das Abschiedsbuch für Helga Wiegand geschrieben. Über 37 Jahre lang war die 63-Jährige als Kirchendienerin und Hausmeisterin in Diensten der evangelischen Kirchengemeinde. Vor kurzem wurde sie mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche in den Ruhestand verabschiedet (wir berichteten).

Die gebürtige Oberfränkin und gelernte Hauswirtschafterin war die gute Seele im Gustav-Adolf-Haus und im Bonhoeffer-Kindergarten. Ohne sie wären Basar oder Sommerfest nicht möglich gewesen. Und ihr Küchenteam hätte nie so viel Beifall bekommen für die kulinarische Verpflegung mit Braten, Kartoffelsalat, Pommes, Steaks, Bratwurst, Salat oder den berühmten Grünkernbratlingen mit Quark.

„Für alles, was ums Gustav-Adolf-Haus und im Haus drin ist“, sei sie zuständig gewesen, erzählt Helga Wiegand bei unserem Besuch im Hirschacker. Sie stammt von einem Bauernhof. Eigentlich möchte sie gar nicht so viel von sich preisgeben. Da ist sie einfach zu bescheiden. Also nehmen wir ihr Abschiedsbuch noch einmal zur Hand.

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„Mit Herzblut hast du vollen Einsatz gezeigt und deine Energie in die Arbeit gesteckt. Immer warst du dabei flexibel und hast dich nicht unterkriegen lassen. Die Arbeit mit dir war nie langweilig und der Spaß kam nie zu kurz. Du hast uns immer mitgenommen und motiviert und wir haben viel von dir gelernt. Wir freuen uns schon auf die nächsten gemeinsamen Aktionen.“ Ein schöneres Zeugnis ihres fleißigen Küchenteams kann es doch gar nicht geben.

Mit der Taufe des Sohnes fing es an

„War bei uns mal Not am Mann, musste Helga ran“, danken Kinder und Erzieherinnen für das Umsorgen und Schwätzchen halten: „Wir hatten Glück, das muss man sagen, jemanden wie dich zu haben – an allen Tagen.“ Eigentlich hatte sie damals nur die Taufe von Sohn Stefan in das Kirchenbuch eintragen lassen wollen. Die Gemeinde habe aber gerade Verstärkung für die damalige Kirchendienerin im Gustav-Adolf-Haus gesucht. Helga Wiegand trat den Dienst an und blieb.

Besser kann der Trauspruch von ihr und ihrem Mann Franz aus dem Buch Josua im Alten Testament nicht passen: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“ Pfarrer Steffen Groß sagte im Gottesdienst: „Euer Bibelvers ist euch zum Lebenswort geworden.“ Das Ehepaar hat die zwei Söhne Stefan (38) und Martin (33) und die beiden Enkel Leonie (8) und Fabian (4). Franz stammt aus Plankstadt und war bei der Marine in Norddeutschland. Beim Urlaub in der Fränkischen Schweiz hat er seine Helga kennen und lieben gelernt. Klar, dass die Familie bei den Kirchenfesten mit eingebunden war. Franz, seit bald 50 Jahren DLRG-Kassenwart, durfte zum Beispiel Pommes brutzeln.

Einmal im Jahr fahren die beiden in Urlaub an die Nordsee. Spätestens alle vier Wochen sind sie in Helgas fränkischer Heimat. Auch die Hausmeisterkollegen haben viel mit ihr erlebt, als in der Küche gewerkelt wurde, beim Kochen oder Backen, wenn eine Hausmeisterin gebraucht wurde. „In vielen Situationen, in denen dein kreativer Einfallsreichtum gefragt war“, schreibt Jens Stolpmann ihr ins Buch. Sie sei „Ansprechpartnerin, Zuhörerin, Zurechtstutzerin“ gewesen, hat jemand vermerkt. Es sei immer eine Freude gewesen, sie zu sehen. Der langjährige Dekan Werner Schellenberg bescheinigt ihr eine „offene, fröhliche Wesensart“, die immer zum Gelingen von Basaren und Gemeindefesten beigetragen habe.

Es bleiben die Erinnerungen an unzählige Altencafés, viele Gottesdienste, jede Menge Veranstaltungen, die sich für Helga Wiegand in der Küche im Gustav-Adolf-Haus als ihrem „zweiten Haushalt“ oder im Lutherhaus neben der Stadtkirche abspielten. An Sitzungen, Feiern, Gesangbüchern, Glockenläuten, Schnee schippen und Schweinebraten „to go“. Sie habe gekocht, was schmeckt und alle Kuchen gebacken, die es gibt, sagt sie: „Das, was nötig war, wurde gemacht.“ Und wenn spät abends das Gartenhaus des Kindergartens noch offenstand, ist sie nochmal rübergegangen, um es abzuschließen.

Helga Wiegand bleibt der evangelischen Kirchengemeinde erhalten. Als Ehrenamtliche wird sie auch in Zukunft weiter ihren Dienst tun. Am Sonntag, 10. Juli, findet nach zweijähriger Unterbrechung endlich wieder das Sommerfest am Gustav-Adolf-Haus statt. Beginn ist um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst mit Diakonin Margit Rothe und den Kindern des Bonhoeffer-Kindergartens. Um 12 Uhr geht es weiter mit Mittagessen und Kaffee und Kuchen. Wetten, dass Helga Wiegand dann wieder in der Küche anzutreffen sein wird?

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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