Schwetzingen. Der Geburtstag des Mozartfestes, das die Schwetzinger Mozartgesellschaft in diesem Jahr zum 50. Mal ausrichtet, ist nicht nur ein Grund zu feiern. Stattdessen wird er auch zum Anlass genommen, über die künftige Gestaltung von klassischen Konzerten nachzudenken. Hatte die Geschäftsführerin der Mozartgesellschaft, Katharina Simmert, im Interview mit der „Schwetzinger Zeitung“ hierzu bereits einige Gedanken formuliert, so wurde auch beim Festakt im Palais Hirsch die Notwendigkeit von Veränderungen ins Auge gefasst.
Anlass war die Verleihung der Carl-Theodor-Medaille im Rahmen des Mozartfest-Jubiläums. Oberbürgermeister Matthias Steffan überreichte sie dem Künstlerischen Leiter des Schwetzinger Konzertfestivals, Nikolaus Friedrich. Er ist nach Angela Bräunig die zweite Person aus den Reihen der Mozart-Gesellschaft, die mit der höchsten Auszeichnung der Stadt bedacht wurde. Der Stadtchef würdigte das Engagement als Zeichen von Gemeinsinn. Auch stellte er die „demokratische Kraft der Kultur“ für eine Stadtgesellschaft wie Schwetzingen heraus.
Friedrich ist auch Künstlerischer Leiter beim Verein Kammermusik in Mannheim
Nikolaus Friedrich, einst Klarinettist im Mannheimer Nationaltheaterorchester, ist auch als Künstlerischer Leiter beim Verein Kammermusik in Mannheim tätig. Der Musiker zeige sich offen für mutige Experimente und habe auf dieses Weise die klassische Tradition neu belebt, lobte der Oberbürgermeister bei der Verleihung der Medaille. Im Rahmen des Mozartfestes seien junge Talente gefördert und vergessene Werke aufgeführt worden. Dank der Verpflichtung von internationalen Spitzenensembles sei in Schwetzingen eine hohe musikalische Qualität etabliert worden.
Im Beisein von Vertretern des Landtags und des Schwetzinger Gemeinderats, die von der Vorsitzenden der Mozart-Gesellschaft, Rosa Grünstein, begrüßt wurden, wagte der Intendant des Heidelberger Frühlings, Thorsten Schmidt, einen Blick in die Zukunft des klassischen Konzerts. „Diese Aufgabe ist komplexer als man denkt“, machte Schmidt in seinem Festvortrag deutlich. Entschieden wies er das „Lamento“ über den vermeintlichen Besucherschwund und die Überalterung des Publikums zurück: „Die Menschen wollen ins klassische Konzert“, betonte er: „So viel Klassik war nie.“ Zugleich wies Schmidt darauf hin, dass Kultur nicht ohne öffentliche Förderung denkbar sei.
Alternative Veranstaltungsorte für Konzerte sollen Eintrittsbarrieren senken
Überdies machte der Leiter des Heidelberger Frühlings einige gesellschaftliche Veränderungen geltend, die es erforderten, die künftige Präsentation von Konzerten zu überarbeiten. „Das Konzert darf nicht nur Museum, es muss auch Labor sein.“ Da ein Konzert ein „sozialer Ort auf Zeit“ sei, müssten Konzertveranstalter verstärkt über die Wahl des jeweiligen Ortes nachdenken. Eine Industriehalle oder ein Club könnten Alternativen sein, um Eintrittsbarrieren zu senken.
Auch gelte es, Genre-übergreifende Programme zu entwickeln und eine größere stilistische Vielfalt zu ermöglichen. Schmidt sprach hierbei von einer „Entritualisierung“ des klassischen Konzerts, das seine heutige Form einer bürgerlichen Tradition verdanke. Für künftige Konzertveranstaltungen müsse gelten: „So niederschwellig wie möglich.“ Veranstalter müssten „Antworten für das Konzert von morgen“ finden. Das Leitmotiv laute dabei: „Kein Einfach-weiter-so.“
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