Region. Es ist soweit. In wenigen Tagen wird aller Voraussicht nach auch in Schwetzingen der erste kurfürstliche Spargel gestochen. Ein Moment, der auch für Spargelbauern jenseits der Schwetzinger Gemarkung von Bedeutung ist. In Hockenheim, Plankstadt und Ketsch wird nämlich schon geerntet. Doch in Sachen öffentliche Aufmerksamkeit sei der Schwetzinger Spargel ohne Frage hilfreich – da sind sich Spargelbauer Rolf Hallwachs (Plankstadt) und Ilse Helmling vom Spanferkelhof der Ketscher Metzger Thomas Alt, Constantin Kern vom Spargelhof Großhans in Hockenheim und Helena und Tobias Schmitt vom „Hoggemer Laden“ alle einig. Immerhin, so Ilse Helmling ganz unbescheiden, sei Spargel „das beste Gemüse, das es auf der Welt gibt“.
Auf dem Hof von Rolf Hallwachs ist man genau wie auf den den anderen genannten Höfen schon mitten in der Saison mit Folienspargel. Schon vor etwas mehr als einer Woche ging es bei Hallwachs’ los. Auf fünf Hektar ist er mit sechs Erntehelfern aus Polen und Rumänien zugange. Ins Anbaurepertoire gehört Spargel für ihn schon seit gut 40 Jahren. Aber trotz dieser langen Zeit ist er vor dem Saisonstart jedes Mal etwas aufgeregt – im positiven Sinne. „Ich freu mich immer auf die Spargelzeit.“
Zum einen sichere das Stangengemüse den Lebensunterhalt der Familie und „schmeckt Spargel einfach richtig gut“. Und zwar, so betont Hallwachs, in jeder Form. Eine Sicht, die Ilse Helmling teilt. Für sie ist Spargel, den die Familie seit 1984 auf rund fünf Hektar anbaut, das größte Gemüse der Welt. Geschmacklich gehört Spargel für sie auf den Olymp. Mit 16 Erntehelfern aus Kroatien ist sie schon fast zwei Wochen am Stechen und wenn das Wetter mitspielt, erwartet sie eine gute Saison.
Die legendäre Spargelwurst
In Produktion ist auch Thomas Alt. Nur sticht er keinen Spargel, sondern verarbeitet ihn in seiner mittlerweile legendären Ketscher Spargelbratwurst. Die Idee entstand bei der allerersten Spargelwanderung unserer Zeitung. Daraus ist mittlerweile eine große Tradition geworden. Das Rezept ist denkbar einfach. Kalbsbrät, etwas Schinken mit grünem Spargel und fertig ist die beste Wurst, die es im Frühsommer gibt. Wichtig, auch wenn es anders möglich wäre, gibt es die Spargelwurst nur während der Saison. Das es Spargel nur eine gewisse Zeit gebe, sei ein Teil der Magie dieses Gemüses, sagen Helena und Tobias Schmitt,. Auch sie sind auf ihren fünfeinhalb Hektar mit zehn Erntehelfern an der Arbeit. Tobias Schmitt sieht sich dabei in einer großen Familienlinie. „Schon mein Urgroßvater hat Spargel angebaut.“
Insofern bringt ihn nichts so schnell aus der Ruhe. In Sachen Wetter habe man schon einiges erlebt. Trotzdem haben die Minusgrade den Spargelbauern zu schaffen gemacht. Und dann der Wind, der den Folien zusetzt. Aber jetzt scheint der Frühling ja mit höheren Temperaturen da zu sein. Genau wie die anderen Spargelbauern ist er aber auch von höheren Betriebskosten betroffen. Diesel- und Düngerpreise sind ordentlich gestiegen und machen sich bemerkbar. Aber, das betonen hier alle, der Spargel sei seinen Preis wert. Leben habe auch mit Genuss zu tun und da gehöre Spargel unbedingt dazu.
Für Schüler Constantin Kern, der schon im dritten Jahr beim Hof Großhans in Hockenheim hilft, ist Spargel „eine Leidenschaft mit grandiosem Geschmack“. Dabei freut er sich, dass schon fleißig gestochen wird. „Ich esse Spargel gern.“ Und zwar in allen Variationen. Ein Satz, der für alle gilt. Im Hoggemer Laden gibt es neben Spargel auch Spargel-Pesto oder sauer eingelegte Stangen zu kaufen. Kulinarisch ganz oben steht bei denen, die beruflich mit Spargel zu tun haben, die eher traditionelle Zubereitung als Stangengemüse mit Sauce Hollandaise und Kartoffeln. Aber ganz oben heißt nicht allein. In den Küchen der Protagonisten hier wird Spargel vielfältig genossen. Vom Spargelsalat und der Bratwurst über panierten Spargel und Lasagne bis zu Spargel im Pfannkuchen oder als Beilage. Wie sagt es Schmitt: „Spargel gereicht jedem Essen zur Ehre.“
Konsequent ohne Folie
Die Kunden der Schwetzinger Spargelhöfe müssen sich noch etwas gedulden. Denn sie verzichten nach wie vor auf wärmende Unterstützung beim Anbau. Und so ist es derzeit einfach noch zu kalt für das Wachstum der Stangen – aber die Vorhersagen machen Hoffnung. Schließlich hat am Samstag noch Schnee gelegen. „Solange der Boden noch gefroren ist, passiert gar nichts“, erklärt Elfriede Fackel-Kretz-Keller vom innerstädtischen Hof in der Invalidengasse.
Sie haben am Wochenende zwar schon alles aufgebaut – genau wie die Familien Renkert im Allmendsand und Schuhmacher im Forst. Aber vorerst wird die Schälmaschine noch wenig zu tun bekommen. Denn damit die Spargelstangen wachsen, braucht es auch nachts zweistellige Temperaturen, erklärt Elfriede Fackel-Kretz-Keller. An dieser Marke wird vielleicht ab Mittwoch gekratzt. Es müsse dann aber auch erst ein paar Tage so konstant bleiben, sagt Heike Gress vom gleichnamigen Biohof im Forst, was der Wetterbericht so noch nicht unterstreiche. Deshalb ist sie skeptisch, was die Ernte an Ostern angeht. Zumindest wird es mengenmäßig noch kein großes Ergebnis werden. Aber spätestens zum offiziellen Schwetzinger Spargelanstich am Samstag, 23. April, wird die Saison voll im Gange sein.
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