Digitalisierung

Sparkasse schließt weitere Standorte in der Region Schwetzingen

Mit sinkender Kundenfrequenz gibt es weitere Serviceeinschränkungen – und so fallen unter anderem mehrere SB-Stellen in unserem Verbreitungsgebiet weg.

Von 
Jürgen Gruler
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Die Sparkassenvorstände Rainer Arens (v.l.), Thomas Lorenz und Stefan Beismann. © Jürgen Gruler

Schwetzungen/Hockenheim/Brühl/ Altlußheim. Die Frequenz in den Sparkassen-Filialen der Region geht weiterhin deutlich zurück. Das Institut reagiert darauf mit weiteren Schließungen. „Die Sparkasse Heidelberg verringert aufgrund zunehmend verminderter Nutzung ihre Filialen und Servicestellen“, das ist die Quintessenz aus einer am Montag kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in der Heidelberger Zentrale.

„Wohl noch nie haben wir in unserer Alltagswelt solche Veränderungen erlebt wie in den letzten Jahren“, ist sich Rainer Arens, der Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Heidelberg, sicher: „Dies ist eindeutig auf die wachsende Digitalisierung zurückzuführen – und auf die Tatsachen, dass immer mehr Menschen deren Vorteile erkennen und diese für sich nutzen.“ So bietet die Sparkassen schon seit geraumer Zeit an, Bankgeschäfte zeitschonend und von überall – ob digital oder telefonisch – zu erledigen. „Wir erleben nun, dass nach einer Zeit der Umgewöhnung, immer mehr Kundinnen und Kunden, die neuen Möglichkeiten für sich entdeckt haben. Sei es, um Kontakt zu uns aufzunehmen oder selbstständig ihre Finanzen übers Online-Banking oder unsere Sparkassen-App zu regeln.“

Die Corona-Pandemie habe der Entwicklung einen enormen Schub gegeben. Inzwischen zahlen 56,3 Prozent mit Karte, die Zahl der Barabhebungen sank seit 2017 um 22,1 Prozent, die Vorgänge an den Selbstbedienungsterminals um 19 Prozent. Die Zahl der Internettransaktionen stieg in der Zeit um 60 Prozent, die am Telefon um 15 Prozent, ergänzt Vorstand Stefan Beismann.

Das eigene Kunden-Service-Center, zuständig für beinahe alle Finanzaktivitäten, habe sich dabei mit seinen kompetenten Ansprechpartnern zu einem echten Renner entwickelt, heißt es in der Begründung der nächsten Schließungen. Es sei von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr und am Samstag von 9 bis 13 Uhr erreichbar. Daneben stehe der digitale Chat sieben Tage in der Woche rund um die Uhr zur Verfügung. „Damit haben wir auch unsere zeitliche Verfügbarkeit und damit Flexibilität für unsere Kunden erhöht“, ist Vorstandsmitglied Stefan Beismann überzeugt von der neuen Linie. Und Vorstand Thomas Lorenz ergänzt, dass manche Filiale mit einer durchschnittlichen Frequenz von unter einem Kunden pro Stunde zu kämpfen habe, das mache auch keinem Mitarbeiter mehr Spaß.

Filialen verwaisen zusehends

Tatsächlich habe die gesamte Entwicklung derart an Fahrt aufgenommen, dass manche Filialen regelrecht verwaisen und auch einige SB-Stellen sowie deren Geldautomaten kaum noch genutzt würden. Denn auch die Bargeldnutzung nehme vor dem Hintergrund digitaler Bezahlverfahren immer weiter ab. Und wer Bargeld brauche, könne es mittlerweile bequem auch an der Supermarktkasse beim Einkauf mitnehmen. Gerade ältere Menschen verlassen sich zusätzlich schon jetzt auf den Bargeldbringservice der Sparkasse.

Dann verkündet Rainer Arens die neuerlichen Schließungen: „Vor diesem Hintergrund werden wir die kaum noch besuchten Standorte bis zum 30. April schließen. Hierunter fallen die Filialen in Altlußheim, Rauenberg, Brühl-Rohrhof, St. Ilgen, Neckargemünd-Südstadt und Wilhelmsfeld. Die Filiale Heidelberg-Hasenleiser wird im Laufe des Jahres 2023 in einem geplanten Beratungscenter im Mark-Twain-Village ein neues Zuhause finden“, so Arens. Bei allen zur Schließung vorgesehenen Filialen strebt die Sparkasse an, die Geldversorgung sicherzustellen. Dies kann im Einzelfall durch Verbleib eines Geldautomaten oder Kooperationen mit anderen Kreditinstituten erfolgen – hier bei uns laufen Gespräche mit der VR Bank Kur- und Rheinpfalz, so Arens.

