Schwetzingen. Das „Trio Armonioso“, das seit 25 Jahren in der Besetzung mit Angelika Reinhard, Sopran, Falk Zimmermann, Trompete, und Detlev Helmer, Orgel, auftritt, bewegt sich zwischen den Genres und Epochen mit einer Selbstverständlichkeit, über die nicht viele Ensembles verfügen. Und der Programmtitel „Summertime“, mit dem Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer am vergangenen Sonntag in der Stadtkirche die Reihe seiner Abschiedskonzerte fortsetzte, passte zu diesem warmen Spätsommerabend.
Die ganze Leichtigkeit dieser Jahreszeit, unbeschwert und mit leiser Melancholie, fand sich im weitgespannten Repertoire des Konzerts wieder. Und gerade diese musikalische Universalität und der Mut zu neuartigen Programmen scheint das Trio zu Höchstleistungen anzuspornen. Mit Werken aus Barock, Klassik und Moderne, zum größten Teil Transkriptionen für Sopran, Trompete und Orgel, bescherte es dem Publikum in der vollbesetzten Kirche einen hochkarätigen Konzertgenuss.
Träumerische Stimmung
In den hinreißenden Arien „Hark! The Echoing Air“ von Henry Purcel (1659 – 1685), „O felicissimo paradysi aspectus“ von Johann Rosenmüller (1619 – 1684) oder „Tralascia pur di plangere“ von Alessandro Scarlatti (1660 – 1725) zeigte sich das ganze Ausdrucksspektrum von Angelika Reinhard, deren künstlerischer Schwerpunkt im Liedgesang und Oratorium liegt. Ihr leuchtender Sopran erlaubte ihr, auch die höchsten Töne im Pianissimo zu singen, sie einfühlsam an- und abschwellen zu lassen. Im von Detlev Helmer (*1957) vertonten Psalm „Der Herr ist mein Hirte“ machte Reinhardt die subtil differenzierte Vielfalt und zarte Expressivität dieser Musik wirkungsvoll spürbar. Ihr Gestaltungspotenzial konnte sie auch in „Summertime“ aus der Oper „Porgy and Bess“ von George Gershwin (1898 – 1937) ausschöpfen. Hier trifft der positive, hoffnungsvolle Text auf eine Melodie mit melancholischem Grundton. Inspirationsquelle war für Gershwin, Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, ein ukrainisches Wiegenlied.
Für die träumerische Stimmung sorgten auch die beiden Begleiter, Falk Zimmermann an der Trompete und Detlev Helmer an der Orgel. Ihre Virtuosität stellten sie hier wie auch in den anderen Stücken in den Dienst des Gesangs, brillierten aber auch als Solisten. Der großartige Trompeter Falk Zimmermann, der seiner Wahlheimat Freinsheim mit dem einzigartigen Programm „Bach und Bacchus“ huldigt, bezauberte restlos das Publikum mit Wärme und Sinnlichkeit, variierend zwischen elegischen Melodien und schwungvoll strahlendem Ton. Den sonoren Wohlklang des Flügelhorns, sachte von der Orgel umspielt, ließ Zimmermann in Antonin Dvoraks romantischer Heimwehmusik, dem „Largo“ aus der 9. Sinfonie, unglaublich effektvoll durch den Kirchenraum schweben. Aus aktuellem Anlass unterbrach Helmer kurz das Programm und forderte die Zuhörer auf, für Zimmermanns Mutter, die im Publikum saß und genau an diesem Sonntag, dem 17. September, Geburtstag hatte, spontan ein Ständchen darzubieten. Begleitet vom Trompetenklang sangen alle für sie den vierstimmigen Kanon „Viel Glück und viel Segen“, so dass niemand in der Kirche unberührt blieb.
Hilfreiche Übersetzungen
Zum großen Erfolg des Abends trug natürlich auch Detlev Helmer an der Orgel bei. Mit den reichen Einsatzmöglichkeiten seines Instruments brachte er alle Gefühlsnuancen der Lieder, etwa das zarte Wehklagen des Liebenden in „Vedrò con mio diletto“ von Antonio Vivaldi (1678 – 1741) oder das Wohlbefinden in „Feeling good“ eindringlich zum Ausdruck. Als Solist bewies Helmer eine unerhörte Erfindungsgabe für stets neue Klangkombinationen, wie in der mitreißenden „Fantasie“ von Michael Schütz (*1963) oder der von Latin-Rhythmus geprägten „Toccata mexicana“ von Hans-André Stamm (*1958) zu erleben war.
Nebenbei sei bemerkt, dass das Programmblatt die Übersetzung der italienischen und englischen Texte enthielt und so viel zum Verständnis der Stücke beitrug. Zum prächtigen Finale geriet das „Alleluja“ vom heute wenig bekannten österreichischen Barockkomponisten Johann Joseph Fux (1660 – 1741), das wie gemacht schien für das helle Kolorit der Sopranistin, die überragende Technik des Trompeters und die Vielzahl der eingesetzten Stilmittel des Organisten. Die Künstler aber begeisterten nicht nur mit ihrer Virtuosität, sondern auch mit ihrer Sing- und Spielleidenschaft und absoluter Hingabe in der Gestaltung. Das Publikum bedankte sich mit minutenlangem stehendem Applaus.
Info: Das nächste Konzert auf „Detlev-Helmers-Abschiedstour“ ist am Sonntag, 1. Oktober, 18 Uhr, in der Stadtkirche. Dann gibt es den Auftritt des Gospelchores samt Band. Kostenlose Tickets müssen unter www.ekischwetzingen.de geordert und ausgedruckt mitgebracht werden.
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