Schwetzingen. Die „Criminale“ bietet ihrem Publikum Lesungen an ungewöhnlichen Orten an – so etwa im Weinladen von Ole Tischmacher. Dort lauschten mehr als 20 Zuhörer gebannt dem Speyerer Krimiautor Uwe Ittensohn und dem anregenden Gespräch zwischen ihm und Moni Reinsch, ebenfalls Autorin von Regionalkrimis, Sachbüchern und Kurzgeschichten, die der Autorenvereinigung Syndikat angehören.
Uwe Ittensohn, der 1965 in Landau in der Pfalz geboren wurde und heute in Speyer zu Hause ist, verstand es, die Besucher zu fesseln. Mit viel Gespür für Rhythmus und Dramaturgie las er spannende, actionreiche Passagen aus seinem neuen Roman, „Winzerkrieg“, dem siebten Band rund um den Privatschnüffler André Sartorius und Kriminalhauptkommissar Frank Achill. Und er begann mit dem Anfang, aus dem die Besucher erfuhren, wie Sartorius und seine russische Untermieterin Irina Worobjowa beim Joggen am Rheinufer in Speyer in einem Auto eine übel zugerichtete Leiche eines Mannes entdecken, der durch einen Kopfschuss getötet wurde.
Da die Tatwaffe fehlt, geht die Polizei von einem Mord aus. Ein mysteriöser Facebook-Post hingegen deutet auf Selbstmord hin. Während Kriminalhauptkommissar Achill unter dem Druck seines Vorgesetzten steht und sich zunehmend in Widersprüche verstrickt, nimmt Sartorius die Ermittlungen auf eigene Faust auf. Seine Nachforschungen führen ihn in den Weinort Deidesheim, wo er auf ein Netz aus Intrigen und Machenschaften unter den Winzern stößt. Sartorius entwickelt eine eigenwillige Hypothese, die ihn auf eine überraschende Spur bringt.
Wer Ittensohns Weinkrimis gelesen hat, beherrscht das Weinvokabular und kann bei einer Degustation mitreden. Was macht dieses Genre so beliebt? Es ist die Verbindung aus Spannung, Atmosphärischem und Lokalkolorit. Bei Ittensohn kommt noch die Erzählweise hinzu. Seine Sprache ist klar, einfach, prägnant, aber dennoch subtil, mit Sinn für Farbe, Humor und das spezifische Gewicht der Wörter. Sie ist ungekünstelt, gefeit gegen jeden hohen oder falschen Ton. Seine Krimis unterhalten zwar, gleichzeitig beschreiben und deuten sie die Welt.
Sein Lesen fühlte sich so flüssig und geschmeidig an wie ein gut gekühlter „Feierabend“ am Gaumen, den Uwe Tischmacher den Gästen immer wieder einschenkte. Dieser schmeckte den Gästen genauso gut wie die Pfälzer Häppchen, schließlich ging es ja bei dieser unterhaltsamen Lesung auch um kulinarischen Genuss. Dafür sorgte das Team der Vinothek.
Wenn der Doppelname auf hessischen Dialekt trifft
Die zweite größere Passage, die Ittensohn las, galt der Spurensicherung und der ersten rechtsmedizinischen Einschätzung von Rechtsmedizinerin Astrid Schmollinger-Backhaus. Ittensohns Freude am Doppelnamen der Pathologin, an ihrem rheinhessischen Dialekt sowie an Achills „erstklassigem Pfälzer Hochdeutsch“ war unüberhörbar.
Bereitwillig gab der Autor zwischendurch Auskunft über seinen Schreibprozess. Seine Tage seien konsequent dem Schreiben gewidmet. Die kreativsten Stunden lägen zwischen 9 und 13 Uhr sowie zwischen 17 und 19 Uhr. Die Restzeiten verbringe er mit Recherchen und der Korrespondenz per E-Mail. Vom ersten Einfall bis zum fertigen Buch vergehen rund zwölf Monate. Die ersten vier Monate dienen der Planung und der Entwicklung des Plots – jenem „Gerippe“, an dem die einzelnen Szenen befestigt werden. Die Entfaltung der Handlung, das Aufbauen mehrerer Stränge und Zeitebenen, geschehe durchaus spontan, soll aber stets mit dem Hauptstrang verwoben bleiben. Danach folgten rund vier Monate fürs Schreiben. Diese Phase müsse effizient genutzt werden, denn die anschließende stilistische und orthografische Überarbeitung beanspruche nochmals vier Monate.
Moni Reinsch, die selbst Titel wie „Tod am Berg“, „Tief im Hochwald“ oder „Moselruh“ veröffentlicht hat, betonte: „Ein guter Krimi erfordert gründliche Recherche.“ Uwe Ittensohn sei es gelungen, mit seinen Krimis ein ganz eigenes literarisches Universum zu erschaffen – mit Pfälzer Herz, Verstand und einer gehörigen Portion Lokalkolorit.
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