Energieproblem

Solarfaltdach fürs Klärwerk in Schwetzingen?

Ein Schweizer Unternehmen bietet schlüssige Lösung, um künftig autarken Strom zu erzeugen – das hat aber seinen Preis.

Von 
Stefan Kern
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Sowas wäre auch für das Klärwerk des Bezirks Schwetzingen denkbar: Ein faltbares Solardach, wie es hier bei der Kläranlage in Reinach, Schweiz, gerade eingefahren wird. © dhp-scaled/dhp-technology.ch

Schwetzingen. Für Thomas Grabbe, Betriebsleiter des Klärwerks des Zweckverbandes Bezirk Schwetzingen, steht fest, dass die Zeiten der billigen Energieversorgung an ein Ende gekommen sind. Und zwar auch wenn der Krieg Russlands gegen die Ukraine endet. Im laufenden Jahr mussten Stromkosten zwischen 47 Cent und 64 Cent pro Kilowattstunden gestemmt werden. Nur zu Vergleich: Im Jahr 2021 waren es im Schnitt 24 Cent je Kilowattstunde. Eine Höhe, die auch in den Augen des Verbandsgeschäftsführers Matthias Steffan wohl nicht mehr erreicht werde. So soll nun mittels einer Machbarkeitsstudie die Installation eines Solarfaltdachs geprüft werden.

Ein Team des Klärwerks war dafür eigens in der Schweiz und begutachtete eine solche Anlage der Firma DHP in Chur. Und es scheint, dass die Anlage das Team um Grabbe überzeugt hat. Das Grundproblem beim Klärwerk in Schwetzingen sei, so Grabbe in seinen einführenden Worten, dass es keine nennenswerten Flächen für das Aufstellen von festen Photovoltaikanlagen gebe. Das Schweizer Unternehmen habe nun eine Technik entwickelt, die eine großflächige Photovoltaikanlagen erlaubt – und keine extra Flächen verbraucht. Mittels sogenannter Solarfaltdächer, gespannt über die Becken des Klärwerks, könnte ein erheblicher Teil des Stroms, den das Klärwerk braucht, produziert werden.

Nach ersten Schätzungen könnte eine Leistung von 850 bis 1000 Megawattstunden pro Jahr erwirtschaftet werden. Das bedeutet, so Grabbe, dass der Energie-Autarkie-Grad des Klärwerks von derzeit 50 Prozent auf sicher 80 Prozent erhöht werden könnte. „Heißt: Die Strommenge, die wir zukaufen müssen, würde auf noch 20 Prozent abschmelzen“, verdeutlicht er. Von den Einsparungen in Sachen CO2-Emissionen ganz zu schweigen.

Amortisierung in 15 Jahren

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Das Investitionsvolumen für dieses Solarfaltdach würde sich einer ersten Schätzung nach auf rund 4,5 Millionen Euro belaufen. Bei einem geschätzten durchschnittlichen Strompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde hätte sich die Anlage in 15 Jahren amortisiert.

Die Steigerung der Autarkie war am Tisch unstrittig. Der Plankstadter Bürgermeister Nils Drescher betonte aber, dass die Studie auch weitere Optionen, wie eine Photovoltaikanlage auf einer externen Fläche und Speichermedien, in den Blick nehmen sollte. Wichtig seien auch Kenntnisse über den Wartungsaufwand für diese Art von Anlagen. Am Ende wurden die 30 000 Euro für die Studie einstimmig freigegeben.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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