Schwetzingen. Aufmerksamen Passanten oder Anwohnern wird es kaum entgangen sein: Seit wenigen Tagen sind die Mauern der letzten noch verbliebenen Halle auf dem ehemaligen Pfaudler-Areal verschwunden – obwohl doch angekündigt war, dass zumindest ein Teil davon erhalten bleiben soll. Das wird auch so sein, erfuhren wir bei einer Vor-Ort-Begehung am Donnerstagnachmittag. Alle Steine sind noch da, werden geputzt, trocken aufbewahrt und später wieder als optischer Hingucker und Erinnerung an die ehemalige Fabrik mit viel Aufwand im neuen Wohngebiet „Schwetzinger Höfe“ wieder aufgebaut.
Ursprünglich war geplant, diesen Teil einer der ältesten Pfaudler-Gebäude stehenzulassen. Doch Sicherheit gehe eben vor, alle Fachleute seien sich da einig gewesen. „Die Mauer war von ihrer eigenen Statik nicht zu erhalten“, erklärt Matthias Ohlheiser, Projektleiter der Epple-Unternehmensgruppe und zeigt auf einen Tisch mitten in der Großbaustelle: Dort werden die Ziegelsteine fein säuberlich gereinigt, überprüft und sortiert.
Christian Sauer, einer der Erfahrensten im Verkaufsteam bei Epple, und Unternehmenssprecher Herbert Rabl probieren es gleich aus und staunen über das Ergebnis der bereits fertigen Mauerstücke: „Wahnsinn, wie sauber die das kriegen.“ Am Ende werden es etwa 120 000 Steine sein, die auf 330 Paletten verpackt zwischengelagert werden, erklärt Sauer. Viele stehen schon in der Baugrube.
145 Wohneinheiten entstehen auf den "Schwetzinger Höfen"
Alles sei dreidimensional vermessen worden, um die Giebelwand danach wieder originalgetreu und dann auch sicher wieder aufbauen zu können – auch eine weitere Außenseite der alten Montagehalle wird in die Bebauung integriert. Das wird allerdings noch eine Weile dauern. Denn zuerst stehen andere Bauabschnitte an. „Wir bauen uns quasi an der Bahn entlang“, erklärt Matthias Ohlheiser mit Blick auf die derzeit entstehenden ersten Neubauten am Nordrand des insgesamt rund 6,7 Hektar großen Areals. Hier werden in fünf Gebäuden 145 Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten geschaffen. Dass eine Arztpraxis einziehen wird, ist schon sicher. Darunter kommt eine Tiefgarage mit 172 Stellplätzen, von denen sage und schreibe 147 für E-Mobilität geeignet sind, also mit Ladestationen ausgerüstet werden.
Etwa 100 Wohnungen mit zwei bis viereinhalb Zimmern und einer Größe zwischen 47 und 165 Quadratmetern seien schon verkauft, es gebe also noch genug Angebote für Interessenten, die einen Quadratmeterpreis zwischen 5000 und 6000 Euro einkalkulieren müssen. Dabei verweist Verkäufer Christian Sauer auf interessante Fördermodelle.
Die Gebäude stehen schon weitgehend, es fehlt nur noch ein Stockwerk. „Wir werden dieses Jahr mit dem Rohbau fertig, jetzt beginnt der Ausbau“, erklärt Projektleiter Ohlheiser. Zum Teil sei schon die Dachabdichtung am Laufen, auch die ersten der raumhohen Fensterelemente sind bereits eingesetzt. Unten in der Tiefgarage laufen schon die Fliesenarbeiten.
2024 ziehen erste Bewohner auf ehemaligem Pfaudler-Areal ein
„Wir sind im Zeitplan“, betont er auf Nachfrage – und das trotz Corona und der Problematik mit den veränderten Lieferketten. „Wir haben ein gutes Jahr für den Rohbau gebraucht, das ist beachtlich“, sagt er stolz. Schwierigkeiten wegen fehlender Handwerker oder Firmen – wie derzeit oft in der Baubranche üblich – gibt es nicht. Der Vorteil sei, dass Epple mit den Betrieben dauerhaft zusammenarbeite und langfristige Verträge habe. Auch bei den Baustoffen werde vorausschauend gedacht und sie mit viel Vorlauf geordert. So soll, wenn alles weiter glatt läuft, der erste Bauabschnitt in rund einem Jahr seiner Fertigstellung entgegengehen. Die ersten Bewohner sollen in der erste Hälfte von 2024 einziehen können.
Auf dem Areal wird derzeit aber nicht nur an den Neubauten gearbeitet: So werden immer noch Fundamente der großen Pfaudler-Werkhallen aus dem Boden geholt. „Das ist leider mit Lärm verbunden“, bedauert Herbert Rabl. Die Arbeiten neigen sich aber dem Ende entgegen.
Recycling vor Ort bei Eppelheimer Firma Orth
Die Betonteile werden übrigens nicht weggefahren und entsorgt, sondern direkt auf dem Gelände vom Eppelheimer Spezialisten Orth recycelt und wiederverwendet. Riesige Berge von geschreddertem Material und Erde zeugen von dieser klimafreundlichen Vorgehensweise – denn so wurden unzählige Lkw-Transporte eingespart. „Wir machen quasi unser Baumaterial selbst“, sagt Matthias Ohlheiser. Zumindest einen Teil, der dann bei den weiteren Bauabschnitten seine Verwendung findet.
Der nächste ist dann entlang der Bahnlinie geplant, anschließend geht es an der Südtangente weiter und zum Schluss an der Seite zur Scheffelstraße. Spätestens dann werden auch die Wände mit den alten Ziegelsteinen der Werkhalle wieder in neuem Glanz erstrahlen.
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