Verkehrschaos gestern Mittag – und später dann vor allem zur Feierabendzeit – auf der Kreuzung vor dem Schloss. Polizei und Feuerwehr riegeln die Zufahrt zur Karlsruher Straße ab. Der Grund liegt rund 100 Meter weiter: Das Haus mit der Nummer 14 an der Ecke zur Forsthausstraße ist akut einsturzgefährdet, verursacht „durch unsachgemäße Umbauarbeiten“, wie es Stadtsprecherin Andrea Baisch zunächst formuliert. Wenig später wird klar: Es wurden tragende Wände im Erdgeschoss entfernt.
Eine halbe Stunde zuvor wurden die drei Mitarbeiter des Dentallabors Apollonia im ersten Stock, zu diesem Zeitpunkt die einzigen Personen, die sich in dem Haus aufhielten, evakuiert. Sie hatten auch die Polizei alarmiert, als am Vormittag der Boden unter ihren Füßen um vier Zentimeter nachgegeben hatte. Die Wohnung über dem Labor ist zurzeit nicht bewohnt. Und auch die Räume im Erdgeschoss, wo bis vor einigen Wochen noch ein Goldschmied arbeitete, sind derzeit ungenutzt.
Fachgerechte Sanierung
Feuerwehrkommandant Walter Leschinski, der mit einem zwölfköpfigen Team und fünf Wagen den Verkehr regelte, Bürgermeister Matthias Steffan und Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel koordinierten die Maßnahmen und warteten in sicherer Entfernung vor dem Haus auf das THW, das am Nachmittag die Decke abgestützt und so weit wieder nach oben gedrückt hat, dass die Geschossdecke auf Höhe ist. Erst jetzt kann die fachgerechte Sanierung beginnen. Auch Prüfstatiker Peter Schuler vom Ingenieurbüro Bräuer + Späh aus Mannheim wurde hinzugezogen. Er bestätigte, was die Risse an der Außenwand auch den Laien vermuten ließen: Die Benutzung des Gebäudes wurde wegen der Einsturzgefahr mit sofortiger Wirkung untersagt. Die Straße war gestern kurz vor 18 Uhr für den Verkehr wieder frei.
Anwohner versammeln sich
Ein paar Meter vom Unglücksgebäude entfernt versammeln sich die Bewohner der umliegenden Häuser. Sie wollten wissen, ob auch für sie unmittelbar Gefahr besteht. Schuler hatte gleich nach seinem Eintreffen das potenziell betroffene Nachbargebäude untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass keine weiteren Beeinträchtigungen bestehen. Es war zu hören, dass die Bauarbeiten, Ursache für den derzeitigen Zustand des Hauses, wohl am Samstagmorgen stattgefunden hatten.
Auch der Ehemann der Hauseigentümerin war vor Ort. Auf Nachfrage dieser Zeitung, ob er denn wisse, wer den Schaden verursacht hat, meinte er nur. „Dazu möchte ich nichts sagen.“
Bürgermeister Steffan versprach den Inhabern des Dentallabors, Anja und Alexandra Ebert, eine schnelle Lösung. „Für uns ist die Situation eine massive Existenzbedrohung“, meinte der sichtlich geschockte Chef, nachdem ihm Baurechtsamtsleiterin Mechthild Müller eröffnet hatte, vorläufig dürfe niemand das Gebäude betreten. „Erst wenn das THW fertig ist, können sie ihre persönlichen Gegenstände rausholen. Aber wir sprechen höchstens von einer Handtasche oder einem Handy, und dann nur nach Absprache“, machte sie eine rasche Rückkehr ins Labor zunichte. Keinesfalls könnten schwere Geräte hinausgebracht werden, „denn jede größere Erschütterung kann das Haus zum Einsturz bringen“, machte sie das ganze Ausmaß der Beschädigung deutlich. Für das Ehepaar Ebert grenzt diese Nachricht an eine Katastrophe, wie es im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. „Wir können unsere Aufträge nicht abarbeiten – und wir können unseren Kunden nicht mal Bescheid geben, weil ja auch die Kartei im Haus ist.“
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