Schwetzingen. Für einen Moment irritiert dieser freudvolle Auftakt zum Konzert der Stipendiaten der Jürgen Ponto-Stiftung. Hatte die Vorsitzende der Mozartgesellschaft, Rosa Grünstein, den Abend doch kurz zuvor dem soeben verstorbenen früheren Vorsitzenden Hans Moser gewidmet. Das Rokokotheater wirkt für einen Moment wie erstarrt. Doch die Instrumentalisten des Philharmonischen Orchesters Heidelberg beenden die Trauersekunde unter der Leitung von Junyoung Kim mit fröhlich sprudelndem Spiel.
Mozarts C-Dur-Symphonie (KV 338) lebt vom straffen und geschliffenen Klang der Streicher, den diskreten Vibrati sowie den trockenen Pauken. Hörner, Trompeten, Oboen und Fagotte musizieren auf den Punkt. Keineswegs soll aus diesem juvenil vorwärts drängenden Mozart offenbar mehr gemacht werden, als es die vornehme Schlichtheit des Andante vorgibt. Angenehm fallen die differenzierte Artikulation und Dynamik auf; das anschließende Allegro besticht durch rasante Tempi und rhetorische Raffinesse bei gleichzeitig strenger Homogenität. Diese heftig pulsierende Lebendigkeit ist kurz davor, ins Übermütige umzuschlagen.
Balletthafte Eleganz schwebt durch den Raum
In dieser gelösten Atmosphäre haben Clara und Till Stümke ein leichtes Spiel, wenn die Sinfonia concertante in d-Moll von Carl Stamitz, eines der Hauptvertreter der Mannheimer Schule, auch vertrackte Passagen bereithält, die einen virtuosen Zugriff vertragen. Doch die Cellistin und der Violinist sind auf der Bühne ein fabelhaftes, offenbar perfekt eingespieltes Geschwisterpaar, das dank der behänden und präzisen Spielweise keinerlei Aufschlüsse über den Schwierigkeitsgrad dieses Stücks zulässt. Auch scheinen zwischen den beiden Stipendiaten-Solisten und dem Orchester beständig Funken überzuspringen. All das wirkt so mühelos und aus dem lockeren Handgelenk gezaubert, als wäre nichts leichter, als eine derart balletthafte Eleganz zu versprühen.
Auch Sophie Rauch (Violine), deren Bruder Sebastian bei Beethovens Tripelkonzert am Flügel sitzt, und Marc Strokov (Cello) tasten sich sehr feinfühlig ins Spiel, das vom Heidelberger Orchester dank der präsenten Leitung des südkoreanischen Dirigenten ungemein sorgsam und sensibel erwidert wird. Mögen einige intonatorische und technische Unreinheiten in Cello und Geige zu Beginn den Gesamteindruck ein wenig trüben, so finden die jungen Solisten doch mehr und mehr zu einem eigenständigen, selbstbewussten und künstlerisch ausgestalteten Vortrag, den Pianist Sebastian Rauch dank seines hellhörigen Spiels klangschön ausschmückt. Schon nach dem ersten Satz brandet im Rokokotheater Applaus mit „Bravo“-Rufen auf, während Cellist Strokov im Largo dank seines eindringlichen Solos wieder zum Kern des Stücks zurückführt und Sophie Rauch den Ton ihrer Geige zärtlich veredelt.
Gegen Ende haben die Solisten, die gemeinsam das Trio Sarastro bilden, noch genügend Luft für eine furiose Steigerung, während sich alle Akteure dank der leichtgängigen und tänzerisch federnden Orchesterbegleitung in einer entschlossenen Schlusskadenz zusammenfinden, mit der diese Stipendiaten ihren Anspruch auf eine vielversprechende musikalische Weiterentwicklung unterstreichen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-stipendiaten-bieten-in-schwetzingen-eine-eindrucksvolle-vorstellung-_arid,2333690.html