Situation

Theaterstühle im Schwetzinger Theater am Puls warten auf ihre Gäste

Die neue Spielzeit im Theater am Puls beginnt am 1. Oktober, doch Intendant Joerg Steve Mohr spürt große Zurückhaltung beim Ticketkauf – verständlicherweise.

Von 
Vincent Kern
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Joerg Steve Mohr freut sich, wenn die 95 Theaterstühle bald voll besetzt sind. © kaba

Den privaten Theatern in Deutschland geht es schlecht. Das ist nichts Neues. Doch die Pandemie war hierfür ein Katalysator. Nach einer wilden Berg- und Talfahrt der Emotionen in den von Corona geprägten Jahren 2020 und 2021, nach zahlreichen, teils extrem kurzfristigen Änderungen der für Kulturstätten geltenden Regeln, war es den Schauspielhäusern im Jahr 2022 nun endlich wieder möglich, zumindest einigermaßen „normal“ Aufführungen umzusetzen. Doch die Auswirkungen der vergangenen beiden Jahre sind noch immer stark zu spüren. Vor allem ein Problem sticht dabei heraus, mit dem Theater übrigens nicht allein dastehen: Die Zuschauer fehlen.

Nach dem Motto „Liebes Publikum, bitte kommen Sie zurück!“ leitet Joerg Steve Mohr, Intendant des Theaters am Puls in Schwetzingen, die neue Spielzeit ein. Der Satz steht sogar auf dem neuen Programmheft. Und die Bitte kommt nicht von ungefähr: Der Vorverkauf läuft seit 1. September – und das nur sehr schleppend, wie der Intendant im Gespräch mit dieser Zeitung verdeutlicht. Die Werbetrommel rührt er mit einer Pressekonferenz noch einmal explizit an diesem Dienstag, bei der er Unterstützung von Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und dem Freundeskreis des Theaters – vertreten durch Walter Imhof – erhält.

Verständnis für Zurückhaltung

Tickets und Kontakt

Karten für die neue Spielzeit im Theater am Puls in Schwetzingen gibt es im SZ-Kundenforum, Carl-Theodor-Straße 2 (montags bis freitags, 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr). Oder unter www.theater-am-puls.de, Telefon 06202/92699. Für Kurzentschlossene gibt es die Möglichkeit, direkt an der Abendkasse Karten zu kaufen.

Bewerbungen für die Lichttechnik oder Fragen an info@theater-am-puls.de oder per Telefon an 06221/73 79 575.

Mohr rückblickend: „Wir waren in der letzten Spielzeit so schlecht besucht wie noch nie zuvor. Sogar bei unserem Familienstück Pinocchio lag die Sitzplatzauslastung durchschnittlich bei gerade einmal 50 Prozent.“ Ein harter Schlag für das Theater, waren doch gerade die familienfreundlichen Weihnachtsproduktionen in den bisherigen Spielzeiten immer mit am besten gelaufen, oft sogar beinahe durchgängig ausverkauft. Als Grund für die niedrigen Zuschauerzahlen sieht Mohr keinesfalls eine grundsätzliche Unlust für Theaterbesuche, sondern eher eine Komposition aus unter-schiedlichsten anderen Gründen: „Zum einen herrscht natürlich noch immer eine gewisse Angst. Trotz der eigens zur Ansteckungsvermeidung eingebauten Luftfilterungsanlage im Theater haben die Leute verständlicherweise Angst, sich anzustecken. Daneben gibt es auch diejenigen, die schlichtweg keine Lust haben, mit Maske im Theater zu sitzen“, so Mohr. Zum Ende der zurückliegenden Spielzeit war zwar keine Maskenpflicht in Theatern mehr angeordnet, könnte aber in Zukunft, wenn die Inzidenzzahlen im Herbst steigen, wieder eingeführt werden. Hier haben die Länder ja einen Freifahrtsschein in Sachen Entscheidungen erhalten. Zum anderen spielt natürlich das Geld eine große Rolle bedingt durch die Energiekrise im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg. „Wenn man sich ständig Gedanken über steigende Kosten in allen möglichen Bereichen machen muss, ist klar, dass man sich zweimal überlegt, ob man Geld für einen Theaterabend übrig hat.“ Trotzdem gibt sich Mohr optimistisch: „Theater stirbt nicht aus. Der Live-Charakter ist einfach durch kein anderes Medium zu ersetzen.“

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Katja Bauroth
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Mohr ist Theatermann durch und durch. Er fungiert als Intendant, Regisseur und Bühnenbauer. Dabei opfert zwar beinahe jede Minute seiner Lebenszeit für „sein“ Theater, in dem er treue Mitstreiter an seiner Seite weiß. Dazu zählen die Schauspieler, die zum Teil von weit her anreisen und spärliche Gagen in Kauf nehmen, um jedoch in einer von Mohrs Produktionen dabei sein zu können. Das nennt sich auch Freundschaft und Verbundenheit.

Verbundenheit – das trifft auch auf Mohrs „rechte Hand“ Teresa Ungarn zu, die hauptsächlich für Kostüm und Ausstattung zuständig ist. Seine Tante Karin Rubik kümmert sich um die Finanzen und die Verwaltung. Und der Vorsitzende des Freundeskreises, Walter Imhof, sammelt Spenden und wirbt Theaterliebhaber an, dem Freundeskreis beizutreten. Ein verlässliches Team sind zudem die Licht- und Tontechniker. Hier sendet Mohr einen Hilfeschrei: „In der Lichttechnik sind wir momentan chronisch unterbesetzt. Wer also Lust auf Theater hat und bereit ist, einen Teil seiner Freizeit zu opfern, um uns bei den Vorstellungen als Lichttechniker zur Verfügung zu stehen – auch ohne Vorwissen, der ist eingeladen, sich bei uns zu melden.“

Goethe-Klassiker kommt

Drei Jahre lang hat Mohr nun durchgearbeitet ohne großartigen Urlaub oder Pausen. Wenn er nicht im Theater ist, sitzt er zu Hause und schreibt Stücke um, organisiert Probepläne oder sammelt Ideen für zukünftige Aufführungen – auch jene, die nun in der neuen Spielzeit zu sehen sein werden. Mit Spannung darf hier zum Beispiel der Goethe-Klassiker „Die Leiden des jungen Werther“ erwartet werden (Premiere: 1. Oktober). Doch zum Programm mehr in unserer Mittwochsausgabe.

Auf die Frage, wie Joerg Steve Mohr sich von all der Arbeit erhole, antwortete er: „Es ist nun mal meine Passion. Sonst könnte ich das alles auch nicht so machen, wie ich es momentan mache. Wenn ich aber wirklich einmal etwas Abstand brauche, dann setze ich mich in meinen ,Lieblingsinder‘ in Heidelberg, trinke einen Tee und esse eine Kleinigkeit. Dort kann ich immer komplett abschalten. Egal, wie gestresst oder genervt ich dort hineingehe, ich komme immer total entspannt wieder hinaus. Das ist meine kleine Alltagsoase.“

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