Mannheim. Die Verbindungen der ehemaligen Waldhof-Profis Maurice Deville und Laurent Jans nach Mannheim müssen auch den jüngeren Waldhof-Fans nicht lange erklärt werden, doch auch den neuen Waldhof-Trainer Luc Holtz verbindet eine ganz besondere Geschichte mit dem Carl-Benz-Stadion. Das kennt er nämlich nicht nur von seinem Besuchen als luxemburgischer Nationaltrainer, um das Duo Deville/Jans unter die Lupe zu nehmen, sondern der heute 56-Jährige stand in Mannheim auch schon auf dem Rasen.
Nach Glawogger-Entlassung: Luc Holtz neuer Trainer des SV Waldhof Mannheim
„Das war vor der WM 1998, in dem Testspiel gegen Deutschland waren wir mit dem 0:7 noch gut bedient“, schmunzelt der Ex-Profi, der damals nach 63 Minuten eingewechselt wurde. Mit auf dem Feld stand hier beispielsweise der spätere Ingolstadt- und FCK-Trainer Jeff Saibene, und Luxemburg war noch ein klassischer „Fußball-Zwerg“, den man sich zum Warmschießen einlud. Dass die „Roten Löwen“ dann später zu einem respektableren Gegner auf europäischer Ebene wurden, hat nicht zuletzt mit der 15-jährigen Arbeit von Luc Holtz zu tun, die ihn nun auch für den SV Waldhof interessant machte. Wie diese Redaktion bereits am Montag online berichtete, soll Holtz den Mannheimer Drittligisten nach der Entlassung von Dominik Glawogger neu justieren, am Dienstagmittag stellte der Waldhof den neuen Coach offiziell vor.
Kamerateams aus Luxemburg bei der Vorstellung
Dazu waren sogar Kamerateams aus Luxemburg angereist, Holtz hat mit seiner langjährigen Verbandsarbeit schließlich Spuren hinterlassen und die Löwen vom 195. zwischenzeitlich auf den 84. Platz geführt. Allerdings fand sein Engagement auch ein unruhiges Ende und war zuletzt belastet, weil Holtz mit Gerson Rodrigues einen wegen mehrfacher Körperverletzung auf Bewährung verurteilten Straftäter für die FLF-Auswahl nominiert hatte. Nach heftiger Kritik suspendierte der Verband später Rodrigues. Ob die Ankündigung, den Vertrag mit Holtz zum Jahresende auslaufen zu lassen, damit zusammenhing, blieb offen.
Für Holtz selbst ist „die Sache abgehakt. Ich bin jemand, der nach vorne schaut“, lenkte der Fußball-Lehrer am Dienstag den Blick lieber auf die neue Aufgabe in Mannheim, die ihn nach jahrelanger Verbandsarbeit sofort angesprochen habe. „In der Nationalmannschaft hat man die Spieler vielleicht mal für zehn Tage. Hier jeden Tag auf dem Platz etwas bewirken zu können – das reizt mich“, freute sich Holtz auf seine erste Trainingseinheit am Nachmittag und die beiden ersten Aufgaben im Landespokal (Mittwoch, 18 Uhr) und den Test gegen die Star-Truppe von Al-Hilal am Donnerstag in Balingen.
Bis dahin unterzieht sich Holtz weiter einem Chrash-Kurs in Sachen Sprache, Video und Gegnern in der 3. Liga, um für den Ernstfall am 24. August gegen Viktoria Köln gewappnet zu sein. Mit dem bisherigen Staff des SVW geht Holtz diese Aufgabe an und skizzierte schon einmal, wie er sich den künftigen SVW-Fußball vorstellt.
„Meister werden nur Mannschaften, die Ballbesitz haben“
„Ich möchte agieren, Meister werden nur die Mannschaften, die Ballbesitz haben“, sagte Holtz und sah bei den jüngsten Spielen des SVW viel Gutes „gegen den Ball“, nach vorne aber noch Luft nach oben. Das soll nun verbessert werden, wobei der neue Waldhof-Coach auch weiter nach vorne schaute. „Der Verein gehört schnellstmöglich eine Etage höher. Wir haben Ambitionen und ein klares Ziel – und da möchte ich mitmachen“, sagte der Luxemburger, der auch dem zuletzt ausgemusterten Terrence Boyd wieder eine Chance geben will.
SVW-Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber, der bei der Holtz-Vorstellung ebenfalls auf dem Podium saß, wird das alles gerne vernommen haben – selbst wenn das nach zwei Jahren Abstiegskampf vielleicht etwas vollmundig klang. Doch gerade das Offensivspiel war dem Manager unter Dominik Glawogger bekanntlich ein Dorn im Auge. „Luc bringt genau das Profil mit, das wir gesucht haben: langjährige Erfahrung als Trainer, taktisches Know-how und die Fähigkeit, eine klare Spielidee zu vermitteln“, hofft Zuber hier auf Besserung. Er ging auch nochmals kurz auf die Umstände ein, die zur Trennung von Dominik Glawogger geführt haben.
Zuber zu Glawogger: „Geht auf meine Kappe“
So gingen für den SVW-Manager schon in der Vorbereitung „Entwicklungen in die falsche Richtung“, und nach einer eingehenden Analyse am Montag habe man sich entschieden, getrennte Wege zu gehen. Dass der Zeitpunkt nach zwei Spieltagen „ungewöhnlich“ war, räumte Zuber, der Verantwortung für die kuriose Situation übernahm, ein. „Das nehme ich auf meine Kappe“, sagte der Sportchef, dessen Zukunft nun auch ganz eng mit dem Erfolg von Luc Holtz beim Waldhof verbunden sein wird.
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