Freude über neuen historischen Band

Stadtarchivar Kresin: Ein wahrer Schatz für Schwetzingen

Schwetzingens Stadtarchivar Joachim Kresin ist glücklich über den neuen Band „Mina Bassermann: ,Selber meine Lebensgeschichte zu schreiben‘ – Haus-Chronik der Familie Bassermann“. Es sei ein wahrer Schatz, so der Historiker.

Von 
Katja Bauroth
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Aus dem Familienarchiv: Vater Gustav Bassermann mit seinen Kindern Alfred und Wilhelmine um 1870. © Privatbesitz

Schwetzingen. Für Schwetzingens Stadtarchivar Joachim Kresin ist das Buch „Mina Bassermann: ,Selber meine Lebensgeschichte zu schreiben‘ – Haus-Chronik der Familie Bassermann“ ein wahrer Schatz. Die Bearbeitung der Bassermann-Nachfahren hat die Stadt Schwetzingen nun herausgebracht, seit dieser Woche ist die Edition erhältlich.

Herr Kresin, wann hatten Sie sich zum ersten Mal mit der Geschichte der Familie Bassermann beschäftigt?

Joachim Kresin: In der Vorbereitung des 100. Todestages von Schwetzingens Ehrenbürgerin Clementine Bassermann bin ich 2009 erstmals mit Mitgliedern der Familie Bassermann in Kontakt getreten. Ich war fasziniert von all den Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Büchern, Kunstwerken und Möbeln, die seit annähernd 150 Jahren in den jeweiligen Haushalten in Karlsruhe, Ehningen-Mauren und Wipperfürth überliefert waren. Ein Schatz für jeden Historiker! Damals hatte ich übrigens auch die Haus-Chronik von Mina Bassermann in einer Abschrift in Händen und war so angetan vom Inhalt, dass ich sie als Lektüre in den Urlaub mitnahm – in kopierter Form versteht sich. Die originale Chronik wurde schließlich 2014 anlässlich der Ausstellung „Bassermann – eine großbürgerliche Familie in Schwetzingen“ im Karl-Wörn-Haus, Museum der Stadt Schwetzingen, gezeigt.

Was ist das Besondere an dieser Haus-Chronik?

Joachim Kresin: In dieser Familiengeschichte wird erstmals in der Stadtgeschichtsschreibung der Blick auf das Schwetzinger Bürgertum des 19. Jahrhunderts gerichtet. Unumstritten war das Bürgertum der Motor für wirtschaftliche, kulturelle und politische Entwicklungen der Stadt. So waren es die Bürger, die sich ab 1830 für die Stadtrechte und die Stadtentwicklung einsetzten. Dem Wirtschaftsbürgertum des späten 19. Jahrhunderts – allen voran den Familien Max Bassermann und August Neuhaus – ist es zu verdanken, dass Schwetzingen mit den Handelsprodukten Spargel und Tabak den Anschluss an die Industrialisierung geschafft hat und Schwetzingen als Spargelstadt Weltruhm erlangte. Die Haus-Chronik von Mina Bassermann hingegen lenkt den Blick auf das Bildungsbürgertum, auf die akademisch gebildete Familie von Gustav und Clementine Bassermann, die 1864 Mannheim verließ und nach Schwetzingen zog. In dieser Idylle beschäftigte sich die Familie mit Literatur, pflegte Hausmusik und Theaterspiel, während die Kinder Mina, Pauline und Alfred von Privatlehrern erzogen wurden.

Was hat Ihnen besonders gefallen?

Joachim Kresin: Aus der Perspektive eines Familienmitglieds berichtet Mina Bassermann kenntnisreich von den Vorfahren in Heidelberg, Mannheim und Bruchsal sowie überaus charmant vom familiären Alltag, der durch den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 eine wesentliche Veränderung erfuhr. Lebte die Familie bis zu diesem Zeitpunkt eher zurückgezogen, begann mit der Tätigkeit im Reservelazarett nun ihr gesellschaftliches Wirken, das innerhalb der Familie Jahrzehnte anhalten sollte und 1897 Clementine Bassermann die Ehrenbürgerwürde der Stadt Schwetzingen einbrachte. kaba

Das Grab von Mina auf dem Schwetzinger Friedhof. Der Grabstein ist aus weißem Marmor, inspiriert durch eine Griechenland-Reise mit ihrem Mann. Die Hinwendung zur Antike war damals typisch für die bildungsbürgerliche Schicht. Zu sehen ist eine Frau mit Kind, da Mina im Kindbett starb. © Lenhardt

Zum Buch und wo es erhältlich ist

  • Mina Bassermann: „Selber eine Lebensgeschichte zu schreiben“. Haus-Chronik der Familie Bassermann. – Ein Blick auf bildungsbürgerliches Leben im 19. Jahrhundert. Herausgeberin ist die Stadt Schwetzingen, die editorische Bearbeitung oblag Franziska Bedorf, der Ururenkelin von Mina Bassermann.
  • Die Edition hat 234 Seiten (ISBN: 978-3-96049-097-5) und ist im örtlichen Buchhandel, in der Touristinformation, im Kundenforum der Schwetzinger Zeitung und im Stadtarchiv Schwetzingen für 24,80 Euro erhältlich.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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