Schwetzingen. Schon zum sechsten Mal hatte der Kunstverein Schwetzingen zum zunehmend beliebten Kunstgespräch ins Welde-Brauhaus geladen. Traditionell geht es unter dem Motto „Let’s talk about art“ darum, unterschiedliche Aspekte der Kunst zu erläutern. Nach dem Vortrag eines Gastreferenten wird zur lebhaften Diskussion eingeladen, was die Besucher auch am Donnerstagabend wieder gerne annahmen. Eingeladen war die bekannte Heidelberger Künstlerin Eva Clemens.
Nichts ist für mich spannender als der Mensch.
Patricia Hempel vom Kunstverein machte keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für Clemens‘ Arbeit, die danach das Wort ergriff. Sie bedankte sich für die Einladung und teilte mit, dass sie schon lange eine enge Verbindung zu Schwetzingen habe, wo sie zehn Jahre lang ihr Atelier betrieb. „Nichts ist für mich spannender als der Mensch“, stellte sie fest. Schülerin von Professor Ulrich Hachulla für freie Malerei und Grafik und von Professor Wolfgang Peuker an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee gewesen zu sein, sei für sie sehr wertvoll gewesen – so auch die Tätigkeit als Plastikerin mit eigenem Studio. Auch in Übersee sei sie für einen Studienaufenthalt gewesen.
Kunstgespräch in Schwetzingen Kulturelle Einflüsse lässt Eva Clemens nicht unberücksichtigt
Überall habe für sie der Mensch und seine Emotionen im Fokus gestanden. So habe sie unter anderem in Ostberlin die legendäre Choreografin Pina Bausch kennengelernt und beim Besuch von Tanztheaterproben Tänzerinnen porträtiert. Faszinierende Bilder, mal in „duftiger Aquarelltechnik“ oder mit Gouache-Farben oder als Holzschnitte waren das Ergebnis, wie die der Tänzerin Yoshiko. Auch kulturelle Einflüsse ließ sie nicht unberücksichtigt. Erstaunt konnten die Besucher so ein an ein japanisches Banner erinnerndes Werk betrachten. All ihre Bilder und Papierarbeiten enthalten eine besondere künstlerische Handschrift, kraftvoll und gleichermaßen feinfühlig. „Das Sensible braucht Kraft und umgekehrt“, unterstrich sie.
Auch Theaterproben am Nationaltheater Mannheim habe sie besucht. „Stören Sie bloß nicht, sonst muss ich hier abbrechen“, habe der Regisseur zuvor gesagt, verriet Clemens und erzählte, immer noch amüsiert: „Am Ende baten die Künstler darum, dass ich immer dabei sein sollte. Anscheinend empfanden sie meine Anwesenheit als wohltuend.“ Beeindruckende Bilder kamen dabei heraus, unter anderem von Schauspieler Gerhard Piske in seiner Rolle als König im Shakespeare-Stück „Die Tragödie von Richard II.“ Dabei gelang es ihr, die reine Essenz von Emotionen einzufangen, die, gebannt in ein Bild, ebensolche beim Betrachter auslösen
Das Theater sei ein idealer Ort, diese in Reinform zu erleben. Erstaunlich auch, wie die das Dargestellte wie magnetisch die Blicke des Betrachters auf sich ziehen. Immer wieder wurde ihre Begeisterung für das Thema deutlich: „Mich faszinierte der Schauspieler Klaus Hemmerle. Wenn er anfing, sei der Raum voller Klaus Hemmerle, sagte man“, schwärmte sie.
Besucherin Daniela Fritsche aus Schwetzingen, die mit ihrem Mann gekommen war, zeigte sich begeistert: „Wie man Emotionen so darstellen kann, ist faszinierend. Man sieht den Zorn, die Wut, die Kraft, die einen mit Wucht treffen.“
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