Umdenken angesagt

Jürgen Gruler fordert mehr Engagement für die Fußgänger

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Jürgen Gruler
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Schwetzingen. Zugegeben, auch ich habe manchmal einen nervösen rechten Fuß, wenn ich mit dem Auto an einer roten Ampel stehe, wobei ich mir das durch meine Start-Stopp-Automatik inzwischen weitgehend abgewöhnen konnte. Aber noch mehr nervt es mich, wenn ich als Fußgänger in einer Stadt unterwegs bin, an einer roten Ampel auf den Schalter drücke und dann erst mal noch in beiden Richtungen die Autos Grün bekommen, bis dann endlich mal die Fußgänger und mit ihnen meist auch die Radfahrer das grüne Männchen sehen.

Da werden meiner Ansicht nach die Prioritäten noch immer falsch gesetzt. Während für die Radfahrer schon sehr viel verändert und getan wird, sind Fußgänger weiterhin die unterste Kaste. Auch in Schwetzingen. Sie müssen sich in der Carl-Theodor-Straße an Freisitzen von Lokalen vorbeiquetschen und werden dabei von E-Bikern mit hoher Geschwindigkeit ausgeklingelt, wenn sie auf den schlecht ersichtlichen Radweg geraten. In der „Fußgängerzone“ Mannheimer Straße ist die Lage nicht viel besser. Der Weg zwischen Aufstellern und immer breiter werdenden Gastrobereichen ist knapp, wenn dann noch ein Lieferfahrzeug oder ein Anwohner mit dem Auto durch will, gibt’s gern mal Ärger.

Aber das ist ja alles irgendwie zu verkraften. Was ich nicht verstehen kann, ist die künstliche Verknappung der Passierzeit an einer nagelneuen Fußgängerampel wie hier beim Bellamar. Da wird’s doch eh nur dann Grün, wenn das Signal angefordert wird. Und dann sollte es auch so lange Grün bleiben, wie ein älterer Mensch oder eine Familie mit kleinen Kindern braucht, um die Straße bequem zu überqueren. Gerade in unserer älter werdenden Gesellschaft, die nachhaltig zu Fuß und mit dem Fahrrad ihre Wege in der Stadt zurücklegen soll, muss man eben künftig andere Prioritäten setzen als bisher. Lassen Sie uns damit aufhören, Fußgänger wie Hasen über die Straße zu hetzen und ihnen mit Rot ihre Unterordnung zu verdeutlichen.

Ein Umdenken in den Verwaltungen ist aus meiner Sicht längst überfällig. Hin zu „Fußgänger first“ – um es mit mal scherzhaft mit Donald Trump zu sagen.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.