Personalausfall

Spargelhof Fackel-Kretz-Keller Schwetzingen für immer geschlossen

Der Spargelhof Fackel-Kretz-Keller in Schwetzingen schließt unerwartet früh wegen Personalmangels und wirtschaftlicher Herausforderungen.

Von 
Noah Eschwey
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Archivbild: Peter und Ilse Fackel-Kretz (v. l.) sowie Elfriede Fackel-Kretz-Keller im vergangenen Jahr an der Spargelsortiermaschine. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. „Am Donnerstag stand ich dann plötzlich alleine auf dem Feld“, schildert Elfriede Fackel-Kretz-Keller die Vorkomnisse der vergangenen Tage. Die Entscheidung, den gleichnamigen Spargelhof dauerhaft zu schließen, sei ganz kurzfristig getroffen worden: „Seit Sonntag und für immer.“

Sie müsse fairerweise zugeben, dass die Entscheidung, den Spargelhof langfristig zu schließen, schon früher gefallen ist: „Eigentlich wollten wir unseren Betrieb 2026 einstellen.“ Dass es nun schon ein Jahr zuvor zur Beendigung gekommen ist, liege am unvorhergesehenen Personalausfall: „Unsere Erntehelfer sind einfach am Mittwoch schon abgereist, obwohl wir noch einen Monat einen Vertrag haben.“

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Weswegen die Erntehelfer sie im Stich gelassen haben, kann Fackel-Kretz-Keller nur erahnen: „Sie haben sich wohl gedacht, dass sie nun genug verdient haben.“ Zwar würden aus dem Vertragsbruch nach deutschem Recht Schadensersatzansprüche folgen, sie wisse aber nicht, wie sie diese geltend machen sollte: „Ich kann ja schlecht in Rumänien auf die Suche nach ihnen gehen.“

Als sie sich dann am Donnerstag alleine auf dem Spargelfeld wiederfand, überlegte sich Elfriede Fackel-Kretz-Keller, den Spargelhof kurzerhand schon in diesem Jahr zu schließen: „Gemeinsam mit der Familie konnten wir das Wochenende noch irgendwie wuppen. Am Sonntag haben wir dann kurzfristig dicht gemacht.“

Spargelhof in Schwetzingen spätestens 2026 ohnehin geschlossen

Auch ohne den Vertragsbruch der Erntehelfer wäre der Hof im nächsten Jahr geschlossen worden. „Meine Mama ist mittlerweile 93 Jahre alt, mein Bruder ist in Rente und auch ich kann das nicht mehr ewig machen“, begründet die Spargelikone. Ihre Kinder seien schon berufstätig, Nachwuchs für den Hof gebe es keinen: „Deswegen haben wir schon lange keinen Acker mehr angelegt. Das dauert ja zehn bis zwölf Jahre, bis sich das rechnet.“

Ohnehin hätten es Spargelbauern zunehmend schwer, sagt sie: „Wenn dann beim Discounter das Kilogramm für 6 Euro weggeht, der Mindestlohn aber auf 15 Euro steigt, funktioniert das halt einfach nicht mehr.“ Um zumindest ihre Kollegen zu retten, müsse sich in der Branche bald etwas ändern: „Spargel kann man sonst nicht mehr kostendeckend anbauen.“

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„Heute morgen waren schon Kunden da, die ich wegschicken musste. Es tut mir wirklich weh“, beginnt die Gemeinderätin. Besonders für die ältere, weniger mobile Kundschaft sei der Wegfall ihres Geschäfts eine Katatrophe: „Nun müssen sie immer zu den Aussiedlerhöfen, die aber mit dem öffentlichen Nahverkehr kaum zu erreichen sind. Ich hoffe, da gibt es schnell eine Lösung.“

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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