Sparkasse Gebietskarte © Daoud

Bereits zum 16. Januar werde auch das SB-Angebot verknappt – in der Schwetzinger Oststadt zum Beispiel, oder im Hockenheimer Biblisweg, aber auch bei Shoe X-Plosion Wiesloch, am Bahnhof St. Ilgen und in Gauangelloch werden die Automaten demontiert. Die SB-Stelle in Tairnbach folgt dann im Laufe des Jahres 2023. Mit der Anpassung der Filialstruktur gehe auch eine Veränderung bei den Fahrten der rollenden Filiale „Rolfi“ einher, denn Altlußheim, Rauenberg und Wilhelmsfeld werden zu neuen Haltepunkten. In Rohrhof soll wohl erstmal noch der Geldautomat bleiben. Die dortige Immobilie und auch die in Altlußheim, die der Sparkasse gehören, sollen verkauft werden.

Rückzug aus der Fläche?

Stellt sich die Frage, ob die Sparkasse Heidelberg sich zukünftig gänzlich aus der Fläche zurückziehen will, wenn nun jährlich Standorte abgebaut werden? „Hierzu kommt von mir ein ganz klares Nein“, so der aus Hockenheim kommende Vorstandsvorsitzende Rainer Arens: „Wir stehen zu unserem Geschäftsgebiet und bleiben, was wir immer waren: der verlässliche Finanzpartner der Bürgerinnen und Bürger, der Wirtschaft und der Kommunen. Wir werden auch mit unserer Förderung von Sozialem und Karitativem, von Sport, Kunst und Kultur nicht nachlassen.“

Mit Blick auf das Filialgeschäft meint er: „Auch als traditionelles Filialkreditinstitut bleiben wir unserer Linie grundsätzlich treu, denn: Unsere Filialen sind der Ort des persönlichen Kontaktes. Insbesondere, dann wenn es um finanzielle Beratung geht, die die gesamte Lebensplanung unserer Kunden betrifft, wie etwa bei einer Baufinanzierung oder umfassenden Geldanlagen. Dort, wo wir ein nachhaltiges und weites Kundeninteresse an unseren Leistungen vor Ort verspüren, haben wir bereits und werden wir auch noch zusätzlich investieren.“

Orte des Mehrwertes schaffen

So glaubt Rainer Arens fest daran, dass vor dem Hintergrund der verschiedenen Kontaktmöglichkeiten und dem damit verbundenen Nutzungsverhalten insbesondere die Ausgewogenheit und der Mehrwert der jeweiligen Zugangswege einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Kundenzufriedenheit hat: „Die Filiale ist weiterhin essenzieller Bestandteil unseres Sparkassenkonzepts. Die Kunden fragen zwar in starkem Maße unsere filialungebundenen Leistungen nach. Aber dort, wo sie echte Beratungszentren benötigen, sind wir seit geraumer Zeit dabei, die Filialen zu stärken und Beratungskompetenz zu bündeln.“ Damit bringe man die gehobene Wertpapierberatung in die Fläche.

So werden Filialen immer mehr zu einem Ort des Mehrwertes. Beispielsweise wurden in der Vergangenheit die Filialen in St. Leon und in Rot zusammengelegt. Unsere neue Filiale St. Leon-Rot ist nun nicht nur ideal erreichbar, sie wurde auch nach modernsten Gesichtspunkten konzipiert und eingerichtet, die ideale Beratungsmöglichkeiten bieten. Darüber hinaus kann sie sich immer mehr von einer reinen Sparkassenfiliale zu einem Ort der Begegnung, mit der Möglichkeit für Ausstellungen oder Veranstaltung für Bürgerinnen und Bürger oder Vereine entwickeln.

„Die Sparkasse Heidelberg ist schon immer den mehrheitlichen Bedürfnissen ihrer Kunden gefolgt, ohne dabei zu vergessen, auch für deren individuelle Ansprüche Vorsorge zu treffen“, ist sich Arens sicher. So vereine die Sparkasse nach eigenen Angaben „mehr denn je“ Top-Beratungsqualität mit allen Möglichkeiten modernen Bankings. Und sie bleibe auch weiterhin ganz nah bei ihren Kundinnen und Kunden und im persönlichen Kontakt: In den Filialen, während eines persönlichen Gesprächs zur Wunschberatungszeit gerne auch bei den Kunden zu Hause, dem Besuch der rollenden Filiale „Rolfi“ oder wenn’s ums Bargeld gehe beim Bringservice, so die Aussagen.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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